Meldungsdatum: 22.03.2023
Mehr als 40.000 Ahauser können sich nicht irren! So das optimistische Plädoyer des Ensembles der Burghofbühne Dinslaken in seiner unterhaltsamen aber durchaus auch nachdenklichen Schauspiel-Show am Donnerstag in der Stadthalle. In „Berlin kann jeder, Ahaus muss man wollen“ wurden Klischees sowohl bedient als auch auf die Schippe genommen und hinterfragt: In Spielszenen und Mitmachaktionen wurden kleinstädtische Gartenzäune, ländlicher öffentlicher Nahverkehr und unerfüllte vegane Essenswünsche unter die Lupe genommen.
Spontan mussten die Schauspielerinnen und Schauspieler improvisieren, was für ein Gebäude sich hinter dem Spottnamen „Sankt Horten“ verbergen könnte. Für das wissende Publikum durchaus kurzweilig, wie eine Annäherung über Assoziationen zu Kaufhäusern und Priestern gelang.
Großen Applaus erntete der Auftritt des Chores „For Pleasure“ unter der Leitung von Marion Röder. Die gefühlvolle Interpretation von „Fly with me“ zeigte, wie feinsinnig auch jenseits der urbanen Zentren gemeinschaftlich musiziert wird.
Dramaturgisch gebrochen wurde dieser stimmungsvolle Moment mit einem intensiven Monolog von Norhild Reinicke (übrigens traten alle Darstellenden als „sie selbst“ auf), die während ihrer Jugend in Norddeutschland die Schattenseiten einer großen sozialen Kontrolle erlebte. Ungebremst wütete sie über Homophobie, Vorurteile und Außenseitertum und wurde mit Szenenapplaus belohnt.
Sehr humorvoll ging es dann in ein Quizspiel zwischen dem Technischen Beigeordneten Thomas Hammwöhner und einem (fast) Freiwilligen aus dem Publikum. Ehrgeizig wurde in Anlehnung an das Fernsehformat „Familienduell“ um jeden Punkt gekämpft. „100 Ahauser wurden gefragt …“ nach dem besten Ort für Ausflüge, der bekanntesten Stadtpersönlichkeit und auch der besten Eisdiele. Mit großem Wissen um die Stadt, überzeugten die Duellanten besonders mit Schlagfertigkeit und Humor. Hörbar wurde im Saal mitgerätselt, ausgetauscht und vor allem mitgelacht.
Deutlich ernstere Töne klangen in einem Gespräch mit Daniel Bertsch als Vertreter des Ehrenamtes in Ahaus an. Dankbar schilderte er das Engagement der Helfenden und Spendenden, die die Arbeit der Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge unterstützen. In der Werkstatt – untergebracht auf dem Gelände des Hauses der Integration – werden Geflüchtete angeleitet, aus zwei defekten Rädern ein funktionstüchtiges zu bauen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bereitstellung von Kinder- und Jugendrädern für den Weg zur Schule. „Jede Spende hilft“, so Daniel Bertsch. Hoffnungsfroh machen vor allem die bewegenden Erfolgsbiografien, von denen er berichten konnte.
Nach der Pause zog das Tempo dann nochmal rasant an, als Elisa Oeing, Funkemariechen des Karnevalvereins Klein-Köln Wüllen 1850 e.V. auf die Bühne kommt. Die Sportlerin des Jahres 2021 zeigte in ihrer beeindruckenden Solo-Choreografie die athletische Seite des Gardetanzes.
Bereits im Vorfeld führte das Team aus Dinslaken Interviews mit in Ahaus Lebenden und griff fragmentarisch daraus Ahauser Highlights wie „Digitalstadt“ und „Radfahren“ auf, genauso wie die strittigeren Seiten der Stadt mit „Castortransporten“, „Brennelemente Zwischenlager“ und lokaler Politik.
In Erinnerung bleibt von diesem Abend aber sicher vor allem die große Vielfalt der theatralen Elemente von Video-Einspielungen über Live-Cam Einsatz, von Gesang über Backstage-Showküche, von Impro-Szenen zu Talk-Runden. Wie in einem Kaleidoskop entstand mittels vieler Fragmente ein buntes Bild der Stadt. Damit zeigt das ungewöhnliche Theaterformat die vielen Facetten des Lebens „fern von Flixbus-Anbindung und Uber-Taxen“, wie es Dramaturgin Verena Caspers beschreibt. Und auch die erwartbaren Lacher im Clinch der Ahauser Ortsteile untereinander machten mit viel Augenzwinkern offensichtlich Spaß. Aber vor allem die ehrlichen, authentischen Momente der biografischen Monologe eines Lebens abseits der urbanen Zentren, in denen von Plätzen der Stille, Freunden und Familie, Nähe und Vertrauen erzählt wurde, entließen die Zuschauer in einen Abend, an dem man sich sehr verbunden fühlte mit seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in dieser münsterländischen Mittelstadt namens Ahaus.
Viel Spaß hatten Zuschauer und Teilnehmer beim Quiz in Anlehnung an das TV-Format Familienduell "100 Ahauser wurden befragt ...". Links im Bild der Technische Beigeordnete der Stadt Ahaus, Thomas Hammwöhner
Das Ensemble der Burghofbühne Dinslaken bediente Klischees, nahm sie auf die Schippe und hinterfragte mit Spielszenen und Mitmachaktionen in der nachdenklichen Schauspiel-Show "Berlin kann jeder - Ahaus muss man wollen".
Elisa Oeing, Funkenmariechen des Karnevalvereins Klein-Köln Wüllen 1850 e.V., zeigte in ihrer beeindruckenden Solo-Choreografie die athletische Seite des Gardetanzes.
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