Meldungsdatum: 06.04.2023

Blick über den Tellerrand: Wirtschaft und Sozialarbeit im Gespräch

Der Kasseler Pakt gegen Armut hat sich jetzt dem Thema „Arbeitsmarktintegration – die Unternehmensperspektive“ in einer Podiumsdiskussion gewidmet. Beim Paktforum „Arbeit und soziale Teilhabe“ diskutierten Zuhal Albayrak von der Alka Bau und Sanierung GmbH sowie Mesut Kablan, der Inhaber von Kablan Logistics, mit Neriman Ün-Fahsi vom Mittelhessischen Bildungsverband und dem Nordstadt-Quartiersmanager Umut R. Kaban.

„Die Arbeitswelt und der Arbeitsmarkt sind seit einigen Jahren zunehmend vom demografischen Wandel betroffen. Die Babyboomer gehen in den Ruhestand und die Angehörigen jüngerer Generationen rücken nicht in ausreichendem Maß nach. Hinzu kommen branchenspezifische Herausforderungen wie im Handwerk: Immer mehr Schulabsolventinnen und -absolventen nehmen ein Studium auf, immer weniger entscheiden sich für eine klassische duale Ausbildung. In summa wird überall ein Mangel an entsprechenden Fachkräften festgestellt“, so Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Vorsitzende des Pakts gegen Armut. „Dies betrifft natürlich auch den nordhessischen Arbeitsmarkt. Es bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass immer mehr Bewerberinnen und Bewerber zum Zuge kommen müssten, die bislang auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen hatten.“

Die von Paktkoordinator Carsten Höhre moderierte Veranstaltung hatte zum Ziel, Bedarfe und Potenziale von Unternehmen wie auch von Bewerbenden zu identifizieren und für beide zu verdeutlichen. Nach einer Einführung von Denis Müller, dem Leiter der Kommunalen Arbeitsförderung, stellte zunächst Zuhal Albayrak das Unternehmen Alka Bau vor, welches sie gemeinsam mit ihrem Mann Tevfik Albayrak leitet. Das aus einer ehemaligen Ich-AG erwachsene Hoch- und Tiefbauunternehmen beschäftigt mittlerweile 25 Mitarbeitende. Zur Bewältigung der guten Auftragslage werden Fachkräfte gesucht: Vor allem Maurer, aber auch Tiefbauer, Bauleiter und Bürokräfte.

Mesut Kablans Unternehmen gehört zur Logistikbranche, acht Fahrzeuge sind rund um die Uhr mit Terminaufträgen unterwegs. Auch er sucht qualifizierte Arbeitskräfte mit Führerscheinen verschiedener Klassen, die sicher mit Kunden kommunizieren können. Beide wiesen darauf hin, dass die aktuelle Personalsituation so angespannt sei, dass innerhalb von kleineren und mittleren Unternehmen eine vernünftige Betreuung von Praktika und Auszubildenden schwieriger umzusetzen sei.
Sozialberaterin Neriman Ün-Fahsi gab während der Veranstaltung einen Einblick in ihre Arbeit mit den jungen Menschen. Berufliche Orientierung sei dabei die zentrale Aufgabe: „Die Jugendlichen sind oft verunsichert und besitzen noch keine konkreten Vorstellungen bezüglich der eigenen beruflichen Zukunft. Dennoch sind beispielsweise für junge Flüchtlinge die Chancen auf Ausbildungs- und Arbeitsplätze höher als für ältere Migrantinnen und Migranten. Schwer haben es teilweise auch Akademikerinnen und Akademiker, da deren Abschlüsse nur teilweise oder in einigen Fällen auch gar nicht anerkannt werden.“

Zudem diskutierten die Teilnehmenden über die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, die Rolle der Schulen bei der Berufsorientierung und die Motivation von Bewerberinnen und Bewerbern. Einig waren sich alle darin, dass ein tragfähiges Netzwerk von Unternehmen, welches die Praktikums- und Arbeitssuche erleichtern könnte, hilfreich sei.
Quartiersmanager Umut R. Kaban lobte gerade migrantische Unternehmen, die seiner Erfahrung nach eine größere Offenheit gegenüber nicht ganz gradlinigen Lebensläufen beweisen würden, auch sei der Kontakt zu ihnen schneller herstellbar. „Darüber hinaus besteht dort meist ein guter Draht zu einem festen Ansprechpartner oder zum Inhaber der Firma“, so Kaban.

Pressekontakt: Simone Scharnke