Meldungsdatum: 28.04.2023
Anfang der fünfziger Jahre zeigte in Bocholt der Schienenverkehr sowohl beim Güter- als auch beim Personentransport eine rückläufige Tendenz, weil der Auto- und der Busverkehr stetig zunahm. Die Statistiker zählten am Bahnhof täglich rund 50 Omnibusankünfte und -abfahrten.
Der Ruf nach Schaffung einer zentralen Autobushaltestelle wurde in dieser Zeit immer lauter, doch die Umsetzung scheiterte an der Standortfrage und nicht zuletzt auch an der unzureichenden städtischen Infrastruktur.
Erst im Mai 1965 kam die Sache wieder ins Rollen, nachdem die Besucherströme in die Innenstadt weiter zugenommen hatten und die Grenze zu den Niederlanden längst wieder offen war. Der Bocholter Einzelhandelsverband einigte sich seinerzeit mit der Stadt Bocholt auf die Einrichtung einer Zentralen Omnibus-Haltestelle an der Nobelstraße, und zwar auf dem südlichen Teil des Parks vor dem Kolpinghaus.
5000 Benutzerinnen und Benutzer täglich
Der Busverkehr umfasste in dieser Zeit rund 300 Umläufe mit ca. 5.000 Benutzern täglich. Die Bauarbeiten begannen im September 1965 nach den von Stadtbaurat Winfried Hinz entworfenen Plänen. Sie mussten jedoch im Winter vorübergehend unterbrochen und konnten erst Ende Januar 1966 fortgesetzt werden. Die Haltebuchten wurden demnach mit Großbuchstaben versehen, welche auf einer Hinweistafel die An- und Abfahrtszeiten sowie die Fahrtrichtung der Busse anzeigten.
Zudem waren auf dem Wegweiser die Kennungen für Stadt-, Bahn- und Postbusse farblich unterschiedlich ausgewiesen. Die Fahrgäste erwartete ein überdachter Aufenthaltsbereich mit Sitzbänken, Schauvitrinen, Brunnen und Blumenbeeten. Die ZOH wurde überdies mit einer großen Normalzeituhr, zwei Telefonzellen und einem Briefmarkenautomaten ausgestattet.
Erfolgreiche Generalprobe
Eine ältere Dame kommentierte damals die neue Einrichtung mit den Worten: "Denn Busbahnhoff is jao ganz moj, mor in'n Winterdag sall et hier wall fies trecken!" Im Februar 1968 kam schließlich eine beheizte Wartehalle hinzu. Nach der Fertigstellung der Zentralen Omnibus-Haltestelle wurde übrigens das Teilstück der Ravardistraße vom Markt bis zur Kirchstraße fußläufig ausgebaut.
Am 24. Mai 1966, am Tag vor der offiziellen Inbetriebnahme, stellten die Beschäftigten der Stadtverwaltung sozusagen in einer Generalprobe das reibungslose Funktionieren der neuen Zentralen Omnibus-Haltestelle ZOH unter Beweis, als sie mit ihren Ehepartnern - es waren im Ganzen rund 500 Fahrgäste - mit 13 Bussen einen Betriebsausflug nach Wesel und von dort per Schiff nach Arnheim unternahmen.
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Foto: Stadtarchiv Bocholt / Text: Wolfgang Tembrink
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