Meldungsdatum: 10.05.2023
Er diskutierte mit Fachleute hiesiger Pflegedienste und Einrichtungen in der Stadtsparkasse Bocholt. Der Seniorenbeirat der Stadt Bocholt hatte eingeladen, 150 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen.
Personalmangel, Bürokratie, schleppende Digitalisierung, Imageprobleme - Laumann hörte aufmerksam zu und zeigte Verständnis für die Sorgen und Nöte, die ihm von Fachdiensten und pflegenden Angehörigen aus der Praxis geschildert wurden.
Etwa von Monika Niermann. Sie blickt auf jahrzehntelange berufliche Erfahrung als Pflegekraft zurück und kennt auch die Rolle als pflegende Angehörige im eigenen Familienkreis. Ihr Eindruck: „Pflegende Angehörige sind oftmals überlastet – manchmal weiß ich nicht, wer kränker ist: Der zu pflegende Mensch oder der, der pflegen soll.“ Die Entlastung durch ambulante Dienste sei deshalb wichtig.
Thema Wertschätzung: Pflegeberufe litten unter einem Imageproblem. Es sei nicht einfach, Nachwuchskräfte zu gewinnen. Michaela Schneider, Geschäftsführerin vom ambulanten Pflegedienst „wohnfit“: „Sag´ mal als 19-Jähriger im Freundeskreis ´Ich bin Pflegekraft´ - ist nicht der Burner, ist nicht cool. Dabei ist Pflege vielfältig und hat mit vielen emotionalen Momenten zu tun." Ihr Fazit: "Wir müssen mehr Rückgrat zeigen, brauchen mehr Lobby – wir müssen aber selber auch mehr tun.“
Darüber berichtete Frank Heßling, Pflegedirektor im Kardinal Diepenbrock-Stift. Man sei in Schulen unterwegs, um auf das Berufsfeld neugierig zu machen und Praktikantinnen und Praktikanten zu gewinnen. Werbung über soziale Medien sei wichtig, aber: „Pflege muss man selbst erleben, um zu sehen, ob das beruflich etwas für jemanden sein kann“, war die Überzeugung von Ingo Jansen, Pflegedirektor am Klinikum Westmünsterland.
Parallel gelte es, Pflegekräfte im Ausland zu gewinnen. An die Adresse von Laumann gerichtet, wünschten sich die Fachleute weniger Bürokratie und schnellere Anerkennungsverfahren. Auch Digitalisierung könnte unnötigen Aufwand ersparen.
Für Minister Laumann stand fest: „Wir brauchen professionelle Kräfte, wir brauchen parallel auch die pflegenden Angehörigen wie Familie, Nachbarschaft, Freunde.“ Ein Hauptproblem sieht Laumann im fehlenden Organisationsgrad der „Pflege“. „Da, wo über Pflege entschieden wird, sitzt die Pflege nicht am Tisch. Das müssen wir ändern. Pflege muss sich besser organisieren, weil Pflege sonst fremdbestimmt wird. Pflege sollte als eigenständige Profession ihre Belange vertreten und mit anderen unterschiedlichen Professionen auf Augenhöhe für das Wohl der Menschen da sein.“
Die Veranstaltung begann mit einem Interview mit Bürgermeister Thomas Kerkhoff. „Wir müssen uns mehr um die Menschen kümmern, die Pflege leisten“, so seine Überzeugung. Dabei spiele Anerkennung eine wichtige Rolle. Raimund Stroick moderierte den Abend trotz des ernsten Themas mit Charme und Witz.
Veranstaltung am Freitag
Am kommenden Freitag ist der „Internationale Tag der Pflege“. In der Bocholter Innenstadt werden sich dann zwischen 10 und 16 Uhr verschiedene Einrichtungen und Dienste in der Bocholter Innenstadt der Öffentlichkeit vorstellen. „Der Pflege ein Gesicht geben“, lautet an diesem Tag das Motto.
Pressekontakt: Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (2.v.r.) diskutiert mit Fachleuten aus Bocholt über das Thema Pflege.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (r.) und Bürgermeister Thomas Kerkhoff auf der Diskussionsveranstaltung zum Thema "Pflege" in Bocholt.
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