Meldungsdatum: 11.05.2023
Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten in zahlreichen deutschen Städten die Bücher kritischer Autoren. In Anwesenheit von 70.000 Menschen brannten in dieser Nacht allein in Berlin auf dem Opernplatz 25.000 Bücher lichterloh. Darunter waren auch die Bücher Erich Maria Remarques.
90 Jahre später erinnerte eine Veranstaltung im Friedenssaal des Rathauses an diese Ereignisse. Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, die aus Termingründen der Veranstaltung nur am Ende beiwohnen konnte, ließ in ihrem Grußwort ausrichten: „90 Jahre – das scheint lange her zu sein. Was vor 90 Jahren geschah, ist uns aber vielleicht näher, als uns lieb ist. Heute vor 90 Jahren verbrannten die Nazis die Werke von unliebsamen Autoren – in Berlin aber auch in anderen deutschen Städten: in Münster und Braunschweig zum Beispiel und auch in Dortmund, München und Göttingen. Darunter waren auch die beiden Klassiker von Erich Maria Remarque Im Westen nichts Neues und Der Weg zurück. Dennoch haben die Nazis ihr Ziel nicht erreicht. Trotzdem ist das Kapitel, das die Geschichte dieser Katastrophe des 20. Jahrhunderts schreibt, nach wie vor nicht abgeschlossen. Diese Zeit ist noch nicht fertig mit uns, und wir sind noch nicht fertig mit dieser Zeit.“
Anschließend sprach der kommissarische Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums, Dr. Sven Jürgensen, der zunächst auf die Ermordung von Remarques-Schwester, Elfriede Scholz, einging. Sie war von Roland Freisler zum Tode vorurteilt worden, nachdem sie geäußert hatte, dass der Krieg verloren sei. Ihre Leiche wurde verbrannt, aber es fanden sich 2016 Gewebeproben von ihr und anderen Opfern, die erst 2019 beigesetzt wurden. Jürgensen erwähnte auch die Geschichte von Fritz Behrend, dem Intendanten des Osnabrücker Theaters, der 1933 von den Nazis verjagt wurde, weil er Jude war. Nach ihm ist in Osnabrück eine Straße benannt. Jürgensen hat, zu spät für diese Veranstaltung, Liedkompositionen von Berend im Archiv des Remarque-Zentrums gefunden, die, so hoffte er, bei passender Gelegenheit aufgeführt werden könnten. Jürgensen schloss seinen Bogen der Erinnerung, indem er auf die Verleihung der Mösermedaille zu sprechen kam: Eine Ratsdelegation war 1964 eigens zu Remarque in die Schweiz gereist, um ihn mit dieser höchsten Auszeichnung der Stadt Osnabrück zu ehren. In der Urkunde heißt es: „Er hat den Krieg in seiner Grausamkeit und Sinnlosigkeit dargestellt und die Menschen zum Handeln im Sinne wahrer Humanität aufgerufen. Er hat zudem in weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gewordenen Werken seiner Vaterstadt Osnabrück liebevoll gedacht.“ Über 30 Jahre, nachdem seine Bücher verbrannt worden sind, hat sich die Stadt Osnabrück mit dieser Geste zu Remarque bekannt.
Hugo Langner, Künstler aus Lienen, stellte im Anschluss des Vortrags seine Skulptur „Feuernamen“ vor, die er aus über 300 Jahre altem Holz erschaffen hat und die ein mit einem Bajonett durchstoßenes Buch darstellt.
Martin Wessels-Behrens, Klavier, und Manar Elsayet, Gesang, vom Institut für Musik der Hochschule Osnabrück begleiteten den Abend mit Liedern von Schriftstellern, die verfolgt wurden.
Bildunterschrift (von links nach rechts): Dr. Sven Jürgensen, kommissarischer Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums, der Künstler Hugo Langner und Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. Im Vordergrund die Skulptur „Feuernamen“. Foto: Stadt Osnabrück, Gerhard Meyering
Pressekontakt: Gerhard Meyering | Telefon: 0541 323-4558 | E-Mail: meyering@osnabrueck.de
Bildunterschrift (von links nach rechts): Dr. Sven Jürgensen, kommissarischer Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums, der Künstler Hugo Langer und Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. Im Vordergrund die Skulptur „Feuernamen“.
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