Meldungsdatum: 17.05.2023

Stadt gedenkt der Opfer des kolonialen Völkermords an den Herero und Nama

Info-Stele am Train-Denkmal mit Gedenkminute und Lesung offiziell eingeweiht

Münster (SMS) Mit einer Schweigeminute am Train-Denkmal haben Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern am Dienstag (16. Mai) der Opfer des Völkermords an den Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika gedacht. Bei der Gedenkveranstaltung weihten die Teilnehmenden um Bürgermeisterin Maria Winkel die neue Informations-Stele an dem Kriegerdenkmal am Ludgerikreisel offiziell ein. 

Bei einem vorangegangenen Empfang im Friedenssaal ordnete Ruprecht Polenz, der als Sonderbeauftragter der Bundesregierung seit 2015 das Versöhnungsabkommen mit der Republik Namibia aushandelte, die deutsch-namibischen Beziehungen und das Zustandekommen des Vertrags ein. Bürgermeisterin Winkel appellierte bei dem Austausch im Rathaus an die Anwesenden: „Neben den staatlichen Vereinbarungen wollen wir auf städtischer Ebene den Opfern des Völkermords einen festen Platz in unserer Erinnerungskultur geben. Das heißt auch, dass wir uns mit Fragen der deutschen Verantwortung auseinandersetzen und überlegen, wie wir mit den Folgen des Kolonialismus bis in die Gegenwart umgehen." 

Verantwortung für koloniales Unrecht 

Das Train-Denkmal war 1925 im Gedenken an gefallene Soldaten der Train-Abteilung, einer militärischen Versorgungseinheit, errichtet worden. Durch eine später hinzugefügte Tafel erinnert es zudem an zwei deutsche Soldaten, die „für Königreich und Vaterland“ 1905/06 in den deutschen Kolonialkriegen im heutigen Namibia ums Leben kamen. Mit der Info-Stele bekennt sich die Stadt nun zur deutschen Verantwortung für koloniales Unrecht und die Völkermorde an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. 

Die Schauspielerin Samia Dauenhauer (Theater Münster) begleitete die Gedenkfeier an dem Denkmal mit einer Lesung aus dem Monolog „Pisten“ von Penda Diouf (https://www.theater-muenster.com/produktionen/pisten-70.html). In dem Theaterstück verbinden sich die schmerzhaften Erinnerungen an den Völkermord an den Herero und Nama mit gegenwärtigen Rassismus-Erfahrungen. Das Theater Münster plant eine erneute Aufnahme des gesamten Stücks in den Spielplan.

Hintergrund

Die Info-Stele geht zurück auf Anregungen der Ratsfraktionen und schließlich einen Ratsbeschluss aus dem Juni 2020. Hier entschied das Gremium über ein Konzept zum Umgang mit Kriegerdenkmalen an der Promenade. Im Juni 2022 folgte die Entscheidung zum Aufbau der Info-Stelen in ihrer jetzt vorgesehenen Form. Das Stadtarchiv hatte jüngst eine Online-Präsentation zu kolonialen Spuren in Münsters Stadtbild veröffentlicht: www.stadt-muenster.de/kolonialspuren

Bild Friedenssaal: Ruprecht Polenz (Sonderbeauftragter der Bundesregierung), Bürgermeisterin Maria Winkel und Dr. Peter Worm vom Stadtarchiv Münster beim Empfang in Friedenssaal. Foto: Stadt Münster/Meike Reiners. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

Bild Info-Stele: Samina Dauenhauer (vorne, 2.v.l.) liest aus Penda Dioufs Monolog „Pisten“ vor Enthüllung der Info-Stele am Train-Denkmal. Foto: Stadtarchiv Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 


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Gedenkminute Train-Denkmal Friedenssaal

©  Stadt Münster/Meike Reiners
Gedenkminute Train-Denkmal Friedenssaal

Ruprecht Polenz (Sonderbeauftragter der Bundesregierung, v.l.), Bürgermeisterin Maria Winkel und Dr. Peter Worm vom Stadtarchiv Münster beim Empfang in Friedenssaal.


Gedenkminute Train-Denkmal Info-Stele

©  Stadtarchiv Münster
Gedenkminute Train-Denkmal Info-Stele

Samina Dauenhauer (vorne, 2.v.l.) liest aus Penda Dioufs Monolog „Pisten“ vor Enthüllung der Info-Stele am Train-Denkmal.