Meldungsdatum: 01.06.2023

Verschuldung kann alle treffen – frühzeitig Hilfe holen

Die Stadt Kassel hat in Kooperation mit fünf weiteren anerkannten Schuldenberatungsstellen im Stadtgebiet das Angebot der Schulden- und Insolvenzberatung massiv ausgebaut.

„Durch den Ausbau der Angebote im Stadtgebiet Kassel möchten wir das Thema Verschuldung enttabuisieren und auf die professionellen und kostenfreien Angebote aufmerksam machen, damit sich die Spirale der Überschuldung nicht noch weiterdreht“, sind sich Bürgermeisterin Ilona Friedrich und die Geschäftsführungen der anerkannten Schuldenberatungsstellen einig. Wie auch die Stadt Kassel bieten sie alle kostenfreie Schuldenberatungen für die Bürgerinnen und Bürger an.

 

Trotz stetiger Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Gebiet der Stadt Kassel verharrt die Anzahl der überschuldeten Personen weiterhin auf hohem Niveau. Im aktuellen SchuldnerAtlas 2022 des Wirtschaftsinformationsdienstes Creditreform rangiert die Stadt Kassel mit einer Verschuldungsquote in Höhe von
12,78 Prozent weiterhin in der Liste der 25 Städte mit der höchsten Quote an überschuldeten Personen (Platz 376, Vorjahr 377, von 401 Gebietskörperschaften). Die Quote für den Landkreis Kassel liegt bei 8,13 Prozent für Hessen bei 8,43 Prozent und der Bundesdurchschnitt beträgt 8,48 Prozent.

 

In manchen Stadtteilen sind bis zu einem Viertel der Menschen von Überschuldung betroffen. Zwar wurde die Spirale durch geringere Konsummöglichkeiten zuletzt abgeschwächt, aber gleichzeitig registrieren die Beratungsstellen einen Anstieg von online-Spielsucht und online-Einkaufssucht. So stieg die Gesamtzahl der Beratungen bei allen Schuldenberatungsstellen in 2022 auf insgesamt knapp 2.600 Beratungen; in 2020 gab es insgesamt rund 2.130 Beratungen.

 

Ursachen von Schulden

Die Ursachen einer Ver- oder gar Überschuldung sind vielfältig und sie kann jede und jeden treffen. Die Überschuldung kann schleichend, aber auch völlig unerwartet entstehen. Gründe dafür sind etwa eine Trennung, ein Todesfall oder eine schwere Krankheit. „Solche Ereignisse heben unser Leben aus den Angeln - emotional, gesundheitlich und finanziell. Aber auch längere Phasen von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit, ein langfristiges Niedrigeinkommen oder exzessive Internetkäufe können zu einer finanziellen Schieflage führen“, erläutert Bürgermeisterin Friedrich. Wichtig sei, dass sich Betroffene frühzeitig an eine der anerkannten und kostenfreien Schuldenberatungsstellen wenden. „Man muss sich nicht für seine Situation schämen, sondern sollte sich ihr stellen und so schnell wie möglich professionelle Hilfe holen“, so Friedrich weiter.

 

Kostenfreie Hilfe für alle

Je früher die finanziellen Schwierigkeiten erkannt werden und ihnen begegnet wird, desto geringer ist die Gefahr, dass sie noch weiter ansteigen. Die Angebote richten sich auch an Personen im Transferleistungsbezug. Hier liegt der Beratungsschwerpunkt nicht nur auf der Schuldenregulierung, sondern beispielsweise auch im Abbau von Vermittlungshemmnissen in den Arbeitsmarkt.

 

Neben der im Sozialamt der Stadt Kassel angesiedelten kommunalen Schulden- und Insolvenzberatung bieten auch folgende Institutionen eine professionelle und kostenfreie Schuldenberatung an:

 

 

Grundsätzlich stehen diese Beratungsstellen allen Personen offen. Die jeweils geschulten Mitarbeitenden

 

 

Einige Beratungsstellen haben sich zusätzlich auf einen bestimmten Personenkreis und dessen speziellen Notlagen spezialisiert beziehungsweise bieten besondere Beratungsangebote an.

 

„Die Stadt Kassel hat bereits während der Corona-Pandemie Unterstützungsangebote wie das Programm ‚Kopf hoch Kassel!‘ aufgelegt und die Haushaltsmittel für die Schuldenberatung im Haushaltsplan 2021 massiv erhöht. Damit wurde in der städtischen Schulden- und Insolvenzberatung eine weitere Personalstelle eingerichtet sowie die Zuwendungen an die anerkannten Schuldenberatungsstellen erhöht, damit auch deren Angebote ausgeweitet werden können“, so Bürgermeisterin Friedrich. „In diesem Zusammenhang wurden Zugänge erleichtert und Wartezeiten reduziert, so dass Betroffene einen sehr niedrigschwelligen Zugang zu den Beratungsstellen haben. Auch mit dem Pakt gegen Armut setzt die Stadt Kassel ein Zeichen und verdeutlicht, dass ihr die Sorgen und auch finanziellen Nöte ihrer Einwohnerinnen und Einwohner nicht egal sind, sondern sie mit einer wirksamen Sozialpolitik gegensteuert.“

 

Finanziert werden die Schuldenberatungen über kommunalisierte Landesmittel sowie aus städtischen Mitteln.

 

Die Kommunale Schulden- und Insolvenzberatung des Sozialamtes

Die Kommunale Beratungsstelle berät alle Personen aus Kassel mit einer Überschuldungsproblematik, die keine Leistungen des Jobcenters beziehen. Die individuelle Einkommenssituation ist dabei unerheblich. Ziel ist es, den Menschen in ihrer prekären finanziellen Situation Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, aus der Schuldensituation herauszukommen und neue Perspektiven zu finden. Auch wenn grundsätzlich Wahlfreiheit bei der Auswahl der Schuldenberatungsstelle besteht, so erzeugt die Anbindung der Kommunalen Schulden- und Insolvenzberatung an das Sozialamt häufig Synergieeffekte und garantiert kurze Wege, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Abteilungen des Sozialamtes oder auch anderer Fachämter kurzfristig Kontakte herstellen können, wenn sie vermuten, dass bei jemandem auch eine Schuldenproblematik vorliegen könnte.

 

Angebote vom Kulturzentrum Schlachthof für Menschen mit Migrationshintergrund

Aufgrund von geringen Einkommen, fehlenden Sprachkenntnissen und mangelndem Wissen über deutsche Zahlungs- und Kreditsysteme einerseits sowie die unterstützenden Beratungs- und Hilfsangebote andererseits, sind besonders Menschen mit Migrationshintergrund von Überschuldung bedroht. Daher bietet das Kulturzentrum Schlachthof Aufklärung, Prävention und konkrete niedrigschwellige Beratung bei akuten Schuldenproblematiken unter diesen Aspekten an. „Ein besonderes Angebot machen wir zudem älteren Menschen ab 60 Jahren in unserem Café Lebenslust. Mit Blick auf den bevorstehenden Ruhestand sowie die damit einhergehenden finanziellen Veränderungen sind meist viele Dinge neu zu ordnen und auch die Finanzsituation zu überprüfen, um das Beste aus dem neuen Lebensabschnitt zu machen“, so Mirko Zapp, Geschäftsführer des Kulturzentrum Schlachthof.

 

 

 

Beratung für Suchterfahrene durch die Drogenhilfe Nordhessen e. V.

Das Angebot der Drogenhilfe Nordhessen e. V. richtet sich vorrangig an Personen mit einer Suchtproblematik und mit psychischen Erkrankungen. Einzelpersonen und Familien aus der Stadt Kassel, die ihren Lebensunterhalt über Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II (SGB II) beziehungsweise Sozialhilfe oder Grundsicherung (SGB XII) absichern, und zusätzlich unter den genannten Problematiken leiden, finden hier Hilfe.

 „Auch wenn sich unsere Klienten in einer schwierigen Lebensphase befinden und dadurch nicht eigenständig in der Lage sind etwa eine Forderungsaufstellung zu erstellen, können wir gezielt weiterhelfen. Unsere Mitarbeitenden verfügen über langjährige Erfahrung in der Drogenarbeit, wissen um die Nöte der Betroffenen. Und wir bieten unser Angebot an verschiedenen Standorten von Einrichtungen der Drogenhilfe an“, so Angela Waldschmidt, Geschäftsführerin der Drogenhilfe Nordhessen e. V..

 

Präventionsangebote des Diakonischen Werkes Region Kassel

Das Diakonische Werk bietet unter dem Titel „Keine Macht den Schulden“ auch Präventionsangebote in Form von Seminaren, Workshops und Info-Veranstaltungen an. Sie richten sich an Schulen, Bildungsträger, Firmen, Fachdienste, Behörden, Kirchengemeinden und interessierte Einzelpersonen. Geschäftsführerin des Diakonisches Werkes Region Kassel Tamara Morgenroth: „Unser Präventionsangebot ‚Keine Macht den Schulden‘ ist ein wichtiger Baustein in der Schuldenbekämpfung, weil es Menschen für die Ursachen von Schulden sensibilisiert und zum verantwortlichen Umgang mit dem eigenen Geld befähigt."

 

Mobile Schuldenberatung vom Caritasverband Nordhessen-Kassel e. V.

Die mobile Schuldenberatung der Caritas bietet Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die die Beratungsstelle nicht aufsuchen können, eine Beratung mittels Hausbesuches an. Auch dieser Service ist kostenfrei und richtet sich an Menschen, die in Kassel leben. „Unser Anspruch als Caritas ist es, rat- und hilfesuchenden Menschen möglichst schnell und unbürokratisch zu helfen. Daher freuen wir uns sehr, dass auch verschuldete Menschen in Kassel die freie Wahl haben, wo sie sich zur Bewältigung ihrer finanziellen Situation beraten lassen möchten. Unser Beratungsangebot vor Ort kann da sicherlich einen weiteren wichtigen Beitrag leisten, um allen Betroffenen helfen zu können“, so Caritas-Geschäftsführer Alexander Ponelies.

 

Offene Schulden-Sprechstunde vom Soziale Hilfe e. V.

Die offene Sprechstunde ist ein wöchentlich stattfindendes niedrigschwelliges Angebot für verschuldete Bürgerinnen und Bürger aus Kassel, vorrangig für wohnungslose und Haftentlassene. Ohne die Notwendigkeit zuvor einen Termin ausmachen zu müssen, haben Interessierte die Möglichkeit, in der jeweils dreistündigen Beratungszeit an einem Vormittag und einem Nachmittag in der Woche vorzusprechen. Als Teil des Vereins Soziale Hilfe, der seit vielen Jahren im Kasseler Hilfesystem mit dem Schwerpunkt Hilfe für Wohnungslose und Haftentlassene etabliert ist, werden mit diesem Schuldnerberatungsangebot vermehrt Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten angesprochen. „Hierbei spielt die enge Zusammenarbeit mit der Stiftung ‚Resozialisierungsfonds für Straffällige‘ in Hessen und anderen Stiftungen eine tragende Rolle. Sie nehmen einen wichtigen Part bei der Ermöglichung von außergerichtlichen Einigungsversuchen durch die Gewährung von Darlehen für Vergleichsverhandlungen ein“, sagt Michael Kurz, Geschäftsführer von Soziale Hilfe e. V..

 

Die Kontaktdaten der einzelnen Beratungsstellen sowie weitere Unterstützungsangebote sind in der Broschüre „Sozial. Na Klar. Kassel hilft“ und auf www.kassel.de/beratung zusammengestellt.

Pressekontakt: Michael Schwab


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Schulden- und Insolvenzberatung in Kassel massiv ausgebaut

©  Bernd Schoelzchen/Stadt Kassel
Schulden- und Insolvenzberatung in Kassel massiv ausgebaut

Die Stadt Kassel hat in Kooperation mit fünf weiteren anerkannten Schuldenberatungsstellen im Stadtgebiet das Angebot der Schulden- und Insolvenzberatung massiv ausgebaut (v.l.): Sozialamtsleiterin Anja Deiß-Fürst, Alexander Ponelies (Caritasverband Nordhessen-Kassel), Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Christian Becker (Drogenhilfe Nordhessen), Tamara Morgenroth (Diakonisches Werk Region Kassel), Mirko Zapp (Kulturzentrum Schlachthof) und Markus Huke (Schuldenberatungsstelle Stadt Kassel).


Vielfältige Beratungsangebote für Betroffene

©  Bernd Schoelzchen/Stadt Kassel
Vielfältige Beratungsangebote für Betroffene

Sabine Moritz von der Schuldenberatung der Stadt Kassel im Beratungsgespräch. Wer durch Arbeitslosigkeit oder eine Erkrankung in finanzielle Not geraten ist, sollte sich frühzeitig Hilfe holen, damit sich die Spirale der Überschuldung nicht weiterdreht.