Meldungsdatum: 12.07.2023

Schnupperstunden für Kinder in Kasseler Kitas

Eine neue Umgebung, viele Kinder und dann auch noch eine fremde Person, die einem etwas zu essen gibt – Kita-Kinder müssen für ihr Alter schon ganz schön viel Neues lernen. Und für Eltern ist die Situation als Kita-Neuling auch nicht einfacher: Mittagessen in der Kita? Gibt es eine feste Anfangszeit? Und wie sieht überhaupt der Kita-Alltag aus? Genau für diese Fragen gibt es für bestimmte Kinder und ihre Familien die Schnupper-Kitas des städtischen Projektes „Kita-Einstieg Kassel“.

„Der Weg in die Kindertagesbetreuung kann für Familien und deren Kinder mit verschiedenen Hürden und Hindernissen verbunden sein. Sei es durch Sprache, die eigene Lebensgeschichte und die der Eltern oder durch geringe finanzielle Ressourcen. Diesen Familien möchten wir mit unseren Schnupper-Kitas unter die Arme greifen, Ängste und Vorurteile abbauen und so durch eine gute Kindertagesbetreuung allen Kindern gleiche Chancen für ihren weiteren Weg ermöglichen“, erläutert Kinder- und Bildungsdezernentin Nicole Maisch. „Viele Eltern verspüren einen großen Druck und haben viele Sorgen bezüglich der Eingewöhnungsphase. Oft kennen sie keinen ‚Kindergarten‘. Diese Sorgen versuchen die pädagogischen Fachkräfte den Eltern zu nehmen. Sie führen viele Gespräche, beantworten Mails, oft auch noch nach der eigentlichen Arbeitszeit. Die Belastung war für alle also groß. Unsere Antwort darauf ist die Entwicklung der ‚Schnupper-Kita‘. Gemeinsam mit den Kita-Leitungen und den freien Trägern konnten wir in kurzer Zeit die ersten Konzeptideen entwickeln“, ergänzt Antje Kühn, Leiterin des Amt Kindertagesbetreuung Kassel.
Mehrsprachige Schnupper-Kitas

Die Schnupper-Kita wird seit dem Frühjahr 2023 in acht Kooperations-Kitas in den Stadtteilen Brückenhof / Oberzwehren, Bettenhausen und Rothenditmold umgesetzt. Dabei sind die Kitas teils durch die Stadt Kassel betrieben, teils durch freie Träger. Einige Schnupper-Kitas werden sogar mehrsprachig und somit passgenau für die Eltern angeboten.
Einmal in der Woche treffen sich die Kinder und ihre Eltern in der Kita, von der sie bereits eine Zusage für einen Betreuungsplatz haben, für zwei Stunden mit den Fachkräften des Projektes „Kita-Einstieg Kassel“. „Auch nach der Kitaplatz-Zusage gibt es noch Herausforderungen für Familien, Kinder und das pädagogische Fachpersonal. Wir verstehen uns daher als Brückenbauerinnen zwischen Familien und der Kindertagesstätte. Dazu ist die enge Kooperation zwischen uns als Fachkräfte des Projektes ‚Kita-Einstieg Kassel‘ und den Kitas sowie den Eltern sehr wichtig. In jeder Kita und in jedem Stadtteil sind die Gegebenheiten, die Ressourcen und damit auch Anforderungen sowie Herausforderungen sehr unterschiedlich. Wir gehen ins Gespräch mit den Kitas, mit den Eltern und fragen konkret: Was brauchen die Eltern für den Übergang? Was braucht die Kindertageseinrichtung?“, erklärt Nadine Haupt, Erzieherin und pädagogische Fachkraft im Projekt „Kita-Einstieg Kassel“ das Vorgehen.

Inhaltlich bereiten diese wöchentlichen Treffen alle auf den Übergang in die Kita vor. „Der Widererkennungswert durch die Rituale am Morgen, Ankommen, Hände waschen, gemeinsames Singen und Spielen, schafft bei den Kindern Vertrauen und Sicherheit. Wenn sie dann tatsächlich jeden Tag in die Kita kommen, kennen sie diese schon, können sich schneller in die Gruppe eingewöhnen“, sagt Lydia Bierwirth, Leiterin des Projekts „Kita-Einstieg Kassel“. „Zudem üben die Kinder ihre Sozialkompetenzen ein, ihre sprachlichen und motorische Kompetenzen.“
Gestützt werden die Angebote durch eigens im Projekt entwickelte Materialien, die den Einstieg erleichtern sollen. Dazu zählt etwa auch das in mehreren Sprachen veröffentlichte Buch „Von der Familie in die Kita. Ein Buch von Eltern für Eltern“.

Netzwerken macht’s möglich
„Das alles ist nur durch die Kooperationen mit den pädagogischen Fachkräften der freien Träger Kulturzentrum Schlachthof, AWO Nordhessen und Frauentreff Brückenhof e.V. möglich. Zwar liegt die Projektkoordination beim städtischen Amt Kindertagesbetreuung Kassel, jedoch ist die gesamte Umsetzung ein Produkt sehr guter Teamarbeit“, sagt Antje Kühn, Leiterin des Amt Kindertagesbetreuung Kassel. „Uns ist wichtig, die Teilhabechancen für die Kinder innerhalb der Stadt Kassel zu erhöhen. Dazu gehören niedrigschwellige, kostenfreie Angebote, die Familien auf dem Weg in die Regelbetreuung begleiten und unterstützen und damit Brücken in die frühe Bildung bauen. Dieses Ziel eint uns alle – egal ob städtische oder private Träger“, fügt Monika Stier, stellvertretende Leiterin des Amt Kindertagesbetreuung Kassel, hinzu.
Das neunköpfige stadtweite Team setzt sich aus Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, pädagogischen Fachkräften sowie Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten zusammen. Die Fachexpertise fließt in regelmäßigen Quartalstreffen im Amt Kindertagesbetreuung zusammen. „Hier besprechen wir die neuen Entwicklungen, Bedarfe der Familien und der Sozialräume. Aber auch Verbesserungsvorschläge ebenso wie die Erfolge und freudigen Rückmeldungen der Familien werden so ins Amt Kindertagesbetreuung Kassel rückgekoppelt. Dadurch können wir Angebote gegebenenfalls anpassen oder auf anderen Ebenen in die Planung aufnehmen“, erklärt Projektleiterin Bierwirth. „Durch eine solche Rücksprache entstand damals auch die Idee der Schnupper-Kitas“, erinnert sich Bierwirth.

Erfolg nicht nur bei den Kindern
Durch die Treffen in den Schnupper-Kitas werden nicht nur die Kinder gefördert. Auch die Eltern werden bei kreativen Aufgaben in ihrer Erziehungskompetenz bestärkt. „Sie werden dabei auch ermutigt, Fragen zum deutschen Bildungssystem zu stellen, sich einzubringen mit ihren besonderen Kenntnissen. Wissen und gegenseitiges Verständnis zwischen Eltern und pädagogischem Fachpersonal tragen hier zu einer gelingenden Erziehungspartnerschaft bei“, so Kinder- und Jugenddezernentin Maisch.
Dass die Schnupper-Kitas bei den Eltern gut ankommen, bestätigt auch eine teilnehmende Mutter: „Mit meiner großen Tochter war die Eingewöhnung sehr schwierig, sie hat viel geweint und konnte sich nicht trennen. Das war auch für mich als Mutter schwer. Ich habe mit meinem Sohn dann eine Schnupper-Kita besucht und da war die Eingewöhnung plötzlich so einfach. Er wusste schon wo die Gruppen sind und wo man sich die Hände wäscht. Die Kita war nicht fremd für ihn und er hatte richtig Spaß hierher zu kommen. Auch bei meinem dritten Kind nutze ich das. Wir gehen jede Woche hin. Und es hilft uns beiden, wir können entspannter in die Eingewöhnung gehen“.

„Meistens sind es die Mütter, die die Schnupper-Kita besuchen. In der ersten Zeit waren sie sehr zurückhaltend und haben aufgrund sprachlicher Barrieren oftmals die Väter der Kinder vorgeschickt um etwas mit uns zu klären. Mittlerweile sind sie auch so selbstbewusst, sie suchen den Kontakt, führen Gespräche mit uns, die Kinder freuen sich herzukommen und wollen manchmal gar nicht mehr gehen“, erzählt Marina Steinhelfer, Leiterin der Kita Rothenditmold, die ein Schnupper-Kita-Standort ist.
„Das Projekt sorgt heute schon für eine verbesserte kommunale Verantwortungsgemeinschaft. Dies gelingt durch ein gut funktionierendes und aufeinander abgestimmtes System sowie die Bildung von starken Netzwerken für Familien und Kinder innerhalb der Stadt Kassel. Das Projekt ergänzt die bereits bestehenden Anstrengungen und trägt damit zur Chancen– und Bildungsgerechtigkeit bei“, resümiert Maisch.

Hintergrund:
Mit dem Projekt „Kita‐Einstieg Kassel: Brücken bauen in frühe Bildung“ fördert die Stadt Kassel stadtweite niedrigschwellige Angebote, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten und unterstützend begleiten. Damit wird das erfolgreiche Bundesprogramm „Kita‐Einstieg“ (2017 – 2022) in der Stadt Kassel fortgeführt. Die im Amt Kindertagesbetreuung Kassel angesiedelte Koordinierungsstelle ist zuständig für das gesamte Projektmanagement. Dazu gehören die Projektplanung –und ‐steuerung sowie Konzeptionsentwicklung, die Mittelverwaltung und das Controlling.

Die Angebote im Kita‐Einstieg Kassel:
• bieten Unterstützung bei der Orientierung im System der frühen Bildung,
• informieren die Familien über Möglichkeiten der frühen Bildung in Kassel,
• vermitteln und ermöglichen erste Einblicke in die Kindertagesbetreuung,
• beraten hinsichtlich Bildungs‐ und Erziehungsfragen auf kultursensible Weise,
• arbeiten eng mit Kooperations‐Kitas im Stadtgebiet Kassel und
• unterstützen den Übergang von der Familie in die Kita.
Dabei werden mit den Kooperationspartnern Frauentreff Brückenhof, Kulturzentrum Schlachthof gGmbH und der AWO Nordhessen neben der Schnupper-Kita folgende Angebote umgesetzt:
• Spielkreise und pädagogische Angebote für Kinder von 0 bis 6 Jahren und deren Familien,
• Beratung und Unterstützung zur Kita‐Anmeldung,
• Beratung und Unterstützung zu Bildungs‐ und Erziehungsfragen (mehrsprachig),
• Bereithalten von Informations‐ und Aufklärungsmaterialien,
• Workshops / Inputs und Beratungen für Fachkräfte zu kultursensiblen Themen und
• Netzwerk‐ und Nahtstellenarbeit mit lokalen AkAkteuren und Netzwerken.

Pressekontakt: Simone Scharnke


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Schnupperkitas in der Stadt Kassel

©  Stadt Kassel / Andreas Fischer
Schnupperkitas in der Stadt Kassel

Bildungsdezernentin Nicole Maisch besucht die Schnupper-Kita in Rothenditmold.


Schnupperkitas in der Stadt Kassel 2

©  Stadt Kassel / Andreas Fischer
Schnupperkitas in der Stadt Kassel 2

Schnupperkitas in der Stadt Kassel