Meldungsdatum: 17.07.2023
Das Projekt #kunstsichtbar sorgte bereits beim KulturTriathlon 2021 für viel Aufmerksamkeit. Osnabrücker Künstlerinnen und Künstler bemalten und beklebten Litfaßsäulen und hängten künstlerische Banner an Fassaden, um so in der kulturarmen Corona-Zeit Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen. Nun greift das Projektbüro im städtischen Fachbereich Kultur die Idee wieder auf und lässt 16 Künstlerinnen und Künstler erneut Litfaßsäulen in Osnabrück gestalten. Noch bis Montag, 24. Juli, sind die Kunstwerke zu sehen.
Die Idee zur Neuauflage von #kunstsichtbar hatte Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros im städtischen Fachbereich Kultur. „Die positive Resonanz auf #kunstsichtbar 2021 hat uns motiviert, das Projekt erneut aufzugreifen. Passantinnen und Passanten kommen so ganz nebenbei mit Bildender Kunst in Berührung und können die hohe Qualität und Vielfalt der Kunstszene in dieser Stadt entdecken. Das bringt einige vielleicht dazu, sich näher mit speziellen Künstlerinnen und Künstlern zu beschäftigen.”
Auf der Litfaßsäule vor der Sporthalle am Schlosswall lacht eine gelbe Katze mit einer Blume im Fell und einem Peace-Zeichen auf der Brust die Vorbeikommenden an. Bewusst knüpft Jens Raddatz damit an Zeiten von Flower Power und Kuba-Krise sowie an eine Generation an, die sich aufmachte, um die Welt zu verbessern. „Mit genau diesem Vibe möchte ich die Öffentlichkeit in der Stadt Osnabrück ausstatten. Sie soll mit einem kleinen Lächeln im Ampelrückstau stehen, mit einem schmunzelnden Blick auf das große Ereignis ‚375 Jahre Westfälischer Frieden‘ schauen können. Kurz – die Kunst soll gute Laune machen und verbreiten“, sagt Raddatz. An der Säule hängen zudem handgedruckte Sticker mit dem Motiv zum Mitnehmen. Die Passantinnen und Passanten sind aufgefordert, die Friedensbotschaft in der Stadt zu verbreiten.
Das Bild von Shabnam Parvaresh mit dem Titel „Common Ground“ beschäftigt sich mit der Suche der Gesellschaft nach Orientierung und Perspektiven. „Inspiriert war ich vor Ort vom Gebäude des Jobcenters, wo die klaren Formen des Gebäudes auch den staatlichen Wunsch nach Ordnung widerspiegeln. Dieser staatliche Wunsch nach Ordnung wird durch die Menschen und ihre Schicksale herausgefordert, die das Jobcenter besuchen und es ergibt sich ein komplexes Geflecht aus Anspruch und Wirklichkeit. Ich glaube, dass die Unsicherheiten in der Gesellschaft immer stärker werden und man merkt es, wenn man dort ist.“
Jens Raddatz knüpft mit seiner Arbeit an seinen Beitrag zu #kunstsichtbar 2021 an, als er eine andere Litfaßsäule mit einer Katze gestaltete und die Sticker dieses Motivs an vielen Stellen in Osnabrück wiederzufinden waren. In den Sozialen Netzwerken verbindet er das Motiv mit dem Hashtag #catupyourcity.
Katrin Lazaruk setzt sich damit auseinander, dass die Kunstgeschichte nach wie vor allem auf männliche Künstler schaut und die Namen von Frauen in der Kunst deutlich weniger präsent sind. Sie hat deshalb auf die Litfaßsäule an der Ecke Hasetorwall/Turnerstraße Gesichter berühmter Künstlerinnen gemalt. „Ich möchte auf diese Ungerechtigkeit und die mangelnde Sichtbarkeit der Künstlerinnen hindeuten. Die Litfaßsäule ist ein Denkanstoß und zeigt siebzehn ausgewählte weibliche Künstlerinnen“, sagt Lazaruk.
Wer hat Vorfahrt? Mensch oder Tier? Hendrik Spiess thematisiert mit seinem Motiv auf der Säule am Hoffmeyerplatz/Ecke Rehmstraße das Missverhältnis von Mensch und Natur. Es zeigt einen Hirsch, der über eine Straße läuft, und darüber den Satz „Das Tier überquert nicht unsere Straße, unsere Straße durchquert den Lebensraum des Tieres“. Spiess verweist damit nicht nur auf die jährlich rund 250.000 Wildunfälle in Deutschland, sondern auch darauf, wie Zersiedelung und Straßenverkehr Tiere und Pflanzen bedrohen. „Das völlig überbordende bundesdeutsche Verkehrswegenetz zerstückelt unsere heimischen Landschaften, Wälder und Wiesen. Sogar Naturschutzgebiete werden zerrissen, so dass Wildtiere nicht mehr wandern können und sich in der Folge auch nicht mehr genetisch austauschen können“, so Spiess. Sein Motiv ist zudem ein Plädoyer gegen die geplante Verlängerung der A33, da die geplante Trasse ein FFH-Schutzgebiet auf einer Länge von 2,4 Kilometern durchquert.
„Das Maß aller Dinge“ nennt Werner Kavermann seine Arbeit auf der Litfaßsäule am Erich-Maria-Remarque-Ring/Ecke Karlstraße. Sie zeigt einen Menschen, der in ein Maßband eingewickelt ist und nicht mehr daraus herauskommt. „Der Mensch hält sich selbst für das Maß aller Dinge, ist aber selbst ein Gefangener seiner Maßstäbe“, sagt Kavermann. Sein Beitrag kommentiert ironisch, dass Menschen sich oft zu wichtig nehmen.
Das Projekt #kunstsichtbar läuft parallel zur Langen Nacht der Ateliers, die am Freitag, 14. Juli, und Samstag, 15. Juli, stattfindet und bei der mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Hendrik Spiess greift das Thema Umwelt- und Klimaschutz zudem mit einem weiteren Projekt von Donnerstag, 24. August, bis Dienstag, 5, September, auf. In diesem Zeitraum präsentiert er nicht nur eine Installation in der Galerie KunstGenuss, gleichzeitig gehören auch Kunst-Workshops, Exkursionen und Fachvorträge zum Programm.
Weitere Informationen sind bei Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros im Fachbereich Kultur, Telefon 0541 323-4211, E-Mail bramlage@osnabrueck.de erhältlich.
Folgende Künstlerinnen und Künstler haben diese Litfaßsäulen gestaltet:
Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Telefon 0541 / 323-3217 | mitlewski@osnabrueck.de
Litfaßsäule gestaltet von: Nikola Dicke, Gustav-Heinemann-Platz/Augustenburger Straße
Sämtliche Texte und Fotos können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Stadt Osnabrück" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.