Meldungsdatum: 31.07.2023

„Ablenkung vom Krieg“: Kinder aus Winnyzja besuchten Münster

Stadt organisierte Erholungsfreizeit / Interview mit Christiane Lösel

Münster (SMS) 44 Kinder aus Münsters ukrainischer Solidaritätspartnerstadt Winnyzja waren vom 23. bis zum 31. Juli in Münster zu Gast. Das Büro Internationales im Amt für Bürger- und Ratsservice der Stadt Münster hatte eine einwöchige Erholungsfreizeit für die Gruppe organisiert und begleitet. Christiane Lösel, Leiterin des Büros Internationales, spricht im Interview über die zurückliegenden Tage.

Wer genau war in den vergangenen Tagen bei uns in Münster zu Gast?

Christiane Lösel: Die Stadt Winnyzja hat gezielt Kindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren die Reise nach Münster ermöglicht, die entweder einen Elternteil im Krieg verloren haben oder bei denen ein Elternteil aktuell als vermisst gilt. Die Kinder kamen aus unterschiedlichen Schulen in der Stadt. Begleitet wurden sie von sechs Betreuerinnen – nur Frauen, weil Männer ja in der Regel nicht ausreisen dürfen. Schon am ersten Tag hat uns die Offenheit und Neugierde der Gruppe beeindruckt, aber eben auch die liebevolle Betreuung durch die begleitenden Fachkräfte.

Wie sah das Programm für die Kinder und die Betreuerinnen aus? Wer hat alles an der Erholungsfreizeit mitgewirkt?

Lösel: Grundsätzlich ist meiner Kollegin Lisa Lotte Reiners und mir bei der Vorbereitung vor allem eines aufgefallen: Egal, wen wir um Unterstützung bei der Freizeit gebeten haben, wir sind sofort auf großes Interesse und eine überwältigende Hilfsbereitschaft gestoßen. Beim Fachprogramm für die Betreuerinnen konnten wir auf die Hilfe verschiedener anderer städtischer Ämter zählen. Die Kinderfreizeit konnten wir nur dank der umfassenden Unterstützung durch die Vereine “Ukraine in Not” und “Ukrainische Sprache und Kultur”, den Arbeiter-Samariter-Bund, die Universität Münster, das Freilichtmuseum Mühlenhof und den NABU-Münsterland realisieren. Ein Dank geht auch an die Sparkasse Münsterland Ost für die finanzielle Unterstützung der Freizeit. Auf dem Programm standen unter anderem eine Stadtführung, eine Kanutour auf der Werse, ein Kunstworkshop beim LWL Museum und ein Besuch im Allwetterzoo. Die Betreuerinnen besuchten beispielsweise das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Hiltrup und tauschten sich mit städtischen Vertreterinnen und Vertretern zu verschiedenen Themen aus. Das war eine absolute Bereicherung für beide Seiten.

Wie ist die Idee für die Freizeit entstanden?

Lösel: Dieses Jahr im März war eine Delegation aus Winnyzja zu Gast in Münster, um die Partnerschaft zu besiegeln. In diesem Rahmen hat die Stadt Winnyzja den Wunsch geäußert, eine Kinderfreizeit durchzuführen. Unsere Gäste haben uns damals geschildert, wie insbesondere Kinder extrem unter der aktuellen Situation leiden. Für uns ist es unvorstellbar, in der Schule fast täglich Bombenalarme zu erleben und bis zu zwei Stunden im Bunker sitzen zu müssen. In Winnyzja ist das momentan Normalität. Der Unterricht findet dort aktuell im Schichtbetrieb statt, weil immer nur so viele Schülerinnen und Schüler in der Schule sein dürfen, wie Plätze im Schutzraum vorhanden sind. Unser Ziel war es daher, den Kindern durch die Freizeit eine kurze Ablenkung vom Krieg in der Heimat zu ermöglichen.

Haben sich diese Erwartungen an das Projekt erfüllt? Welche Rückmeldungen haben Sie von den Kindern und den Betreuerinnen erhalten?

Lösel: Natürlich war während des Aufenthalts nicht plötzlich alles vergessen, was in der Ukraine geschieht, es sind auch hier Tränen geflossen. Einige der Kinder haben erst vor Kurzem ein Elternteil verloren. Das hat uns alle sehr bewegt. Über eine Warn-App haben die Kinder außerdem regelmäßig überprüft, was aktuell in Winnyzja passiert. In einer Nacht wurden Raketen abgefangen, die die Stadt treffen sollten. Die entstandenen Splitter sind im Umland von Winnyzja gelandet und haben Menschen schwer verletzt. Das war natürlich für die Kinder sehr belastend und hat die Betreuerinnen besonders gefordert. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir unser Ziel erreicht haben und die Woche den Kindern und Betreuerinnen gutgetan hat. Die positive Stimmung der letzten Tage hat Bände gesprochen. Diesen Eindruck hat auch eine Psychologin, die die Kinder auf der Reise begleitet hat, bestätigt. Viele der Kinder und Betreuerinnen hätten gerne noch etwas mehr Zeit in Münster verbracht. Sie waren sehr angetan von der Freundlichkeit und Offenheit der Münsteranerinnen und Münsteraner. Die Betreuerinnen haben außerdem betont, dass die Partnerschaft zwischen Münster und Winnyzja auch beim Thema Jugendhilfe sehr bereichernd ist und sie schon Ideen mitnehmen für eine Zeit nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Bild Kinder: Die Kinder aus Winnyzja besuchten während ihres Aufenthalts in Münster unter anderem einen Kunstworkshop beim LWL-Museum. Foto: Stadt Münster/Büro Internationales. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Bild Betreuerinnen: Organisierten und betreuten die Erholungsfreizeit für Kinder aus Winnyzja (v. l.): Christiane Lösel (Büro Internationales), Liudmyla Zlahoda, Tetiana Postemska, Valentyna Ladyniak (alle Winnyzja), Lisa Lotte Reiners (Büro Internationales), Natalia Perekrestenko, Tetiana Vikulova (beide Winnyzja) und Susanne Rietkötter (Büro Internationales). Foto: Stadt Münster/Büro Internationales. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


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Erholungsfreizeit Winnyzja - Kinder

©  Stadt Münster/Büro Internationales
Erholungsfreizeit Winnyzja - Kinder

Die Kinder aus Winnyzja besuchten während ihres Aufenthalts in Münster unter anderem einen Kunstworkshop beim LWL-Museum.


Erholungsfreizeit Winnyzja - Betreuerinnen

©  Stadt Münster/Büro Internationales
Erholungsfreizeit Winnyzja - Betreuerinnen

Organisierten und betreuten die Erholungsfreizeit für Kinder aus Winnyzja (v. l.): Christiane Lösel (Büro Internationales), Liudmyla Zlahoda, Tetiana Postemska, Valentyna Ladyniak (alle Winnyzja), Lisa Lotte Reiners (Büro Internationales), Natalia Perekrestenko, Tetiana Vikulova (beide Winnyzja) und Susanne Rietkötter (Büro Internationales).