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Presseinformation

28. August 2023
Mehr Zoonosen zu erwarten - Klimawandel wirkt sich auf Gesundheit aus
Sommerserie Hitze | Infektionsbiologe des Kreises erklärt Zusammenhänge

Kreis Steinfurt. Die Sommer in Deutschland werden heißer und beeinträchtigen zunehmend unsere Gesundheit. Im letzten Sommer gab es in Deutschland nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 4.500 Hitzetote. Hohe Temperaturen, milde Winter und andere klimabedingte Veränderungen können allerdings auch Bedingungen für Erreger und Überträger zoonotischer Erkrankungen begünstigen. Darum geht es im dritten Teil unserer Serie zum Thema Hitze.

 

Zoonotische Erkrankungen – kurz Zoonosen – haben ihren Ursprung in Tieren und können auf den Menschen übertragen werden, beispielsweise über Zecken. „Zecken breiten sich klimabedingt immer weiter aus und sind deutlich aktiver – nicht mehr nur im Frühjahr und Sommer. Eine klassische und bekannte, durch Zecken übertragbare Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) “, sagt Merlin Rensing, Infektionsbiologe im Gesundheitsamt des Kreises Steinfurt. Der Name der Erkrankung mag aufgrund der inzwischen ganzjährig aktiven Zecken etwas verwirren. Symptomatisch für FSME sind Fieber und Gelenkschmerzen. Auch Nervenschäden können auftreten – ebenso bei der durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose. Rensing rät, beim Verdacht auf Zeckenbiss, sich unbedingt medizinisch behandeln zu lassen: „Unbehandelte Infektionen können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen führen.“

 

Besondere Aufmerksamkeit erfordert auch die Verbreitung des Hantavirus. Das hauptsächlich von Nagetieren wie Mäusen übertragene Virus kann grippeähnliche Symptome, Nierenversagen und lebensbedrohliche Atemwegsbeschwerden herbeiführen, erklärt der Infektionsbiologe: „Basierend auf sich verändernde Klima- und Umweltfaktoren suchen die Nagetiere neue Lebensräume ggf. mit einem erhöhten menschlichen Kontakt. So kann das Virus beispielsweise beim Fegen der Garage auf den Menschen übertragen werden, wenn kontaminierter Kot oder Urin aufgewirbelt und eingeatmet wird.“ Im Jahr 2022 hat das Kreisgesundheitsamt fünf Fälle von Hantavirus-Infektionen registriert, im ersten Halbjahr dieses Jahres sind es zehn.

 

„West-Nil-, Dengue- und das Chikungunyafieber sind Krankheiten, die nicht mehr nur von Reisen in tropische Gefilde mit nach Hause gebracht werden“, weiß Rensing. Künftig sind auch hierzulande häufiger Infektionen durch die asiatische Tigermücke möglich. „Einerseits geht das auf den Klimawandel zurück, der ihr ein Ansiedeln erleichtert, andererseits ist es die abnehmende Zahl an natürlichen Fressfeinden wie Fledermäuse und Vögel, deren Lebensräume zunehmend bedroht sind“, beschreibt er die Entwicklung. Nicht abgedeckte Regentonnen und andere stehende Gewässer seien willkommene Brutstätten für Tigermücken, fügt er hinzu.

 

Neben Viren profitieren gesundheitsschädliche Bakterien von steigenden Temperaturen. Ein Beispiel dafür: EHEC. „Ein Reservoir dieser Bakterien ist im Darm von Wiederkäuern zu finden. Über Ausscheidungen können sich die Bakterien unter anderem bei ansteigenden Temperaturen effektiver verbreiten. Sie werden nach der Ernte beispielsweise über kontaminiertes Gemüse aufgenommen, wenn es nicht gründlich gewaschen wurde. Ebenfalls spielen bei ansteigenden Temperaturen unterbrochene Kühlketten von Fleisch eine wichtige Rolle im Infektionsweg“, erklärt der Experte. Neun Menschen sind in der ersten Jahreshälfte 2022 daran erkrankt. Im gleichen Zeitraum dieses Jahres waren es 20.

 

„Die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf den Gesundheitsbereich sind weitreichend“, fasst Infektionsbiologe Merlin Rensing bei seinem kurzen Blick in die Zukunft zusammen. Das medizinische Augenmerk müsse künftig auch auf bislang nicht heimische Krankheiten samt Diagnostik und Therapie gelegt werden, so Rensing weiter. Von wesentlicher Bedeutung werde sein, dass die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen Klimawandel, dem Verlust von gewohnten natürlichen Lebensräumen und der Bevölkerungsgesundheit erkennt.




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