Meldungsdatum: 31.08.2023
Als Entstehungsjahr gab die Radlergemeinschaft stets 1893 an, obwohl auch der 5. Juni 1894 als offizielles Gründungsdatum überliefert ist. Die Pflege des Radsports und der Geselligkeit standen im Mittelpunkt des Vereins, der 1901 etwa 25 Mitglieder zählte. Für sie wurden Mützen und Abzeichen und 1896 eine Standarte beschafft. Sie pflegten den Saalsport und unternahmen Wander- und Korsofahrten,
stellten Tourenprogramme zusammen und beteiligten sich an den Festlichkeiten anderer Radsportvereine in der näheren und weiteren Umgebung. Beim 7. Stiftungsfest 1900 stellte man das neuartige Ballspiel „Polo“ vor, bei dem die Radfahrer versuchten, eine Holzkugel mit Hilfe eines Poloschlägers in das gegnerische Tor zu treiben. Die Zahl der Mitglieder stieg bis zum Ersten Weltkrieg auf 45 an.
Der Weltenbrand hatte eine jähe Unterbrechung der Vereinstätigkeit zur Folge, die aber ab 1920 wiederauflebte, als zahlreiche jüngere Radsportbegeisterte dem Club beitraten. 190 Mitglieder zählte die Vereinigung in dieser Zeit, die bei Streckenfahrten und beim Radball zeitweise sehr schöne Erfolge erzielten.
Freude am Radfahren
Das Foto zeigt den Vorstand, verschiedene aktive Vereinsmitglieder und deren Angehörige vor dem Schützenhaus. Es entstand mit großer Wahrscheinlichkeit am 28. Mai 1922, als der Verein nach der Zuverlässigkeits-Fernfahrt „Der große Straßenpreis vom Münsterland“ zum Kommers mit Preisverleihung in den Schützensaal geladen hatte. Stolz präsentierten sich die Fahrer mit ihren Renn- und Hochrädern, umgeben von der Damen-Reigen-Mannschaft, die eine mit viel Mühe und Geschick gefertigte Bannerschleife überreichte. Die jüngsten Radfahrer hatten gar ein Tandem dabei.
Unter den Personen wird auch der Vorsitzende Carl Küppers sen. zu finden sein, der den Radfahrer-Verein All Heil jahrzehntelang verdienstvoll leitete und beim Bombenangriff auf Bocholt am 22. März 1945 ums Leben kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der Verein nicht mehr auf, und das Amtsgericht entzog ihm am 13. April 1953 die Rechtsfähigkeit.
Foto: Stadtarchiv Bocholt / Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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