Meldungsdatum: 30.08.2023
Friedhöfe sind Orte des Abschieds und der Trauer. Doch wie sehen Kinder und Jugendliche einen solchen Ort? Die Ergebnisse waren so überraschend wie verschieden. Farbintensiv leuchten die drei in einem Feriencamp der Martinischule für die Trauerhalle geschaffenen Hinterglasbilder. Darunter ein Segelschiff unter einem Tag- und Nachthimmel und ein verträumter Engel vor einem blühenden Baum. „Trost, Mut und Kraft wollten die Acht- bis Elfjährigen vermitteln“, erklärt Dozentin Bettina Klawuhn. „Den Tod in unterschiedlichen Kulturen darzustellen, war die Aufgabe im Kunstunterricht unserer Jahrgangsstufe“, erläutern Jana Bulios und Abigail Amelang von der Willy-Brandt-Realschule. Ihr Hinterglasbild zeigt ein üppig geschmücktes weibliches Skelett, Sinnbild mexikanischer Trauerkultur, wo ausgelassen mit Musik und Tanz der Toten gedacht wird. Eher düster wirkt die abstrakte Trauerweide zweier Mitschülerinnen. Doch Begriffe wie Kraft, Liebe und Akzeptanz, die die Fünfzehnjährigen neben die Worte Verlust und Schmerz in die Zweige geschrieben haben, machen gleichzeitig Hoffnung und Mut.
„Was wäre, wenn die Menschen ewig leben würden?“, fragten sich wiederum die Teilnehmenden der CreativWerkstatt-Kurse von Monika Knoop-Tausch und Achim Tausch und präsentierten in der Trauerhalle eine „Ahnengalerie der Zukunft“ unvergessener Menschen und Lieblingstiere. Fast philosophische Antworten gab es an der Audiostation via Kopfhörer: Schon bald würden Essen und Wohnraum knapp, die Menschen sich nur noch streiten und die Klimakatastrophe immer schlimmer, weil noch mehr Ressourcen verbraucht würden, überlegten die Sieben- bis Zwölfjährigen. Im Bildhauerkurs griffen die Kids das Thema erneut auf. Ein neuer Planet müsse her, meinten sie hier und kreierten aus bemaltem Yton fantastische Bewohner ferner Galaxien, diverse Raumschiffe und Proviant in Form eines „Fischbonbons“, wie Leni erklärt.
Ein echter Renner bei den rund 80 Gästen war die Bemalung eines Sarges, den das Bestattungsinstitut Köller zur Verfügung gestellt hat. Er geht zurück ins Institut und wird dort ausgestellt. Die von außen sichtbaren Hinterglasbilder bleiben dauerhaft vor Ort. Das bunte Treiben lockte auch Friedhofsbesucher an, die bei Kaffee, Eis und Muffin sichtlich die Atmosphäre genossen und vielseitige Gespräche führten. „Fünfzig Jahre lang hatte ich mit der Trauerhalle ein Problem“, gestand eine Westerholterin zum Abschied. „Heute hat sich bei mir etwas positiv verändert.“
Das Projekt wurde gefördert vom ZBH, von Ein Quadratkilometer Bildung und der Bildungsinitiative der Volksbank Ruhr Mitte.
Kontakt: Stadt Herten, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Jana Putze, Telefon: 02366 303-393, j.putze@herten.de
Die Bemalung eines Sarges, den das Bestattungsinstitut Köller zur Verfügung gestellt hat, machte den Teilnehmenden des Kunstprojektes Spaß und kam auch bei den Besucherinnen und Besuchern gut an (Foto: Sigrid Godau).
Carlotta (v. l.), Leni, Melina und Mathilda präsentierten auf dem Friedhof Westerholt ihre Kunstwerke der Projekts "Zwischen Himmel und Erde" (Foto: Sigrid Godau).
So sieht die "Ahnengalerie der Zukunft" des Kunstprojekts "Zwischen Himmel und Erde" aus (Foto: Sigrid Godau).
Farbenfrohe Skulpturen auf dem Friedhof Westerholt - möglich gemacht durch die CreativWerkstatt, die gemeinsam mit dem Zentralen Betriebshof Herten (ZBH) und Ein Quadratkilometer Bildung das Projekt "Zwischen Himmel und Erde" veranstaltet hat (Foto: Sigrid Godau).
Jana Bulios (l.) und Abigail Amelang, zwei Teilnehmerinnen des Kunstprojektes "Zwischen Himmel und Erde", zeigten ihre Hinterglasbilder, die sie für den Friedhof Westerholt angefertigt haben (Foto: Sigrid Godau).
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