Meldungsdatum: 04.09.2023

Maßnahmen gegen Personalnot: Stadt plant dreijähriges Modellprojekt in Kitas

Anpassung der Betreuungszeiten soll Ausfälle reduzieren / Erweiterter Bewerberkreis für Stellen in Kindertageseinrichtungen

Münster (SMS) Um die Betreuung in den städtischen Kindertageseinrichtungen langfristig sicherzustellen, plant die Stadt Münster ein dreijähriges Modellprojekt. Mit angepassten Kernbetreuungszeiten sollen demnach dauerhaft Ausfallzeiten verringert und das Personal entlastet werden. Dafür will die Stadt ab dem Kita-Jahr 2024/2025 freiwerdende 45-Stunden-Plätze in 35-Stunden-Plätze umwandeln, wie aus der Beschlussvorlage „Maßnahmenpaket zur Begegnung des Fachkräftemangels in Kitas“ hervorgeht. In Ausnahmefällen soll es weiterhin eine Betreuung von bis zu 45 Stunden geben. Zudem weitet die Stadt im Kampf gegen den Personalmangel das Bewerberfeld für offene Stellen in Kitas aus.

„Die Personalsituation in den städtischen Kitas ist weiterhin angespannt. Die monatlichen Zugänge über das reguläre Einstellungsverfahren reichen derzeit nicht aus, um die Abgänge von Mitarbeitenden voll auszugleichen“, sagt Sabine Trockel, Leiterin des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien. Dazu kommen ein hoher Krankenstand, zusätzliche Personalbedarfe für die Begleitung von Kindern mit Förderbedarf sowie Langzeiterkrankungen.

Modellprojekt in Bonn als Vorbild

Vorbild für das Modell der Stundenreduzierung ist ein Konzept aus Bonn, das in diesem Jahr gestartet ist. Durch die Anpassung der Zeiten kann die Stadt den Ausfall von Personal besser auffangen, weil mehr Betreuungskräfte gleichzeitig arbeiten. Zudem lässt sich der Einsatz von Teilzeitkräften, deren Anteil kontinuierlich zunimmt, in dieser verkürzten Betreuungszeit besser organisieren. „Wir erreichen eine höhere und qualitativ bessere Betreuungssicherheit und Eltern haben mehr Planungssicherheit“, sagt Sabine Trockel. Die Anzahl der Betreuungsplätze verändert sich nicht.

Die 35-Stunden-Plätze sollen in der durchgehenden Kernöffnungszeit – zum Beispiel von 7:30 Uhr bis 14:30 Uhr oder 8 Uhr bis 15 Uhr – sieben Betreuungsstunden pro Tag umfassen. In besonderen Situationen will die Stadt zudem weiterhin 45-Stunden-Plätze anbieten. Diese Regelung trifft beim Thema Kinderschutz ebenso zu wie bei Familien in Notlagen und Alleinerziehenden, die aufgrund ihres Berufs einen höheren Betreuungsbedarf nachweisen können.

35 feste Stellen für Inklusionskräfte

Zur Sicherstellung der Inklusion in den städtischen Kitas plant die Verwaltung zudem mit 35 festen Stellen für Inklusionskräfte, die im Vertretungsfall nicht mehr für andere Aufgaben eingesetzt werden sollen. Derzeit betreuen die städtischen Kitas 138 Kinder mit einer (drohenden) Behinderung. Die Anzahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich um rund 22 Kinder pro Jahr gestiegen.

Ab dem 12. September beraten die politischen Gremien über die Beschlussvorlage. Am 20. September entscheidet der Rat in seiner Sitzung über das Maßnahmenpaket. Über eine mögliche Fortsetzung des Modellprojektes zur Umwandlung des Betreuungsumfangs soll Anfang 2026 entschieden werden. Die Planungen gehören zu einem Bündel von Maßnahmen, mit dem die Stadt dem Fachkräfte- und Personalmangel in den Kindertageseinrichtungen entgegentreten will.

Stadt weitet Bewerberkreis aus

Um mehr Personal für Kindertagesstätten zu gewinnen, erweitert die Stadt das Bewerberfeld auf zusätzliche Berufsgruppen mit pädagogischer Ausbildung. Dazu gehören Logopädie, Motopädie, Ergotherapie sowie Theater-, Kultur- und Musikpädagogik. Der Einsatz erfolgt im ersten Jahr vornehmlich bei Inklusionsstellen mit der Perspektive auf Anerkennung als pädagogische Fachkraft. Zudem sucht die Stadt Studierende als Unterstützungskräfte für die städtischen Kitas. Voraussetzung ist eine Studienrichtung mit pädagogischem Hintergrund oder ein Studium der Sozialen Arbeit. Die Ausschreibungen laufen bereits.

„Die Personalverordnung Nordrhein-Westfalen erlaubt es uns, weitere Personengruppen anzusprechen und für die Arbeit in den Kitas zu gewinnen“, sagt Sabine Trockel. Aktuell betreuen rund 600 Mitarbeitende etwa 2.300 Kinder von ein bis sechs Jahren in den 29 städtischen Kindertageseinrichtungen. Von diesen Mitarbeitenden sind 430 sozialpädagogische Fach- oder Ergänzungskräfte und 70 Auszubildende. Hinzu kommen weitere Hauswirtschaftskräfte, Alltagshelferinnen und -helfer.