Meldungsdatum: 08.09.2023
Beinahe 80 Jahre ist es her, dass Felix Nussbaum im Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Kunst war für ihn bis zum Schluss ein Mittel des Widerstands, in zahlreichen Werken verarbeitete er die Erfahrung von Gewalt, Entrechtung und Entmenschlichung.
Zum 25-jährigen Bestehen des Felix-Nussbaum-Hauses und zum Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Frieden“ wirft das Museumsquartier Osnabrück in der Sonderausstellung vom 10. September bis zum 7. Januar eine neue Perspektive auf Nussbaums Arbeiten. In der Zusammenschau mit Werken weltweit anerkannter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler wie Yael Bartana, Candice Breitz, Hiwa K, Dan Perjovschi und Ai Weiwei tritt Kunst als zeitloses und kraftvolles Mittel des Widerstands in den Mittelpunkt. Damit setzt die Sonderausstellung auch selbst ein Zeichen und macht sich stark für eine friedliche und tolerante Gesellschaft. Der Titel der Ausstellung geht zurück auf ein Zitat Nussbaums: „Ich wehre mich und werde nicht müde.“ In diesem Sinn sind auch die Besucherinnen und Besucher aufgefordert, sich aktiv für Menschlichkeit, Toleranz und ein respektvolles Miteinander einzusetzen. Ein Forum am Ende der Ausstellung lädt mit Veranstaltungen und Workshops zu Teilhabe, Austausch und Zusammenarbeit.
Eröffnungsfeier mit Daniel Libeskind und Claudia Roth
Interessierte können bereits am Abend des 9. September einen Blick auf die Sonderausstellung werfen – im Anschluss an den Festakt zur Eröffnung in der Lagerhalle Osnabrück. Als Ehrengast nimmt der Architekt Daniel Libeskind, nach dessen Plänen das Felix-Nussbaum-Haus 1998 errichtet wurde, am Festakt teil. Im Podiumsgespräch mit Nils-Arne Kässens, Direktor des Museumsquartiers Osnabrück, zeichnet er nach, wie die Architektur des Hauses von Werk und Leben des Künstlers geprägt ist. Außerdem hält Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, einen Festvortrag.
Statements zur Sonderausstellung „#nichtmuedewerden – Felix Nussbaum und künstlerischer Widerstand heute“
„Felix Nussbaum verarbeitete persönliche und politische Katastrophen in seinen Bildern. Seine Werke dienen uns als Aufforderung, sich kontinuierlich und kritisch mit den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Er glaubte bis zuletzt an die Macht der Kunst und nutzte sein Schaffen als Mittel des Widerstands und der Identitätsbewahrung. Die Themen, die Nussbaum behandelte, sind weiterhin relevant und umgeben uns nach wie vor. Als Felix-Nussbaum-Haus sind wir verpflichtet, Nussbaums Werke nicht nur historisch einzuordnen, sondern auch für die Gegenwart lesbar zu machen. Denn die Themen, die Nussbaum behandelte – Flucht, Gewalt und Entmenschlichung – sind auch heute noch relevant.“
Nils-Arne Kässens, Direktor des Felix-Nussbaum-Hauses
„Das Felix-Nussbaum-Haus ist seit 25 Jahren ein Symbol gegen den Nationalsozialismus und das Wiedererstarken des Rechtsextremismus in Deutschland. Es steht für Respekt, Solidarität und auch die Verantwortung von jedem und jeder Einzelnen, sich für Frieden und Verständigung einzusetzen. Dass das gelingen kann, zeigt ein Jubiläum, das noch weiter in die Geschichte zurückreicht.
Vor 375 Jahren wurde hier in Osnabrück der Westfälische Frieden verkündet. Nach 30 Jahren Krieg wurde damals der Grundstein gelegt für ein tolerantes und friedfertiges Zusammenwachsen in Europa. Betrachtet man beide Jubiläen gemeinsam, wird der Auftrag an uns alle ganz deutlich: Wir dürfen nicht müde werden in unserem Bemühen um Frieden und Zusammenhalt. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung. Wir müssen uns kompromisslos gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung aufstellen. Dazu gehört ganz wesentlich, unsere Erinnerungskultur nicht nur zu bewahren, sondern immer wieder zu beleben.“
Wolfgang Beckermann, Erster Stadtrat der Stadt Osnabrück
„Im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens widmen wir uns in der Stadt jeden Monat einer anderen Form, mit der wir Frieden fördern und erhalten können. Unser Thema im September nimmt direkten Bezug zur Sonderausstellung hier im Felix-Nussbaum-Haus: Engagement und Widerstand. Wir möchten damit alle einladen, einen aktiven Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in unserer vielfältigen Gesellschaft zu leisten. Denn wenn sich viele von Anfang an entschlossen engagieren, müssen am Ende nicht wenige besonders Mutige ihren Widerstand so teuer bezahlen wie viele der hier ausgestellten Künstlerinnen und Künstler.“
Patricia Mersinger, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur und Projektleitung „375 Jahre Westfälischer Frieden“
Das Museumsquartier Osnabrück hat zur Sonderausstellung eine eigene Internetseite eingerichtet. Unter www.nichtmuedewerden.de finden Interessierte unter anderem Statements der Künstlerinnen und Künstler und eine wachsende Sammlung von Beiträgen zum Thema der Ausstellung. Unter dem Hashtag #nichtmuedewerden können Interessierte sich zudem in den sozialen Medien in die Debatte einbringen.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, 9. September, um 18 Uhr mit Beiträgen von Staatsministerin Claudia Roth und Architekt Daniel Libeskind statt.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler an der Sonderausstellung: Francis Alÿs, Andreas Angelidakis, Yael Bartana, Candice Breitz, Cassils, Parastou Forouhar, Grupo Experimental de Cine, Petrit Halilaj, Mona Hatoum, Hiwa K, Šejla Kamerić, Oscar Muñoz, Felix Nussbaum, Adrian Paci, Dan Perjovschi, Ariel Reichman, Fernando Sánchez Castillo, Nasan Tur, Gillian Wearing, Carrie Mae Weems, Ai Weiwei und Rachel Whiteread.
Museumsquartier Osnabrück
Lotter Straße 2, 49078 Osnabrück
www.museumsquartier-osnabrueck.de
Öffnungszeiten:
Di - Fr 11-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr
Pressekontakt: Claudia Drecksträter | Öffentlichkeitsarbeit Museumsquartier Osnabrück | Telefon 0541/ 323-4581 | dreckstraeter@osnabrueck.de
Ausstellungsansicht #nichtmuedewerden im Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück, 2023
Ausstellungsansicht #nichtmuedewerden im Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück, 2023
Ausstellungsansicht #nichtmuedewerden im Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück, 2023
Triumph des Todes (Die Gerippe spielen zum Tanz), 1944 Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück, Leihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung
FELIX NUSSBAUM (1904‒1944) Dreiergruppe (Selbstporträt im Versteck), 1944 Öl auf Leinwand, 102 × 82 cm Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin Inv.-Nr. 1988/1250 © Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin, Foto: A. Psille
YAEL BARTANA (geb. 1970) Malka Germania, 2021 Dreikanal-Videoinstallation, Loop, Farbe, Ton, Dauer: 38'00"
CASSILS Becoming an Image, 2013 4 Fotografien aus einer mehrteiligen Serie zu Cassils Performance auf dem Spill Festi-val, National Theatre, London, aufgenommen von Manuel Vason, 13.04.2013 (Nr. 187, 204, 324, 369) C-Print, Plexiglas, gerahmt je ca. 55,8 × 72,6 cm © Courtesy of the artist und Manuel Vason
ARIEL REICHMAN (geb. 1979) Hold me, seit 2015 Mehrteilige Installation, Steine graviert, Maße variabel Courtesy of the artist and PSM, Berlin
DAN PERJOVSCHI (geb. 1961) The Osnabrück Drawing, 2023 Mehrteilige Installation, Glas, Marker, Maße variabel Museumsquartier Osnabrück
MONA HATOUM Impenetrable, 2009 Black finished steel and fishing wire 300 x 300 x 300 cm Installation view at Mathaf: Arab Museum of Modern Art, Doha
GILLIAN WEARING (geb. 1963) Terri, 2011 Lackierte Bronzeskulptur, 50 × 18 × 17 cm
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