Die Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer ist gewachsen: Zwölf Kommunen an der niedersächsischen Nordseeküste sind der Entwicklungszone beigetreten, in der nachhaltiges Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur modellhaft erprobt werden. Im Juni hatte der Internationale Koordinierungsrat des „Man and the Biosphere“-Programms (MAB) der UNESCO in Paris der Erweiterung der Modellregion für nachhaltige Entwicklung zugestimmt.
Der langjährige Erweiterungsprozess fand nun am Mittwoch seinen feierlichen Abschluss: Stefan Lütkes, Vorsitzender des deutschen MAB-Nationalkomitees, überreichte die UNESCO-Urkunde in festlichem Rahmen an Umweltminister Christian Meyer für das Land Niedersachsen. Gleichzeitig nahm Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft der Stadt Hamburg, die Urkunde zur Fortschreibung der Anerkennung des UNESCO-Biosphärenreservats Hamburgisches Wattenmeer entgegen, dessen Zonierung auf der Insel Neuwerk leicht verändert wurde.
Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter der Biosphären-Kommunen, darunter auch Cuxhavens Baudezernent Andreas Eickmann, verschiedener Interessensverbände, die den Erweiterungsprozess konstruktiv begleitet hatten, sowie der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer als koordinierende Verwaltungsstelle der Biosphärenregion.
Lütkes erläuterte die Besonderheit der Biosphärenregion aus der Perspektive des MAB-Nationalkomitees: „Das niedersächsische Wattenmeer ist zugleich Teil des trilateralen UNESCO-Weltnaturerbes, Nationalpark und UNESCO-Biosphärenreservat. Durch die freiwillige Teilnahme zahlreicher Küsten- und Inselkommunen ist nun eine große Entwicklungszone entstanden, die sich zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensweisen widmet. Das Land Niedersachsen hat damit die Grundlage zur Entwicklung eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagements für die gesamte Wattenmeer-Region geschaffen, das als Modell insbesondere für Küstenregionen weltweit dienen kann.“
„Die Auszeichnung durch die UNESCO ist auch eine Würdigung des bereits bestehenden Engagements der beteiligten Kommunen und weiteren Akteure für eine zukunftsfähige Gestaltung der niedersächsischen Wattenmeer-Region“, so Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. „Gleichzeitig ist dies das Startsignal für die weitere gemeinsame Projektarbeit: Neue spannende Initiativen werden auf den Weg gebracht, bereits laufende Vorhaben bekommen zusätzlichen Schwung. Ein bedeutender Schritt für die gesamte Region!“
„Die erweiterte Biosphärenregion verbindet jetzt einzigartige Natur- und Kulturlandschaften vor und hinter dem Deich. Über die freiwillige Kooperation mit den zwölf Kommunen freue ich mich sehr. Neben dem unabdingbaren Schutz der als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten Natur des Wattenmeeres durch den Nationalpark gilt es genauso, die sanfte Entwicklung der Region zu unterstützen, die Umweltbildung zu fördern und die besonderen Lebensgrundlagen an der niedersächsischen Küste zu schützen“, sagte Minister Meyer. „Die Menschen und Kommunen stehen zum Erhalt des Weltnaturerbes. Gemeinsam wollen sie die vielgestaltige Biosphärenregion sowohl mit Gemeinden des ländlichen Raums, aber auch mit urbanen Strukturen, durch unterschiedliche Ansätze nachhaltiger Entwicklung bereichern und erweitern.“
Cuxhavens Baudezernent Andreas Eickmann verdeutlicht die Bedeutung für die Stadt: „Wir legen den Grundstein, wie wir zukünftig miteinander leben wollen. Es gilt den Menschen und die Natur in Einklang zu bringen. Klimastadt mit Herz wollen wir sein, darauf arbeiten wir täglich hin. Mit dem Biosphärenreservat beteiligen wir uns an einem existenziellen Projekt. Cuxhaven kann zu einem Modell werden, wie Nachhaltigkeit in der Gesellschaft sowie im Tourismus, beim Küstenschutz und bei den regenerativen Energien erfolgreich vorgelebt wird. Diese Kooperation und das Vertrauen in die Partner und Gemeinden gilt es lokal zu nutzen und erfolgreich umzusetzen.“
Hintergrund
UNESCO-Biosphärenreservate sind weltweite Modellregionen, in der ökologische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen nachhaltig und im Einklang miteinander ablaufen sollen. Sie sind in drei Zonen unterteilt: In der Kernzone hat der Naturschutz Vorrang, in der Pflegezone ist eine umweltverträgliche, wirtschaftliche Nutzung möglich. In der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer werden Kern- und Pufferzone durch den gleichnamigen Nationalpark gebildet.
Die dritte Zone, die Entwicklungszone, wird ausdrücklich als Siedlungs-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung verstanden. Hier sollen nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen im Einklang mit der Natur beispielhaft entwickelt und öffentlich bekannt gemacht werden. Mit der Anerkennung der erweiterten Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer bilden zwölf Kommunen – von West nach Ost: Jemgum, Norden, Hage, Spiekeroog, Schortens, Jever, Wilhelmshaven, Sande, Zetel, Nordenham, die Ortsteile Imsum und Langen der Stadt Geestland sowie Teilgebiete der Stadt Cuxhaven – den Großteil der Entwicklungszone, die rund 700 km² umfasst (bislang 20 km²). Die Gesamtfläche der erweiterten Biosphärenregion beträgt damit rund 4.136 km². Sie umfasst nun beispielhaft alle Landschaftstypen der Küstenregion.
Biosphärenreservate werden im Rahmen eines umfangreichen Melde- und Prüfverfahrens von der UNESCO anerkannt und in einem zehnjährigen Turnus hinsichtlich ihrer Aufgabenerfüllung und Entwicklung überprüft.
Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Marcel Kolbenstetter (marcel.kolbenstetter@cuxhaven.de)
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