Meldungsdatum: 21.09.2023
(pen) Die Überlegungen, den Personennahverkehr auf der Schiene zwischen Hattingen und Hagen zu reaktivieren, machen volkswirtschaftlich Sinn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie, deren Ergebnisse inzwischen sowohl Vertretern der Politik des Ennepe-Ruhr-Kreises als auch des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) vorgestellt worden sind. Bewertet wurden dabei die Strecken Hattingen - Herbede - Wengern-Ost - Hagen Hbf (mittlere Ruhrtalbahn) und Witten - Wengern-Ost - Oberwengern - Hagen Hbf (heutige Güterzugstrecke).
Im Kern heißt es in der Studie: „Die ermittelte ÖPNV-Angebotsverbesserung durch die Reaktivierung der Ruhrtalbahn induziert einen deutlichen Nutzenüberschuss, so dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis mit 1,87 deutlich über dem zum Nachweis der Förderwürdigkeit erforderlichen Grenzwert von 1,0 liegt.“ Mit Blick auf die denkbaren Fahrgastzahlen wird von rund 200 in der Spitzenstunde ausgegangen. Als vermutlich stärkster nachgefragter Abschnitt wird der zwischen Witten Bommern und Wengern Ost genannt, hier könne mit 2.000 Fahrten pro Tag gerechnet werden.
„Wir als Kreis und der VRR sind uns einig, das Vorhaben gemeinsam weiter zu planen. In Verkehrszeiten wie diesen würde es wenig Sinn machen, Möglichkeiten wie die, die diese Strecke bietet, ungenutzt zu lassen. Stand heute stehen wir natürlich ganz am Anfang aller Überlegungen. Zu den Fragen, die im Folgenden im Fokus stehen, zählt insbesondere alles rund um notwendige Ausbauten und die Finanzierung“, bewertet Landrat Olaf Schade das Ergebnis der Studie.
Um das Betriebskonzept entlang der Ruhrtalbahn realisieren zu können, würde an einem umfassenden Aus- und Umbau der Eisenbahninfrastruktur kein Weg vorbeiführen. Hierfür wären – so heißt es in der Studie – Preisstand 2022 geschätzt 58 Millionen Euro notwendig. Zu erwartende Preissteigerungen und eventuelle Unsicherheiten bis zum Beginn des Projektes würden diese Summe steigen lassen, kalkuliert wird derzeit mit einem Aufschlag von 30 Prozent und 79 Millionen Euro.
Mit dem Geld müsste insbesondere Folgendes finanziert werden: mögliche Streckengeschwindigkeit auf 80 km/h erhöhen, Elektrifizierung, Kreuzungen und Tunnel anpassen, Leit- und Sicherheitstechnik erweitern. Darüber hinaus müssten zwei neue Kreuzungsbahnhöfe in Welper und Witten-Bommern gebaut und vorhandenen Stationen um- und ausgebaut werden. Mit Blick auf den bestehenden Güterverkehr wäre es zudem nötig, Umfahrungs- und neue Bahnsteiggleise zu verlegen.
Die Bahnstrecke im mittleren Ruhrtal wurde 1874 zwischen Bochum-Dahlhausen und Hagen von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft fertiggestellt und diente, neben dem Personenverkehr, vorrangig dem Gütertransport zur Henrichshütte in Hattingen. Die Strecke Richtung Hagen wurde 1971 für den Personenverkehr stillgelegt. Seitdem wird die Strecke überwiegend für Güterverkehre genutzt sowie vereinzelt für touristischen Freizeitverkehr.
Stichwort Machbarkeitsstudie
Der Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises hatte die Kreisverwaltung im Juni 2020 beauftragt, eine mögliche Reaktivierung der Ruhrtalbahnstrecken zu prüfen. Um die verkehrlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Grundlagen zu ermitteln, vereinbarten der Ennepe-Ruhr-Kreis und der VRR gemeinsam eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Im Vorfeld der Machbarkeitsstudie beauftragte der VRR den Gutachter SMA+Partner mit einer fahrplantechnischen Untersuchung, um mögliche Betriebskonzepte zu ermitteln. Diese wurden als Grundlage für die Machbarkeitsstudie herangezogen. Umgesetzt wurde die Machbarkeitsstudie ab Juni 2022 vom Düsseldorfer Büro Spiekermann Ingenieure.
Ein Arbeitskreis mit Vertretern aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, den kreisangehörigen Anrainerkommunen, der Stadt Hagen sowie des Eisenbahnmuseums Bochum, der TER als maßgeblichen Infrastruktureigentümer, der DB Station&Service AG und dem VRR hat die Studie begleitet.
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