Meldungsdatum: 28.09.2023

„Missa 1648“: Musik zwischen Alptraum und Friedensvision

Erfolgreiche Konzerte im Kreis Steinfurt

Kreis Steinfurt. Was nützt wohlklingende Musik in Kriegszeiten? Sind es leere Worthülsen, ein Instrument der Politik auf dem Weg zum Frieden oder letzter Ausdruck der Hoffnung? Dieser Frage geht der Komponist Benjamin Pfordt aus Münster in seiner Jazz-Friedensmesse „Missa 1648“ nach, die am vergangenen Wochenende in der Kirche St. Johannes Nepomuk in Steinfurt und im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst auf Einladung des Kreis-Kulturamtes mit dem Europe Direct Steinfurt aufgeführt wurde.

 

Pfordt gelingt es dabei, eine Brücke zwischen dem Westfälischen Frieden und der heutigen Zeit zu schlagen, indem er Texte und Melodien der Komponisten und Dichter aus dem Dreißigjährigen Krieg in seinem gut einstündigen Werk verwendet. Dramaturgisch zeichnet die Musik den Weg von der Kriegseuphorie und der gleichzeitigen völligen Verwüstung zur Vision einer Welt, auf der Frieden herrscht, nach. Mit ernster Stimme liest Sprecher Wolfgang Kohne aus einer Chronik über die verheerenden Folgen aus der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges vor. Unmittelbar schließt daraufhin ein Marschrhythmus des Schlagzeugers an, dem das gesamte Ensemble mit dem spätmittelalterlichem französischem Kriegslied „L‘homme armé“ folgt.

 

Die Musik hat Pfordt für Big Band, Streicher und Gesang komponiert. Er zeigt dabei, dass er Barock und populäre Musik zu einem schlüssigen Konzept verbinden kann. Skeptische Neugierde mag der Blick in das Programmheft auslösen, doch auch die mitunter lateinischen Texte klingen stimmig zu dem charmanten Big-Band-Jazz. Sängerin Julia Thielbeer unterstreicht diesen mit ihrem reifen und stimmgewaltigen Klang.

 

Pfordt forderte die insgesamt fast 300 Besucherinnen und Besucher mit seiner Musik heraus: Krieg und Frieden sind keine leichten Angelegenheiten, und so darf das von Lydia Dörr gesungene „Tränen des Vaterlandes“ unbequem und verstörend klingen. Die virtuosen Soli der Jazz-Musiker, darunter Trompeter Benny Troschel, klingen dagegen ausgelassen und befreit, wie sie nur in Friedenszeiten klingen können.

 

„Die Musik ist intensiv und hoch emotional. Wer das zum ersten Mal hört, weiß vielleicht gar nicht so recht, wohin mit sich“, resümiert eine Besucherin nach dem Konzert. Das Ensemble unter der Leitung des Dirigenten Federico Ferrari wurde nach dem Schlussakkord mit langanhaltendem Applaus des Publikums belohnt.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Friedensmesse "Missa 1648" in der Kirche St. Johannes Nepomuk in Steinfurt

©  Elias Daranyi
Friedensmesse

Mit der „Missa 1648“ präsentierten Musikerinnen und Musiker am vergangenen Wochenende in der Kirche St. Johannes Nepomuk in Steinfurt intensive Musik aus Krieg- und Friedenszeiten.