Nr. 345 Kreis Steinfurt, 02. November 2023

Kreis Steinfurt dankt Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe

Best Practice-Beispiele für ein Zusammenwachsen der Gesellschaft

Kreis Steinfurt. Sie übersetzen, begleiten bei Behördengängen und Arztbesuchen oder bieten Orte zur Begegnung – Ehrenamtliche, die Geflüchtete und Neueingewanderte bei ihrer Ankunft im Kreis Steinfurt unterstützen. Die Freiwilligen hatten nun selbst Gelegenheit zur Begegnung: Der Kreis Steinfurt hatte zum Dank für die geleistete Integrationsarbeit ins Ballenlager nach Greven eingeladen.

 

Landrat Dr. Martin Sommer betonte bei seiner Begrüßung der rund 90 ehrenamtlich Engagierten, dass jeder und jede Einzelne von ihnen eine wichtige Rolle spielt: „Sie sind Kontakt- und Vertrauensperson für die Zugewanderten und helfen ihnen bei der Orientierung. Sie investieren Zeit, damit Integration gelingt. Ihr Einsatz ist nicht selbstverständlich. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.“ Dem Dank schloss sich Lilli Schmidt, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrum (KI), an. Sie blickte zurück auf Projekte, Unterstützungen und Sommerfeste, die im Rahmen des Förderprogramm KOMM-AN NRW im Kreis Steinfurt angeboten werden konnten. Das Landesprogramm ermöglicht auch den jährlichen Danke-Nachmittag des Kreises.

 

Das vom KI organisierte Programm bot von Best Practice-Beispielen über ein Gespräch mit dem Buchautor Musa Deli bis Sandmalerei einen vielfältigen Nachmittag. Ingeborg Paul stellte das unter anderem von ihr ehrenamtlich geleitete Internationale Frauencafé in Ibbenbüren vor, in dem die Besucherinnen aus unterschiedlichen Ländern nur deutsch sprechen sollen – eins der KOMM-AN NRW geförderten Projekte. Über das vom Islamisch-Albanischen Kulturzentrum Ikra e. V. organisierte, mit Kreismitteln geförderte, gemeinsame Fastenbrechen von Muslimen und Nicht-Muslimen in Emsdetten berichtete dessen Vorstandsvorsitzender Elvir Jellaj. Er erinnerte sich mit Freude an einen Abend, an dem ganz spontan Senioren aus der benachbarten Einrichtung dazu gekommen sind. „Teils mit Rollator haben sie sich auf den Weg gemacht, um mit uns dieses für Muslime wichtige Fest zu feiern“, so Jellaj.

 

Ein Beispiel gelebten Miteinanders, wie es sich der deutsch-türkische Sozialpsychologe und Buchautor Musa Deli für die Gesellschaft insgesamt wünscht. „Zusammenwachsen“ lautet der Titel seines Buches, in dem es um die Herausforderungen der Integration geht. Im Gespräch mit Moderatorin Bettina Alt nannte er Lösungsvorschläge und machte den Identitätskonflikt für Zugewanderte deutlich, der mit der einfachen Frage nach der Bedeutung von Heimat beginnt. Er selbst habe ein schönes Erlebnis erfahren: „Als ich einmal nach einer langen Reise nach Deutschland zurückgehkehrt bin, bin ich an der Passkontrolle im Flughafen mit dem Satz ‚Willkommen zu Hause‘ begrüßt worden. Darüber freue ich mich heute noch sehr.“ Das Gefühl der Akzeptanz und Toleranz für das Gegenüber sei unerlässlich für ein Zusammenwachsen der Menschen, so Deli - ebenso wie sich den jeweiligen Werten von beiden Seiten interkulturell zu öffnen. Die Ehrenamtlichen hatten sofort ein paar Ideen parat, wie das im Kreis Steinfurt gelingen kann: Angefangen bei einem Angebot, das Abläufe in Deutschland zunächst in der jeweiligen Muttersprache erklärt werden, über mehr Begegnung und Teilhabe bis hin zu Aktionen in der Nachbarschaft.

 

Auf beeindruckende Weise erzählte Elena Handel die Fluchtgeschichte einer dreiköpfigen Familie aus dem Orient. Ohne Worte, nur mit Sand gemalt, beschrieb sie erlebte Anschläge und den damit verbundenen Tod sowie dem davongetragenen Trauma, was die Familie zur Flucht aus ihrer Heimat veranlasste. Die Künstlerin schilderte die unsichere Bootsfahrt über das Mittelmeer nach Griechenland bis zur Ankunft im Kreis Steinfurt, wo nette Menschen die Familie in Frieden aufgenommen haben. Die Ehrenamtlichen waren berührt und fasziniert zugleich von der Art der Darstellung. Elena Handel hatte sich die Sandmalerei vor elf Jahren selbst beigebracht.

 

Abschließend hatten die Ehrenamtlichen Gelegenheit, sich untereinander, mit Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren sowie dem Team des Kommunalen Integrationszentrums auszutauschen. Beste Voraussetzungen, um auch kommunenübergreifend neue Kooperationen entstehen zu lassen.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Kreis Steinfurt dankt Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe

©  Kreis Steinfurt, Dorothea Böing
Kreis Steinfurt dankt Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe

Rund 90 in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Engagierte sind der Einladung zum Danke-Nachmittag des Kreises Steinfurt gefolgt.


Sandmalerin Elena Handel beschrieb eine Fluchtgeschichte

©  Kreis Steinfurt, Dorothea Böing
Sandmalerin Elena Handel beschrieb eine Fluchtgeschichte

Sandmalerin Elena Handel faszinierte und berührte mit ihrer Kunst die Teilnehmenden des Fachtags. Sie beschrieb die komplette Fluchtgeschichte einer Familie aus dem Orient.