Meldungsdatum: 24.11.2023

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November

Gewalt gegen Frauen und Mädchen – immer noch gehört sie zum Alltag vieler in Hessen und auf der ganzen Welt. Jährlich wird daher am 25. November weltweit gegen diesen Missstand protestiert - auch hier in Kassel.

Den Gedenktag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November gibt es seit 1981. 1999 wurde er von den Vereinten Nationen offiziell zum Internationalen Gedenktag ausgerufen. Seit einigen Jahren gibt es Aktionen gegen Gewalt bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember, die sogenannten Orange Days. Die Farbe Orange soll dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen und Mädchen symbolisieren.

Die Aktionen
Im Rahmen der Orange Days lädt das Amt für Chancengleichheit zu einer Online-Veranstaltung am Freitag, 8. Dezember, 19 Uhr, zum Thema „Digitalisierung von Gewalt – Herausforderungen und Ressourcen des Hilfesystems“ ein. Referentin wird Cordelia Moore aus Hamburg sein. Sie arbeitet als Beraterin zu geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt. Moore bildet Fachkräfte im Umgang mit Cyberstalking und digitaler sexualisierter Gewalt aus. Betroffene unterstützt sie durch eine kombinierte psycho-soziale und technische Beratung.
Interessierte können sich per Mail an chancengleichheit@kassel.de oder telefonisch unter 0561 787 7069 anmelden.

Bei Gewalt durch Partner oder Ex-Partner besteht immer noch ein großes Dunkelfeld. „Viele Betroffene kostet es große Überwindung, sich Hilfe zu holen. Daher bleibt die Aktion des Hilfetelefons ‚Gewalt gegen Frauen‘ #schweigenbrechen auch weiter aktuell. In Kassel wird während der Orange Days daher ein Banner mit der Nummer des Hilfetelefons am Rathaus hängen. Außerdem weist die Stadt über ihre Social-Media-Kanäle darauf hin, wie man sich Hilfe holen kann“, so Maisch weiter. „Wir bauen die Schutz- und Beratungsangebote weiter aus und setzen so die Istanbul-Konvention um.“
Durch das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention, besteht eine Verpflichtung der staatlichen Stellen auf allen Ebenen, den Schutz und die Beratung von Betroffenen zu verstärken.

Die Hilfe
Die Stadt Kassel nimmt zudem das Förderprogramm zum Ausbau von Frauenhäusern in Anspruch und arbeitet in diesem Zusammenhang mit dem Autonomen Frauenhaus Kassel zusammen. Für das Bauvorhaben erhält die Stadt Kassel Bundesmittel in Höhe von 5,5 Million Euro sowie Landesmittel in Höhe von 585.000 Euro. Geplant ist, dass bis Anfang 2025 14 zusätzliche barrierefreie Plätze gebaut wurden.
Die städtischen Mittel für das Frauenhaus konnten in den vergangenen Jahren auf 200.000 Euro in 2023 erhöht werden.

Auch die Beratung bei Partnergewalt durch „Frauen informieren Frauen – FiF e. V.“ konnte in den vergangenen Jahren mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 30.000 Euro gefördert werden. Seit 40 Jahren bietet FiF e.V. Beratung für Frauen zu Trennung/ sowie Scheidung an, seit 2002 ist FiF zudem Fachberatungsstelle gegen häusliche Gewalt für Frauen aus der Stadt Kassel. Mit den Fördermitteln konnte etwa ein Dolmetsch-Service bei Beratungen angeboten werden.

Im Bereich sexualisierte Gewalt für erwachsene Betroffene engagiert sich die Stadt Kassel ebenfalls.  Neben Beratungsangeboten, wie die der Kasseler Hilfe oder des Traumazentrums, werden das Angebot des Trägers ‚eigenMächtig‘ für traumatisierte Frauen und Trans finanziell unterstützt.

Seit 1999 unterstützt das Zentrum für Psychotraumatologie e.V., das „Traumazentrum Kassel”, Menschen nach traumatischen Erlebnissen, bietet Aus- und Fortbildung für Personen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, an.

Die Kasseler Hilfe ist eine Beratungsstelle für Opfer und Zeugen von Straftaten. Dort erhalten Betroffene unter anderem Beratung in Fällen von sexualisierter Gewalt, Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch, Stalking und häuslicher Gewalt. Als Fachberatungsstelle sind sie auch Ansprechpartner für Institutionen, Arbeitgeber, Bildungsträger, Schulen, Heime und Verbände.

eigenMächtig e.V. bietet in der Stadt Kassel Beratung und ambulante Unterstützung für Frauen und Trans die in ihrer Lebensgeschichte emotionale, körperliche und sexualisierte Gewalt sowie Vernachlässigung erfahren haben.

Seit April 2023 ermöglicht die Stadt Kassel durch die finanzielle Förderung die Einrichtung einer neuen Beratungsstelle für erwachsene Betroffene von sexualisierter Gewalt. Diese befindet sich in der Landgraf-Karl -Straße 2, woher sie auch den Namen LK 2 hat. Die Beratungsarbeit läuft seit dem Frühjahr statt. „Damit konnte ein Bereich, an dem das Hilfesystem in Kassel noch nicht optimal aufgestellt war, deutlich gestärkt werden“, sagt Maisch. Die Fachkräfte informieren und begleiten unter anderem bei Vergewaltigung, sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz, bei Verdacht auf K.O.-Tropfen, sexueller Belästigung, sexueller Nötigung sowie bei sexualisiertem Machtmissbrauch. Die Beratungen sind kostenfrei und auf Wunsch anonym.

Die Zahlen
In den letzten Jahren sind die Zahlen zur Häuslichen Gewalt in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) stark gestiegen. „Das ist zum einen Grund zur Sorge, da die Gewaltbereitschaft steigt. Es kann aber auch ein Zeichen dafür sein, dass die Aufklärung über Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen und eben auch Anzeige zu erstatten, Wirkung zeigten“, so Ute Giebhardt, Leiterin des Amts für Chancengleichheit.
In 2018 waren es in der PKS für die Stadt Kassel noch 503 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt, in 2021 bereits 700 und in 2022 786. Somit hat sich die Zahl seit 2010 verdoppelt, damals waren es 386 angezeigte Fälle.

Im Bereich der sexualisierten Gewaltfälle in der Stadt Kassel gab es in 2018 47 Fälle von Vergewaltigung sowie 27 Fälle sexueller Nötigung. In 2021 waren es 44 Fälle von Vergewaltigung und 14 Fälle von Nötigung. In 2022 wurden 40 Vergewaltigungen und 23 sexuelle Nötigungen angezeigt. Bei den sexuellen Belästigungen gab es 65 Anzeigen in 2018, 50 Anzeigen in 2021 und 55 Anzeigen in 2022.

Pressekontakt: Simone Scharnke