Meldungsdatum: 07.12.2023

Altablagerung „An der Schlinke“: Schachtbau erfordert Sprengungen

(pen) Im September hatte der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) damit begonnen, die Altablagerung „An der Schlinke“ in Witten Annen zu sanieren. Nächster Schritt auf dem Weg, um das Grundwasser vor Dioxinen und Chlor-phenolen zu schützen, sind Sprengungen.

 

Der Startschuss hierfür fällt am Montag, 11. Dezember. Nötig sind sie, weil ein Schacht - Durchmesser 10 Meter, Tiefe 20 Meter – nur so in den Ruhrsandstein getrieben werden kann. Dieser Schacht ist nach seiner Fertigstellung Ausgangspunkt für das vorgesehene horizontale Dränagesystem, mit dem die Altablagerung absehbar trockengelegt werden soll. Fertiggestellt soll dieses System Ende 2024.

 

Seit Sanierungsbeginn Mitte September hatten Bagger im Bereich der Schachtbaustelle in einem ersten Schritt das aus dem Steinbruchbetrieb gelagerte Lockergetein entfernt. Zum Lösen des Felsgesteins kommt nun auch Sprengstoff zum Einsatz.

 

Die Arbeiten sind für die ausführende Firma – Reisch Sprengtechnik aus Bayern – mit Herausforderungen verbunden. Zu diesen zählt neben dem Schutz der umliegenden Häuser und dem Verhindern von Steinflug und übermäßiger Erschütterung insbesondere eine über das Gelände verlaufende Hochspannungsleitung. Sie macht es erforderlich, besonders gezielt und kontrolliert zu sprengen.

 

Bereits terminiert ist eine Sprengung, sie findet am Montag, 11. Dezember statt, geplant ist sie zwischen 15 und 18 Uhr. In Abhängigkeit vom Wetter und von den Ergebnissen der ersten Sprengung könnte am 18. Dezember eine weitere Sprengung durchgeführt werden. Danach geht es im Januar weiter.

 

An allen Sprengtagen wird der betroffene Bereich mit einem rotes Warnband gekennzeichnet sein. Zusätzlich sind vor und während der Sprengungen Absperrposten im Einsatz und es wird akustische Signale geben. Ein einfacher langgezogener Ton fordert dazu auf, die Sprengstelle unverzüglich zu lassen, ein zweifacher kurzgezogener Ton transportiert die Information „Es wird gesprengt“, ein dreifacher kurzgezogener Ton übermittelt Entwarnung.

 

Für jeweils maximal 30 Minuten wird zudem der Abschnitt zwischen Annener Berg und Wullener Feld auf der Stockumer Straße gesperrt sein. In einem Schreiben wurden die Anwohner zudem über Folgendes informiert: Die möglicherweise während der Sprengungen zu spürenden Erschütterungen sind für Personen und Gebäude unschädlich. Erschütterungsmessgeräte wurden in ausgewählten Häusern im nahen Umfeld platziert und überwachen das Geschehen. Fenster müssen wegen eventueller Staubentwicklung geschlossen bleiben.

 

Stichwort Altablagerung „An der Schlinke“

 

Träger des Projektes und Auftraggeber ist der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV).  Er saniert das Gelände in enger Abstimmung mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis, der als untere Bodenschutzbehörde zuständig ist.

 

Die Vorgeschichte des Sanierungsprojektes ist lang. Bei der ca. 6.000 Quadratmeter großen Altablagerung handelt es sich um einen ehemaligen Steinbruch, der nach Abschluss der Sandsteingewinnung in den 1950er/1960er Jahren als behördlich nicht genehmigte Mülldeponie genutzt wurde.

 

In ersten Untersuchungen wurden 1985 Belastungen mit Pentachlorphenol, Dioxinen sowie Furanen festgestellt, seit dem Jahr 2000 ist eine Sickerwasserreinigungsanlage in Betrieb und 2005 wurde zwischen dem AAV und dem Ennepe-Ruhr-Kreis ein erster öffentlich-rechtlicher Vertrag zur Durchführung einer Sanierungsuntersuchung mit anschließender Sanierungsplanung geschlossen.

 

Schwierige hydrogeologische Standortrahmenbedingungen stellten von Anfang an hohe Ansprüche an das Sanierungsverfahren. Schließlich fiel nach umfangreichen Voruntersuchungen die Entscheidung, auf die so genannte Erbstollentechnik – ein aus dem Bergbau bekanntes Verfahren – zu setzen. Dabei wird die Altablagerung zur Herstellung eines Dränagesystems unterfahren. Für das Ableiten des Sickerwassers wird das natürliche Gefälle des zerklüfteten Gesteins im Untergrund genutzt, am Ende landet es in einer Aufbereitungsanlage.