Meldungsdatum: 19.12.2023

Ein Konflikt, der die Stadtgesellschaft spaltete

In Erinnerung an die deutsche Revolution von 1848 vor 175 Jahren behandelt die neue Publikation von Stadtarchivar Gregor Husmann die politischen Vorgänge, die sich im Revolutionsjahr in der Stadt Haltern abspielten. Es geht sowohl um eine konfliktbehaftete Bürgermeisterwahl als auch um den Konflikt mit der preußischen Regierung.

„In Haltern hat es keine großen Unruhen gegeben. Dafür aber einen größeren Disput“, berichtet Stadtarchivar Gregor Husmann. 1773 kam es zum ersten Mal zu einem Bürgeraufstand. Die Schützengilde und der alte Bürgermeister stellten sich gegen den neuen Amtsinhaber, da dieser zu viel sparen wollte. Sie gründeten in der Pfarrkirche eine Art „Gegen-Rathaus“ und riefen die Revolution aus. Auch im Revolutionsjahr 1848 war es eine Bürgermeisterwahl, die für eine Auseinandersetzung sorgte. Diese hat Gregor Husmann erstmals ins Verhältnis zur lokalen Entwicklungsgeschichte der Stadtverfassung seit den frühen überlieferten Ratswahlen gestellt. Zudem betrachtet er sie in seiner Abhandlung im Licht des Zeitgeistes des Revolutionsjahrs 1848.

„Mit der französischen Herrschaft und der Beseitigung des mittelalterlichen, deutschen Reiches änderte sich alles“, erläutert Husmann: „Die Stadtverfassung und Selbstregierung in Haltern wurden wie in anderen Städten rigoros ausgehebelt.“ Sowohl der neu definierte Bürgerstatus als auch eine Wahlrechtsänderung sorgten unter der beginnenden preußischen Herrschaft für Unmut und Streit.  Es kam erhebliche Bewegung in das politische Leben in Haltern. Die Nichtanerkennung einer Bürgermeisterwahl 1848 spaltete die Halterner Bürgerschaft in zwei Lager. Ein Teil sah sie als legitim vollzogen an, der andere wehrte sich dagegen. „In einer nie dagewesenen politisierten Atmosphäre kam es zum Kampf zwischen den Lagern und mit der Regierung – von der sich viele bevormundet fühlten“, schildert Husmann. Durch die Analyse von Petitionen, Unterschriftensammlungen und politischen Schreiben lässt der Stadtarchivar die Auseinandersetzung wieder lebendig werden und rekonstruiert diese. „Der Halterner hat schon früher gerne auf seiner Meinung beharrt und sich durchgesetzt“, stellt Gregor Husmann fest: „Das hat mir die Analyse deutlich gezeigt.“

Wer mehr darüber erfahren möchte, wie der Konflikt entstand und, wie er gelöst werden konnte, kann die Publikation „Städtische Volksherrschaft in Haltern im Wandel: Von vormoderner Selbstregierung bis zur Zeit der Revolution von 1848“ für 3,50 Euro in der Stadtagentur erwerben.

Bürgermeister Andreas Stegemann hat sie mit Interesse gelesen und gibt seine klare Lektüreempfehlung ab. „Für mich war es spannend, von dem Konflikt zu lesen und mich hat überrascht, dass wir für kurze Zeit eine französische Stadt waren“, berichtet er: „Das bringt mir unsere französische Partnerstadt noch einmal näher.“

 


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Jahrespublikation vorgestellt

©  Stadt Haltern am See
Jahrespublikation vorgestellt

Kämmerer Dirk Meussen (von links), Bürgermeister Andreas Stegemann, Stadtarchivar Gregor Husmann und Jürgen Schröder (Fachbereichsleiter Interne Dienste) stellen die neue Publikation aus dem Stadtarchiv vor.