Meldungsdatum: 16.01.2024

„175 Jahre Iserlohner Revolution“ - Stadtgeschichtliche Vortragsreihe zum Revolutionsjubiläum

Mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert die Stadt Iserlohn in diesem Jahr an den 175. Jahrestag der Iserlohner Revolution. In der Erstürmung des Zeughauses am 10. Mai 1849 gipfelten die politischen und sozialen Proteste, die Iserlohn kurzzeitig zum Zentrum der Ereignisse in Westfalen machten.

In der neuen stadtgeschichtlichen Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn werden von Januar bis Juni 2024 namhafte Historikerinnen und Historiker Ursachen und Verlauf der Revolution in Preußen, Westfalen und Baden skizzieren, Akteure des Aufstands in Iserlohn vorstellen sowie die unterschiedlichen Bewertungen des Ereignisses in den vergangenen 175 Jahren untersuchen.

Bürgermeister Michael Joithe freut sich über das ambitionierte Programm: „Ich hoffe, dass mit der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe zum 175. Jahrestag der Iserlohner Revolution ein breites Publikum angesprochen wird und freue mich sehr, dass Iserlohns historische Rolle auf dem Weg zu einer demokratischen Gesellschaft auch auf diese Weise gewürdigt wird.“

Stadtarchivar Rico Quaschny freut sich besonders darüber, dass als Kooperationspartner neben der VHS Iserlohn die Historische Kommission für Westfalen gewonnen werden konnte: „Durch diesen Partner war es möglich, ein sehr umfangreiches und anspruchsvolles Vortragsprogramm, in dem viele Aspekte und Akteure des Revolutionsereignisses betrachtet werden, zusammenzustellen. Die vielfältigen Veranstaltungen zum Revolutionsjubiläum in Iserlohn erhalten dadurch ein wissenschaftliches Fundament.“

Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, Vorsitzende der Historischen Kommission für Westfalen, lobt die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Iserlohn: „Der Maiaufstand in Iserlohn 1849 war die heftigste Auseinandersetzung zwischen den revolutionären Demokaten und der konservativen preußischen Regierung in Westfalen, auch mit unangenehmen Folgen für die Stadtbevölkerung. Insofern ist es richtig, dass die Stadt sich im Jubiläumsjahr intensiv an die Ereignisse erinnert. Gleichzeitig ordnet die Vortragsreihe die Iserlohner Verhältnisse in den westfälischen und den deutschen Kontext insgesamt ein – gerade auch deswegen sind wir hier gerne Mitveranstalter geworden.“

Frank Finkeldei, stellv. Leiter der VHS Iserlohn, stellt die Vortragsreihe als bedeutende Kooperation in der Erwachsenenbildung heraus: „Die Vortragsreihe bildet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Stadt- und Regionalgeschichte. Sie stellt durch ihre historischen Betrachtungen über herausragende Persönlichkeiten und Gegebenheiten ergänzend immer auch gesellschaftliche Strukturen und Diagnosen der jeweiligen Zeit und damit verbundene Bedeutungen einzelner Entwicklungen für die Gegenwart dar.“

Die stadtgeschichtliche Vortragsreihe beginnt am Dienstag, 23. Januar, mit einem Einführungsvortrag von Dr. Felix Gräfenberg aus Münster, der im vergangenen Jahr den über 700-seitigen Sammelband „1848/49 in Westfalen und Lippe“ mit Lebensbildern von Protagonistinnen, Akteuren und Gegenspielern der Revolution herausgegeben hat. Sein Vortrag trägt den Titel „Lebensbilder als Sonden der Revolutionsgeschichte“ und widmet sich neuen Perspektiven auf die Revolution von 1848/49 in Westfalen und Lippe.

Prof. Dr. Arno Herzig aus Hamburg, der sich bereits seit den 1970er Jahren mit der Revolution von 1848/49 auseinandersetzt, stellt am 6. Februar „Carl Wilhelm Tölcke (1817-1893) und die Tradition der Iserlohner Erhebung von 1849 in der deutschen Arbeiterbewegung“ vor. Der Gerichtsschreiber Tölcke aus Altena, Angeklagter im Prozess gegen die Iserlohner Revolutionäre, war später Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und interpretierte die Sozialdemokratie als einzige Nachfolgerin der deutschen Revolution von 1848.

Dr. Ralf Blank, Leiter der historischen Museen und des Stadtarchivs Hagen, widmet sich am 20. Februar der Biografie des aus Hagen stammenden Caspar Butz (1825-1885), dem gemeinsam mit Carl Post aus Hagen eine anstiftende und federführende Rolle beim Aufstand in Iserlohn zugewiesen wurde. Nach seiner Flucht und Emigration in die USA setzte er seine berufliche Karriere und sein politisches Engagement dort fort.

Am 12. März skizziert der Historiker und Archivar Prof. Dr. Ralf Stremmel, Leiter des Historischen Archivs Krupp in Essen, die Biografie des Industriellen Carl Post (1815-1906) aus Hagen-Eilpe, der maßgeblich am Zeughaussturm in Iserlohn beteiligt war. Wie Butz musste Post nach Amerika fliehen. Durch neuere Forschungen gelang es nun, seinen Lebensweg in den USA zu rekonstruieren. Stremmel geht in seinem Vortrag auch der Frage nach, welche Konsequenzen ein Mensch auf sich nimmt, um seine Ideale und Utopien durchzusetzen.

Dr. Sandra Hertel, Leiterin des Stadtmuseums Iserlohn, das im ehemaligen Zeughaus untergebracht ist, verfolgt in ihrem Vortrag am 23. April die Rolle des Juristen und Katholiken Carl August Schuchart (1806-1869), den zeitgenössische Quellen als die „Seele des Aufstands“ in Iserlohn bezeichneten. Durch ein während der Revolution 1849 beschädigtes Porträtgemälde im Stadtmuseum Iserlohn ist Schuchart einer der wenigen Protagonisten von dem Bild erhalten ist. Der Vortrag beleuchtet Schucharts Handlungen und Entscheidungen vor, während und nach der Revolution von 1848/49.

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs NRW i.R. und ehemaliger Erster Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen, gilt zu Recht als einer besten Kenner der Geschichte Westfalens und Iserlohns. In seinem Vortrag „1848/49: Revolution in Preußen, Westfalen und Iserlohn“ legt er am 7. Mai dar, warum sich die Ereignisse im Mai 1849 nicht zufällig in der damals industriereichsten Stadt Westfalens konzentrierten und warum die Stadt zum Ort eines Wendepunktes in der deutschen und der westfälischen Geschichte wurde.

Dr. Elisabeth Thalhofer, Leiterin der Bundesarchiv-Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte im Schloss Rastatt, skizziert in ihrem Vortrag am 18. Juni die Revolution 1848/49 in Baden und weitet damit den Iserlohner Blick. Immerhin war die Einberufung der Iserlohner Landwehr zur Niederschlagung der Aufstände in Baden eine Ursache für den Zeughaussturm im Mai 1849. Die Referentin geht der Frage nach, warum Baden zum Schauplatz der Revolution wurde und sucht nach Gründen, warum wir uns 175 Jahre später daran noch erinnern sollten.

Dr. Walter Wehner, Literaturwissenschaftler und Autor aus Iserlohn, verfolgt im letzten Vortrag der Reihe am 25. Juni die Rezeptionsgeschichte der Iserlohner Revolution. Wie zu erwarten, spiegelt die publizistische, die wissenschaftliche und die literarische Auseinandersetzung mit 1848/49 den Zeitgeist ihrer Erscheinungsjahre wider. Dr. Wehner geht auch der Frage nach, ob die Iserlohner Revolution tatsächlich „... kein politisches Ziel, das heute noch Bedeutung hat“, verfolgte.

Alle Vorträge beginnen jeweils dienstags 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der Volkshochschule im Stadtbahnhof, Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn. Der Eintritt je Vortrag beträgt 6 Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen 3 Euro.

Das Faltblatt mit der Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Vorträgen liegt im Stadtarchiv, anderen Kulturinstituten und in der Stadtinfo aus. Es wird auf Wunsch gern zugesandt und ist im Internet abrufbar (https://waldstadtpanorama-iserlohn.de/veranstaltungen/).

Die Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2024 im Überblick:


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©  Stadt Iserlohn
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Flyer: Vortragsreihe Stadtarchiv 2024-I

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