Meldungsdatum: 30.01.2024
2021 hat der Lippeverband im Bereich seiner Stadtentwässerung Hamm mit der Sanierung des Pumpwerks Soester Straße in Hamm das erste begehungsfreie Pumpwerk neu in Betrieb genommen. Kurz darauf folgte der Neubau des Pumpwerks Hoppeistraße mit derselben Technik. „Nach gut zwei Jahren Betrieb kann eine erste Bilanz gezogen werden. Unser Fazit fällt positiv aus: Die begehungsfreien Pumpwerke halten, was sie versprechen. Das Pumpwerk Soester Straße muss beispielsweise nur noch einmal im halben Jahr durch das Betriebspersonal gewartet werden“, sagt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik beim Lippeverband. Vorher war eine wöchentliche vor Ort-Wartung von Pumpwerkskomponenten, wie zum Beispiel der Fördermaschinen oder der Elektroschaltanlage, erforderlich. „Begehungsfreie“ Pumpwerke sind damit nicht völlig frei von vor Ort-Begehungen, jedoch deutlich begehungsärmer. Die frequenten Überprüfungen finden in diesen Anlagen entweder automatisiert statt oder können bei Bedarf mittels des virtuellen Prozessleitsystems – quasi von überall – durchgeführt werden.
Eigenständige Störungsbehebung
Dabei können die automatisierten Überprüfungsmechanismen nicht nur Probleme identifizieren, sondern auch selbstständig kleine, reguläre Störungen beheben. Ist zum Beispiel eine Pumpe durch falsch über die Toilette entsorgte Feuchttücher verstopft, kann das normalerweise sogar den Ausfall des Pumpwerks zur Folge haben. An den Pumpwerken Soester Straße und Hoppeistraße greift hier ein Notfall-Mechanismus: Die Anlage erkennt die Situation selbstständig durch den erhöhten Stromverbrauch der Pumpe. Mit einer automatischen Rückspülung kann die drohende Verstopfung in der Regel frühzeitig gelöst werden.
Nach dem erfolgreichen Start sind neben den zwei Pionierpumpwerken bereits fünf weitere Pumpwerke in Hamm begehungsfrei: Im vergangenen Sommer wurden auch die Pumpwerke Eschenallee und Martinstraße in Betrieb genommen. Damit soll es aber nicht genug sein. In den nächsten Jahren ist der Um- und Neubau von mindestens 14 weiteren begehungsfreien Pumpwerken geplant. Alle Maßnahmen zur Automatisierung finden in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung statt.
Automatisierte Pumpwerk-Technik im Emscher- und Lippe-Gebiet
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) betreiben mehr als 500 Pumpwerke im Emscher- und Lippe-Gebiet. Einige davon, wie zum Beispiel das Pumpwerk Oberhausen (Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk), sind auch jetzt schon in Teilen mit den beschriebenen automatisierten Prüfungsmechanismen ausgestattet. Der flächendeckende Ausbau der begehungsfreien Technik ist eine Vision der Verbände, die jedoch noch einige Herausforderungen bereithält – denn Pumpwerk ist nicht gleich Pumpwerk. Anforderungen, Größe und Technik unterscheiden sich zum Teil stark. Dr. Frank Obenaus sieht trotz der Individualität der Anlagen ein großes Zukunftspotential: „Emschergenossenschaft und Lippeverband setzen auf Innovation und wollen die effizienzsteigernde Automatisierung der Pumpwerke flächendeckend im Emscher- und Lippe-Gebiet weiter voranbringen.“
Emschergenossenschaft und Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben. Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1.700 Beschäftigte und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken (rund 782 Kilometer Wasserläufe, rund 1533 Kilometer Abwasserkanäle, 546 Pumpwerke und 59 Kläranlagen). www.eglv.de
Leicht wiederzuerkennen: Das Pumpwerk Hamm-Eschenallee ist nicht nur begehungsfrei, es ziert von außen auch ein bunter "Eisvogel".
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