Meldungsdatum: 01.03.2024
Der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung befasste sich seit 1960 mehrfach mit der Errichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt Bocholt. Nachdem im Herbst 1967 das in der NS-Zeit aufgerichtete Heldendenkmal vor dem Amtsgericht beseitigt worden war, stand diese Frage erneut im Mittelpunkt der Beratungen.
Man einigte sich im Frühjahr 1968 auf die Schaffung eines Mahnmals, welches an die gefallenen Soldaten und Ziviltoten beider Weltkriege sowie an die Verschollenen und die in Konzentrationslagern Umgekommenen erinnern sollte. Es sollte aber auch ein Monument sein, das nicht nur auf die Vergangenheit verwies, sondern auch einen zukunftsweisenden Aspekt, nämlich die Achtung vor den Opfern von Krieg und Gewalt beinhaltete.
Mit der Ausführung wurde die in Hannover geborene und in Jerusalem lebende Kunstschaffende Ellen Bernkopf (1904-1992) beauftragt. Die Entscheidung zur Wahl einer jüdischen Künstlerin galt als Geste der Versöhnung. Ihr Entwurf sah einen sitzenden Menschen mit im Schoß verschränkten Armen und geneigtem Kopf vor. Nach Ansicht von Oberbürgermeister Günther Hochgartz vermittelte das Modell sowohl Trauer als auch Reue, jedoch nicht Verzagtheit und Hoffnungslosigkeit.
Bei einem Besuch in Bocholt empfahl Bernkopf am 28. August 1968 als Standort die Fläche zwischen der Aabrücke an der Neustraße und dem Südhaus, wo die Bronzeskulptur mit Blickrichtung nach Süden unter der dort befindlichen Kastanie platziert werden sollte. Sie schlug darüber hinaus vor, den Sockel der Bedeutung des Mahnmals entsprechend mit den schlichten, aber verbindenden Worten „Den Opfern“ zu versehen.
In einer Feierstunde wurde das Mahnmal schließlich am 21. März 1970 übergeben, am Vortag des 25. Jahrestages der Bombardierung der Stadt Bocholt. Oberbürgermeister Günther Hochgartz legte zum Gedenken an die Kriegsopfer an den Südbrücken einen Kranz nieder und bemerkte zur künstlerischen Gestaltung: „Kein Soldat, kein Mann, keine Frau – ein Mensch ist dargestellt. Das beeindruckte uns, denn alle – Männer, Frauen und Kinder – alle mussten Leiden und Sterben durch Krieg und Gewalt ertragen.“
Auf dem Foto sieht man neben dem städtischen Kranz das Gebinde des Verbandes der Heimkehrer e. V., im Hintergrund das Bühnenhaus Lichtburg, den Turm der St.-Josef-Kirche und den Schornstein der einstigen Fabrik Drießen. Das Mahnmal fand im Übrigen am 17. März 1999 im Zuge von Baumaßnahmen einen neuen Platz, und zwar wenige Meter westlich davon in der Grünanlage der Aurillac-Promenade.
Text: Wolfgang Tembrink / Stadtarchiv Bocholt
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