Meldungsdatum: 14.03.2024
Am Montag, 11. März 2024, hatte die Stadt Borken zu einer öffentlichen Einwohnerversammlung eingeladen. Thema des Abends war die Entwicklung der unbebauten Dreiecksfläche zwischen den Bundesstraßen B 67 und B 70 sowie dem Grütlohner Weg in Borken. Rund 300 Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und der Verwaltung kamen dazu an dem Abend im Großen Saal der Stadthalle Vennehof zusammen. Neben zahlreichen Informationen rund um eine mögliche Weiterentwicklung des Grundstücks gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Meinungen zu äußern.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde der neue Imagefilm der Stadt Borken gezeigt, der die Kreisstadt – das Leben, ihre Natur und Angebote – vorstellt und auch unter anderem die Wirtschaftsstärke aufzeigt. „Das Thema Wohnen ist ein wichtiger Standortfaktor unserer Stadt“, machte Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing nach ihrer Begrüßung deutlich. Zudem sei die Borkener Wirtschaft sehr breit aufgestellt: „Wir sind ein wirtschaftlicher Tausendfüßler“, betonte Schulze Hessing und ergänzte: „Die Weiterentwicklung der Gewerbeflächen im Stadtgebiet ist wichtig, um die wirtschaftliche Vielfalt hier aufrecht zu erhalten.“ Es gebe jedoch kaum noch die Möglichkeit, vorhandene Gewerbeflächen zu erweitern. Ein potentielles Grundstück zur gewerblichen Weiterentwicklung sei die Dreiecksfläche, so Borkens Bürgermeisterin.
Bevor es um die gewerbliche Weiterentwicklung ging, ging Borkens Technischer Beigeordneter Jürgen Kuhlmann darauf ein, warum diese etwa neun Hektar große Fläche nicht für Wohnbebauung geeignet ist. Zum einen gäbe es keinen direkten Anschluss an vorhandene Wohngebiete, zum anderen sei die verkehrliche Anbindung nicht passend: „Eine direkte Zufahrt von der B 70 ist möglich – aber nicht optimal“, berichtete Kuhlmann. Dieses Wohngebiet würde zusätzlichen Verkehr auf den Grütlohner Weg bringen, der als sehr schmale Straße ohne Geh- und Radwege nicht dafür ausgelegt sei. Zudem seien die Lärmschutzmaßnahmen für das Baugebiet sehr aufwändig und kostenintensiv.
Eine gewerbliche Weiterentwicklung sei wiederum generell möglich. „Es ist jedoch noch nichts vorentschieden“, betonte Borkens Bürgermeisterin mit Nachdruck und machte deutlich: „Wir gehen jetzt in die politische Beratung.“
Stephan Dix, Projektentwickler der Firma Schoofs aus Kevelaar, stellte das mögliche Konzept für die Entwicklung eines Standortes der Baumarktkette „toom“ auf der Dreiecksfläche vor. Im Auftrag des Unternehmens sei er mit dem Entwurf, einen Bau- und Gartenmarkt dort zu realisieren, auf die Stadt zugegangen. Dieser Markt solle auf einer rund 3,5 Hektar großen Fläche entstehen, eine Verkaufsfläche von etwa 8.900 Quadratmetern haben und etwa 70 neue Arbeitsplätze schaffen. Das Vorhaben beinhalte unter anderem begrünte Parkplätze und Randbereiche, Gründächer und PV-Anlagen. Auch das Thema E-Mobilität würde berücksichtigt werden.
Welche Auswirkungen die Realisierung des Vorhabens auf die heimische Wirtschaft hätte, das stellte Sandra Emmerling vom Büro Dr. Lademann und Partner aus Hamburg vor. Das sogenannte Verträglichkeitsgutachten aus dem Jahr 2022 mit Ergänzung aus 2024 komme zu dem Ergebnis, dass die Ansiedlung eines „toom“ Bau- und Gartenmarktes mit dem bestehenden Einzelhandel verträglich sei. Außer Frage stehe aber, dass es durch das Vorhaben zu Umsatzumverteilung in Höhe von bis zu 20 Prozent im Nahbereich kommen werde. Zum Schutz zentraler Versorgungsbereiche empfehle das Büro daher, im Rahmen der notwendigen Bauleitplanverfahren zu definieren, welche Sortimente in einem solchen Markt tatsächlich angeboten werden dürften.
„Das Gutachten orientiert sich an allen prüfungsrelevanten Aspekten und soll die politische Entscheidungsfindung unterstützen“, erklärte Mechtild Schulze Hessing. Es sei nun Aufgabe der zuständigen politischen Gremien zu entscheiden, ob sie sich die Ansiedlung des Marktes auf der Dreiecksfläche vorstellen können.
Im Anschluss folgte ein Austausch mit offener Diskussionsrunde, bei der alle noch offenen Fragen beantwortet werden sollten. Die Nachfragen der Bürgerinnen und Bürger bezogen sich insbesondere auf das Lärmschutzgutachten, auf die gewerbliche Nutzung sowie auf die infrastrukturelle und verkehrliche Anbindung. Insbesondere Vertreterinnen und Vertretern ansässiger Borkener Unternehmen stellten die Verträglichkeit eines neuen Baumarktes in Borken in Frage. Zudem wurden Vorschläge für alternative Nutzungen der Fläche gemacht.
Am Ende der etwa dreistündigen Versammlung bedankte sich Schulze Hessing bei allen Anwesenden für ihr Kommen: „Viele von Ihnen haben sich zu Wort gemeldet, Fragen gestellt und ihre Meinung vorgetragen“, freute sie sich über die Beteiligung. Dabei versprach sie, dass die Eindrücke des Abends mit in den politischen Entscheidungsprozess einfließen werden und stellte noch einmal heraus, dass deutlich wurde, dass die Mehrheit der Anwesenden gegen den Baumarkt sei.
Das weitere Vorgehen zur möglichen Entwicklung der Fläche zwischen der B 67, B 70 und dem Grütlohner Weg sieht wie folgt aus: Am Dienstag, 23. April 2024, in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planen und Bauen wird das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, um das Für und Wider abzustimmen. Unter anderem sollen diese Fragen beraten werden: Wie soll sich die Fläche in Zukunft entwickeln? Soll dort ein Baumarkt entstehen? Ist dort – auch ohne Baumarkt – eine gewerbliche Entwicklung gewünscht?
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