Meldungsdatum: 24.05.2024
(pen) Das Jobcenter EN hat Valentyn Prus, Oksana Denysenko und Valentyna Pleshka an das Gevelsberger Unternehmen RS-Kunststoffgesellschaft vermittelt. In Denglisch würde man sagen „Sie matchen“, auf Deutsch: Beide Seiten haben ihre Chancen erkannt und genutzt. Denn das Unternehmen war und ist dringend auf zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen, die drei Ukrainer wollen so schnell wie möglich finanziell auf eigenen Beinen stehen.
Bei RS herrscht seit vier Wochen eine sehr erfolgreiche Zettelwirtschaft: Vom ersten Arbeitstag an hat Valentyn Prus sich akribisch alle Arbeitsschritte notiert, die ihm sein Chef Ralf Höhmann gezeigt hat, und diese mit Magneten an die von ihm zu bedienenden Maschinen geheftet. In Zweifelfällen kann er auf ihnen auf Ukrainisch nachlesen, was genau an welcher Stelle zu tun ist. Wenn er darüber hinaus Fragen hat, zieht er Joker Nummer zwei und wendet sich an eine langjährige Mitarbeiterin, die aus Polen stammt und Ukrainisch versteht. Im Notfall kann er immer noch auf eine Übersetzungs-App zurückgreifen.
„Natürlich ist es nicht ganz leicht mit der Verständigung“, sagt Ulrike Höhmann, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann leitet. „Aber alle tun ihr Bestes und so funktioniert es dann auch. Ein Problem ist das nicht.“ Viel wichtiger als die Sprache seien ihr Motivation und Engagement ihrer Mitarbeitenden. „Und da kann ich bei allen Dreien nur von einem riesengroßen Glücksgriff sprechen: Sie sehen die Arbeit, sie suchen sich Arbeit, erledigen alles zuverlässig und haben sich sofort in das Team integriert.“
Lohn für diese Leistung und Anerkennung für dieses Verhalten: Nach einem Monat als Praktikanten erhalten Prus, Denysenko und Pleshka jetzt feste Verträge. Nach den guten Erfahrungen möchten die Höhmanns zudem noch zwei weitere Menschen aus der Ukraine einstellen. Der Arbeitgeberservice des Jobcenters hat bereits geeignete Kandidaten gefunden, sie können in den nächsten Wochen in das Praktikum einsteigen.
„Wir schauen, was die Menschen an beruflichen Erfahrungen aus ihren Heimatländern mitbringen, wo sie mit ihren Sprachkenntnissen stehen und ob sie motiviert sind“, sagt Dietmar Bickmann, Integrationscoach beim Jobcenter EN. Er steht in engem Austausch mit dem Arbeitgeberservice, der wiederum die Unternehmen mit ihren offenen Stellen genau im Blick hat. Gemeinsames Ziel: Zusammenbringen, was zusammenpasst.
Aufgrund des deutschlandweiten Arbeits- und Fachkräftemangels ist das dringend nötig. „Bund und Land haben Programme wie den ´Jobturbo` und die `Vermittlungsoffensive` gestartet, um das Problem in den Griff zu bekommen“, sagt Dirk Farchmin, Leiter des Jobcenters EN. „Dem kommen wir nach, indem wir die Kontaktdichte mit arbeitsmarktnahen Bewerbern noch einmal erhöht haben.
Außerdem organisiert das Jobcenter EN vermehrt Veranstaltungen für bestimmte Zielgruppen. „Mal richten wir uns dabei gezielt an neu Zugewanderte, geben Informationen rund ums Arbeiten in Deutschland und beantworten Fragen. Mal geben wir lokalen Unternehmen die Gelegenheit, sich und ihre offenen Stellen möglichen Interessenten live und vor Ort vorzustellen“, erklärt Enrique Herold, Leiter des Arbeitgeberservice.
Denn auch im Ennepe-Ruhr-Kreis suchen viele Betriebe händeringend Personal. Die RS-Kunststoffgesellschaft war bis vor Kurzem noch zwölfköpfig, dank der drei neuen Arbeitsverträge sind sie jetzt 15. „Die Auftragslage ist sehr gut. Was uns bislang eingeschränkt hat, ist der Personalmangel“, erklärt Ulrike Höhmann. Die Maschinen in dem Betrieb, der hauptsächlich Fenster- und Rollladentechnik herstellt, laufen an sieben Tagen pro Woche. Sie müssen bedient und befüllt werden, fertige Teile herausgenommen, sortiert, zugeschnitten, verpackt, etikettiert und für den Versand vorbereitet werden. Aufgaben, die die drei Ukrainer nun nach und nach übernehmen können.
„Wir müssen jetzt etwas mehr Energie hineinstecken, um mehrere neue Mitarbeitende gleichzeitig einzulernen. Aber wir können davon nur profitieren“, zeigt sich Ulrike Höhmann überzeugt.
Unter dem Strich eine Win-win-win-Situation für das Unternehmen, den Bundeshaushalt und die Ukrainer selbst. Denn Prus, Pleshka und Denysenko, die alle Drei vor zwei Jahren vor dem Krieg in ihren Heimatregionen Charkiv, Odessa und Saporischja nach Deutschland geflohen sind, sind sich einig: „Wir wollen kein Bürgergeld und auch keine Langeweile. Wir wollen arbeiten.“
Stichwort „Jobturbo“ und „Vermittlungsoffensive“
Der Bund und das Land NRW haben vor wenigen Monaten zwei Initiativen ins Leben gerufen, um dem Arbeits- und Fachkräftemangel mit dem Motto „Jede und jeder wird auf dem Arbeitsmarkt gebraucht“ entgegenzuwirken. Während der Bund mit seinem „Jobturbo“ verstärkt auf die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt abzielt, stellt die „Vermittlungsoffensive“ des Landes auf die Arbeitsmarktnähe aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten ab. Auf beide Zielgruppen legt das Jobcenter EN in seiner Arbeit Schwerpunkte.
Stichwort Arbeitgeberservice
Jedes Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis, das offene Stellen hat, kann sich gerne an den Arbeitgeberservice des Jobcenters EN wenden, Telefon 02336 93-3999. Ein persönlicher Ansprechpartner wird dann gemeinsam mit den Integrationscoaches versuchen, passende Arbeitssuchende, ein Match, zu finden.
Pressekontakt: Franziska Horsch
Valentyn Prus bei der Arbeit an einer der Maschinen: Auch ohne gute Deutschkenntnisse funktioniert die Zusammenarbeit mit den drei Neuzugängen bei RS einwandfrei. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis
„Sie sehen die Arbeit, sie suchen sich Arbeit“: Oksana Denysenko und Valentyna Pleshka haben sich als Glücksgriff für die RS-Kunststoffgesellschaft herausgestellt. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis
Win-win-win: Dank der Vermittlung durch das Jobcenter EN – hier Integrationscoach Dietmar Bickmann (l.), Enrique Herold, Dirk Farchmin und Wiebke Eichholz – haben der Betrieb von Ulrike Höhmann (4.v.l.) und ihre neuen Arbeitskräfte Valentyn Prus (r.), Oksana Denysenko und Valentyna Pleshka (2. u. 3. v.l.) zueinander gefunden. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis
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