Meldungsdatum: 29.05.2024

Führungen und Vorträge: „Zentrum für Demokratie und Vielfalt“ in Hanau öffnete seine Türen für Publikum

„Vom Haus des Geldes zum Haus der Demokratie“ beim „Tag der Städtebauförderung“

„Mit dem ‚Zentrum für Demokratie und Vielfalt‘ schaffen wir einen offenen Raum, der den Dialog fördert, die Begegnung ermöglicht und Zusammenarbeit erleichtert. Hier können wir gemeinsam an einer demokratischen und vielfältigen Zukunft arbeiten – an unserer Stadt bauen“, begrüßte Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri Bürgerinnen und Bürger im Gebäude am Kanaltorplatz.

Zum „Tag der Städtebauförderung“ hatte das Amt für Sozialen Zusammenhalt und Sport ein umfangreiches Programm organisiert. Amtsleiter Andreas Jäger: „In den vergangenen Monaten haben wir in einem partizipativen Verfahren gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung sowie Stadtverordneten einen Masterplan für Beteiligungsmaßnahmen zum entstehenden Zentrum erarbeitet. Darüber hinaus haben wir Expertinnen und Experten um Feedback zu den geplanten Maßnahmen im Bereich Barrierefreiheit gebeten. Die heutige Veranstaltung ist ein weiterer Meilenstein auf unserem gemeinsamen Weg hin zu einem Zentrum für Demokratie und Vielfalt.“ Im kommenden Jahr beginnt der Umbau der ehemaligen Commerzbank-Filiale samt energieeffizienter Ertüchtigung.

 

„Heute öffnet das entstehende Zentrum, Interessierte haben vor Beginn der Umbauarbeiten die Gelegenheit, einen Blick ins Erdgeschoss zu werfen. Hier präsentiert sich den Besucherinnen und Besucher eine historische Fotoausstellung, die aus dem Hanauer Stadtarchiv und dem Unternehmensarchiv der Commerzbank AG recherchiert und zusammengetragen wurde.  Eindrucksvoll lassen sich anhand der gut erhaltenen Fotografien die historischen Wandlungen des Hauses am Kanaltorplatz nachvollziehen, die auch bildhaft für die Geschichte Hanaus stehen“, führte Bürgermeister Dr. Bieri ein: „Städte sind Organismen, die sich laufend verändern. Dabei werden verschiedene Zeitschichten neben- und aufeinander gebaut und Gebäude werden selbst zu historischen Speichern ihrer eigenen Geschichte. Man muss nicht graben, um Stadtarchäologie zu betreiben. Vieles ist und bleibt sichtbar.“

 

In die Vergangenheit des Gebäudes blickte Martin Hoppe, Leiter des Fachbereichs Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen sowie Lokalhistoriker: „Die Geschichte des Kanaltorplatzes und der ehemaligen Commerzbank, in der wir heute stehen, ist eine lebendige Erzählung des multikulturellen und multireligiösen Zusammenlebens in Hanau. Die Gründung der Hanauer Neustadt im Jahr 1597 markiert einen der wichtigsten Wendepunkte in der Stadtgeschichte. Grundlage dafür war die ‚Capitulation‘, ein bahnbrechender Vertrag zwischen den neu eingetroffenen Glaubensflüchtlingen aus den von Spanien besetzten Niederlanden und dem heutigen Belgien sowie Graf Philipp-Ludwig II. von Hanau-Münzenberg. Dieser Vertrag ermöglichte den Neubürgern, ihre Religion frei auszuüben und ihre wirtschaftlichen Fähigkeiten zum Wohl der Stadt einzusetzen. Das markante Eckhaus am Kanaltorplatz Ecke Herrnstraße 1 wurde hier Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und blühte als Filiale verschiedener Banken auf. Ursprünglich war es der Wohnsitz der jüdischen Gebrüder Fürth. 1896 wurde es zum Privatbankhaus des Bankiers Armand Fürth und im Jahr 1909 übernahm die Mitteldeutsche Creditbank das Gebäude“, erklärte Martin Hoppe.

 

Dem Blick zurück folgten die Einordnungen zur Zukunft des Gebäudes. Sibylle Jesgarz, Betriebsleiterin des städtischen Eigenbetriebs Hanau Immobilien- und Baumanagement (IBM) und ihr Stellvertreter Michael Miessler stellten Konzept und Planungsstand sowie den Entwurf des Frankfurter Stadtplanungs- und Architekturbüros Meurer in einer Führung vor. „Das Haus wurde bisher als Bankgebäude genutzt, daher sind einige Umbaumaßnahmen notwendig“, so Sibylle Jesgarz. Das Gebäude wurde vermessen, es fanden Untersuchungen der Statik und der Baustoffe statt. Zu den Plänen führten die beiden Experten aus, dass der Haupteingang verlegt und verbreitert wird, um stufen- und schwellenlosen Zugang zu ermöglichen. Ein Aufzug wird eingebaut, die Treppen umgebaut. Alle Fenster im Erdgeschoss werden bodentief, Heizungs- und Lüftungsanlagen werden zurückgebaut und erneuert. Das bestehende Satteldach wird durch ein Flachdach mit Photovoltaikanlage ersetzt. Im ersten Obergeschoss entstehen Schulungs- und Co-Working-Räume, raumhohe Verglasungen für mehr Licht sind geplant. Zudem werden neue, barrierefrei zugängliche Toiletten geplant.

 

„Aus diesem Gebäude, in dem einst Konten eröffnet und Kreditverträge geschlossen wurden, wird ein Haus der Begegnung werden. Unabhängig von Generationen, sozialen Schichten und Herkünften werden sich hier Menschen treffen, miteinander reden, diskutieren. Es wird Veranstaltungen, Projekte und Workshops, Ausstellungen und Vorträge geben. Das Zentrum ist ein Haus von Hanau, für Hanau und wegen Hanau“, so Bürgermeister Dr. Bieri.

 

Kurz nach dem rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 hatte die Hanauer Stadtverordnetenversammlung das Projekt gestartet, 2021 das Gebäude in der Innenstadt – es liegt zwischen den beiden Tatorten – gekauft. Ende 2022 wurden dem Zentrum als „Nationales Projekt des Städtebaus“ 3,4 Millionen Euro Fördermittel des Bundes bewilligt. Am 19. Februar 2023 hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Förderbescheid an Oberbürgermeister Claus Kaminsky übergeben. Ende vergangenen Jahres hatten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung dem „Masterplan für die Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit“ zugestimmt. Die Planungen, so Amtsleiter Andreas Jäger, für weitere Beteiligungsmaßnahmen laufen zurzeit.

 

„Die Entwicklung unserer Stadt und ihrer Bauwerke spiegelt seit jeher die Vielfalt unserer Gesellschaft aber auch ihre Herrschaftsverhältnisse wider. In unserer demokratischen Zeit ist klar, dass Bürgerbeteiligung ein unverzichtbarer Bestandteil des Städtebaus ist, um öffentliche Angelegenheiten partizipativ zu gestalten. Auch und gerade weil es sich um ein Haus der Demokratie und der Vielfalt handelt. Wir wollen einen Ort schaffen, der durch einen ambitionierten Beteiligungsprozess geprägt ist, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen unserer vielfältigen Stadt zu berücksichtigen.“, so Bürgermeister Dr. Bieri.

Pressekontakt: Dominik Kuhn, Telefon 06181/ 18000 – 820


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Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

©  Stadt Hanau / UMP
Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri im "Zentrum für Demokratie und Vielfalt" am Kanaltorplatz in der Hanauer Innenstadt: „Wir schaffen einen offenen Raum, der den Dialog fördert, die Begegnung ermöglicht und Zusammenarbeit erleichtert. Hier können wir gemeinsam an einer demokratischen und vielfältigen Zukunft arbeiten – an unserer Stadt bauen."


Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

©  Stadt Hanau / UMP
Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

Martin Hoppe, Leiter des Fachbereichs Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen, gibt Einblicke in die Geschichte des Gebäudes am Kanaltorplatz. Im kommenden Jahr beginnt der Umbau der ehemaligen Commerzbank-Filiale.


Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

©  Stadt Hanau / UMP
Hanau, Zentrum für Demokratie und Vielfalt

Konzept und Planungsstand des "Zentrums für Demokratie und Vielfalt" wurden Interessierten beim "Tag der Städtebauförderung" in Vorträgen, Führungen und Schautafeln vorgestellt.