Meldungsdatum: 12.06.2024

korrigierte Fassung: Gedenkveranstaltung zum Volksaufstand 1953

Am 17. Juni um 15.00 Uhr am Moritzplatz

Die Landeshauptstadt Magdeburg lädt am 17. Juni um 15.00 Uhr zum Gedenken anlässlich des Volksaufstandes von 1953 in der DDR ein. Mit der Veranstaltung im Moritzhof und in der Gedenkstätte am Moritzplatz wird an die Proteste und Streiks, die verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen als Aufstand des 17. Junis bezeichnet werden, erinnert und der Opfer gedacht. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.

 

Worte der Erinnerung werden im Moritzhof Oberbürgermeisterin Simone Borris, Braunschweigs Oberbürgermeister, Dr. Thorsten Kornblum, sowie der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Johannes Beleites, sprechen. Die Gedenkrede hält der Landesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, Dr. Carl-Gerhard Winter. Einen kulturellen Beitrag führt das Schülerprojekt „Jugend im Juni“ auf.

 

Nach dem gemeinsamen Gang zur Gedenkstätte Moritzplatz wird der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Dr. Kai Langer, die Gäste begrüßen, bevor der Vorsitzende des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Rüdiger Erben, das Totengedenken spricht. Im Anschluss besteht die Möglichkeit die Gedenkstätte zu besichtigen.

 

Der 17. Juni 1953 in und um Magdeburg

Magdeburg gehörte in der DDR zu den Schwerpunktregionen des Volksaufstandes. In den Morgenstunden erfasste die Streikbewegung, die zunächst von Einzelaktionen ausging, sehr schnell das Ernst-Thälmann-Werk und weitere Großbetriebe. Gegen 9.00 Uhr hatte sich schon ein bis zu 20.000 Menschen starker Protestzug formiert, der sich in Richtung Stadtgebiet bewegte. Zur gleichen Zeit waren noch weitere Demonstrationszüge unterwegs, die sich später im Stadtzentrum trafen. Unter anderem wurden die Bezirksleitungen der FDJ und SED besetzt.

 

Vor der Bezirksdirektion der Volkspolizei und der Haftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Sudenburg kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Demonstranten versuchten, in die Gebäude einzudringen und entwaffneten die Wachposten. Mit den erbeuteten Waffen schossen Demonstranten in das Innere der Haftanstalt: Zwei Polizisten und ein Angehöriger des Staatssicherheitsdienstes kamen dabei ums Leben.

 

Die Befreiung der Gefangenen misslang, weil sowjetische Militäreinheiten eingriffen. Dabei wurden drei Demonstranten getötet, unter ihnen ein 16-jähriges Mädchen, das zufällig in die Demonstration geraten war. Zudem gab es mehr als 40 zum Teil Schwerverletzte. Am Nachmittag des 17. Junis gelang es Demonstranten, die Haftanstalt Neustadt zu stürmen. Dabei wurden 221 Inhaftierte befreit, darunter auch Straftäter.

 

 

 

Hunderte Teilnehmer der Demonstrationen wurden in den Tagen und Wochen nach dem 17. Juni 1953 im Auftrag der SED-Führung verhaftet und abgeurteilt. Darunter war auch Herbert Stauch, der mit drei weiteren Magdeburgern beim Präsidenten der Bezirksbehörde der Volkspolizei die Freilassung von inhaftierten Demonstranten gefordert hatte, von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt und umgebracht wurde.

 

Heute erinnern in Magdeburg unter anderem die Herbert-Stauch-Straße und der Platz des 17. Juni an den Volksaufstand von 1953.