Meldungsdatum: 18.06.2024
Die Sanierung der denkmalgeschützten Hyparschale steht unmittelbar vor dem Abschluss. Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris wird das Gebäude am Donnerstag im Rahmen einer Festveranstaltung feierlich eröffnen. Die Landeshauptstadt hat in den Umbau rund 24,8 Millionen Euro investiert, darunter sind etwa 8,3 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land. Ab
1. Juli betreibt die Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg (MVGM) die modernisierte Veranstaltungshalle.
„Mit der Wiedereröffnung der Hyparschale steht den Magdeburgerinnen und Magdeburgern sowie den Gästen der Stadt künftig ein moderner und vor allem einzigartiger Veranstaltungsort zur Verfügung“, blickt Oberbürgermeisterin Simone Borris voraus. „Die ikonische 48 x 48 Meter freitragende Dachkonstruktion ist ein architektonisches Meisterwerk, das wir dank der Sanierung für viele weitere Generationen erhalten können und erlebbar machen. Die Magdeburgerinnen und Magdeburger werden begeistert sein, denn aus dem DDR-Rohdiamanten ist ein moderner Brillant geworden.“
Die Sanierung des Bauwerks startete im Dezember 2019. Für die Arbeiten an dem freitragenden Betonschalendach, das aus vier hyperbolischen Paraboloiden besteht, wurde eine innovative Lösung gefunden. Eigens für die Hyparschale hat man ein neues Verfahren mit dem Hightech-Material Carbon zugelassen.
Carbon hat eine fünffach höhere Zugfestigkeit gegenüber Stahl, aber nur einen Bruchteil dessen Gewichts. An der Innen- und Außenseite des Daches wurden zwei jeweils nur zehn Millimeter dicke Schichten des leichten und besonders flexiblen Verbundwerkstoffs aus Carbon-Fasern und Feinbeton aufgetragen. Die baufällige Schalenkonstruktion wurde somit ertüchtigt und sogar in ihrer Tragfähigkeit verbessert.
Der verwendete Carbon-Beton besteht aus Feinbeton und einer nichtmetallischen Bewehrung. Feinste Fasern aus Carbon werden zu Garnen zusammengefasst und zu einer Gitterstruktur weiterverarbeitet. Die Gelege oder Matten lassen sich in ihrer Tragfähigkeit, Flexibilität und Verformbarkeit zweckangepasst variieren. Im Unterschied zum Stahlbeton, bei dem die Betonschicht die Bewehrung vor Korrosion schützen muss, sind besonders leichte, filigrane und tragfähigere Konstruktionen möglich.
Die Wiedereröffnung der zwischen den Schalen über Kreuz verlaufenden Lichtbänder ist eine weitere Besonderheit. Dadurch entsteht im Innenraum eine einzigartige Lichtatmosphäre. Aus der ehemals dunklen Hyparschale ist ein offener, lichtdurchfluteter Veranstaltungsort geworden. Die Halle besticht durch Licht, Transparenz und ein detailliert abgestimmtes Farbkonzept.
Nach den Plänen des Büros Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) ist auch der Innenraum saniert und modernisiert worden. Nach der vollständigen Entkernung und dem Einbau einer neuen wasserundurchlässigen Bodenwanne sind im Inneren der Hyparschale je vier 15 x 15 Meter große Funktions-Kuben entstanden. Die Raumeinbauten in jeder Ecke verfügen über je drei Ebenen, die in den Galerieebenen mittels Brücken verbunden wurden. Die flexibel nutzbare Struktur erzeugt zusammenschaltbare Räume für kleinere Veranstaltungen, Seminare, Ausstellungen und Gastronomie, die den großen Veranstaltungssaal in der Mitte der Halle räumlich fassen. Bis zu 500 Personen haben in der multifunktionalen Veranstaltungshalle Platz.
Betreiber der Hyparschale ist ab 1. Juli die MVGM. Ein erstes Highlight ist die Banksy-Ausstellung, die ab 19. Juli in der Hyparschale zu sehen ist. Weitere Informationen sind unter www.mvgm.de/de/locations/hyparschale zu finden.
Interessierten Bürgerinnen und Bürgern sind die Filme der Architektenkammer Sachsen-Anhalt zu empfehlen. Darin sind der Umbau und die Sanierung der Hyparschale und der Stadthalle dokumentiert: https://www.ak-lsa.de/objekt/stadthalle-und-hyparschale-umbau-und-sanierung-magdeburg/.
Hintergrund zur Hyparschale
Die Hyparschale wurde 1969 als Messe- und Ausstellungszentrum für Magdeburg nach den Plänen des Bauingenieurs Ulrich Müther errichtet. Das Dach ist eine baukonstruktive Besonderheit: Vier zusammengesetzte hyperbolische Paraboloiden mit einer Grundrissfläche von 48 x 48 Meter überspannen das Gebäude. Auch nach fast 50 Jahren ist dieses Solitärbauwerk ein beeindruckendes und erhaltenswertes Beispiel für die Kunst des leichten Bauens. Seit 1998 steht die Hyparschale unter Denkmalschutz. Sie gilt als architektonische Meisterleistung und ist ein kulturelles Wahrzeichen im Stadtbild der Landeshauptstadt.
Die Hyparschale war seit 1997 ungenutzt und dadurch stark verfallen. 2017 erhielt das Architekturbüro gmp von der Landeshauptstadt Magdeburg den Zuschlag für die Sanierung. Kurz zuvor hatte der frühere Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper verkündet, dass die Landeshauptstadt den Umbau der Hyparschale umsetzen wird.
Nach mehreren Gutachten und Zustandskontrollen konnten die Bauarbeiten zur Sanierung und Modernisierung am 3. Dezember 2019 beginnen. Richtfest war am 12. Oktober 2021. Im Mai 2023 startete der Innenausbau.
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