Nr. 212 Kreis Steinfurt, 28. Juni 2024

Konjunkturgespräch im Kreis Steinfurt

Vielfältige Herausforderungen für den Mittelstand

Kreis Steinfurt. Dass die mittelständische Wirtschaft im Kreis Steinfurt nach wie vor mit Herausforderungen zu kämpfen hat, bestätigte das nun durchgeführte Konjunkturgespräch zwischen Landrat Dr. Martin Sommer und Vertreterinnen und Vertretern der Sparkassen und Volksbanken im Kreis, der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt (WVS) und der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt). Bereits seit 2009 lädt der Landrat regelmäßig zu diesem Format ein.

 

Das Gremium diskutierte unter anderem, dass Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und erhöhte Energiekosten neben dem zunehmenden Fachkräftemangel nur einige der Probleme seien, denen sich die mittelständischen Unternehmen täglich stellen müssen. Der Landrat machte daher deutlich, dass ihm der regelmäßige Austausch mit den Beteiligten ein besonderes Anliegen sei: „Offene Gespräche mit allen Akteurinnen und Akteuren tragen dazu bei, die Probleme differenziert zu betrachten und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Als Kreis Steinfurt unterstützen wir selbstverständlich da, wo wir können.“

 

Christian Holterhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt, informierte zu Beginn des Gespräches über seine Einschätzung zur konjunkturellen Lage: „Das zurückliegende Jahr war für die mittelständische Wirtschaft im Kreis Steinfurt sicherlich kein einfaches Jahr. Aber die Betriebe arbeiten sich langsam aus der Krise heraus. Wir stellen fest, dass die Unternehmen wieder häufiger Investitionen in Themen wie Digitalisierung und Automatisierung vornehmen, als dies noch zu Beginn des Jahres der Fall war.“

 

Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, berichtete über den Rückgang an Bauvorhaben, was Auswirkungen auf das Handwerk habe: „Viele Handwerksbetriebe, insbesondere im Bauhauptgewerbe, stehen vor großen Herausforderungen, da Aufträge ausbleiben und Planungen stagnieren. Der Mittelstand im Kreis Steinfurt ist das Rückgrat der Wirtschaft. Wir müssen aufpassen, dass eine negative Entwicklung und falsche politische Rahmenbedingungen nicht die wirtschaftliche Stabilität der gesamten Region gefährden.“

 

Der Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt, Heiner Hoffschroer, erläuterte, dass die überbordende Bürokratie ein Faktor sei, mit dem der Mittelstand immer mehr zu ringen habe: „Es ist dringend erforderlich, bürokratische Hürden abzubauen und Verfahren zu vereinfachen, um unseren Mittelstand zu entlasten und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“

 

Für die IHK Nord Westfalen informierte Geschäftsbereichsleiter Joachim Brendel über die Situation in Industrie und Einzelhandel: „Die wirtschaftliche Lage bleibt vor allem in Industrie und Bau insgesamt schwierig. Erfreulicherweise zeigen die Unternehmen im Kreis Steinfurt eine etwas bessere Entwicklung. Im Exportgeschäft ist mit Impulsen aus dem wieder anziehenden Welthandel zu rechnen. Durch die positive Entwicklung der verfügbaren Einkommen ist eine Belebung des Konsums immer wahrscheinlicher, wovon der Einzelhandel profitiert. Insgesamt stabilisiert sich die Konjunktur, große Sprünge sind aber eher nicht zu erwarten.“

 

Axel Pieper, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Rheine, rückte die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse in den Fokus des Gespräches: „Die aktuelle Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im Kreis Steinfurt zeigt eine sehr positive Tendenz. Die Anzahl der Beschäftigten in gesicherten Arbeitsverhältnissen lag Ende September 2023 auf einem Rekordhoch, was auf eine robuste wirtschaftliche Dynamik und eine stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Steinfurt hinweist.“ Dem pflichtete Thomas Robert, Vorstand des Jobcenters Kreis Steinfurt, grundsätzlich bei: „Dem jobcenter Kreis Steinfurt ist es im Rahmen der Vermittlungsoffensive gut gelungen, die veränderte Zielrichtung in der Beratung umzusetzen und zahlreichen Arbeitssuchenden neue Perspektiven zu eröffnen. Durch eine besondere Fokussierung auf arbeitsmarktnahe Kunden und eine effektive Zusammenarbeit mit Unternehmen konnten wir viele Menschen in Beschäftigung bringen und somit maßgeblich zur Stärkung des Arbeitsmarktes beitragen.“

 

Christian Völler, Leiter des Firmenkundencenters der Kreissparkasse Steinfurt, informierte über den Boom an öffentlich gefördertem Wohnungsbau: „Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt, um dem wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden und die Wohnungsnot zu lindern. Auf der anderen Seite steht jedoch ein lahmendes Zusagewesen entsprechender Förderanträge“, mahnt Völler.

 

Dem gegenüber rückte Alexander Kipp, Leiter des Firmenkundenbereichs der Stadtsparkasse Rheine die zurückgegangene Nachfrage an Wohnungsbaukrediten in den Fokus: „Der deutliche Rückgang an privaten Wohnungsbaukrediten spiegelt die wachsende Unsicherheit am Immobilienmarkt wider. Steigende Zinsen und wirtschaftliche Unsicherheiten veranlassen viele potenzielle Eigenheimbesitzer, ihre Pläne auf Eis zu legen.“ Auch Stephan Blankmann, Vorstandsmitglied der Volksbank Westerkappeln-Saerbeck, stufte die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als immer herausfordernder ein, was unter anderem Grund für die Zunahme schwieriger Kundengespräche im Bankensektor sei.

 

Burkhard Kajüter, Vorstandsmitglied der Volksbank Ochtrup-Laer, berichtete von einem spürbaren Rückgang der Sparquote in Folge der Inflation: „Der deutliche Rückgang der Sparquote ist ein klares Signal dafür, dass der wirtschaftliche Druck auf die Verbraucher zunimmt.“ Dem pflichtete Philipp Heinisch als Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Lengerich bei, indem er von einer erhöhten Zunahme von privaten Kontopfändungen berichtete.

 

Ralf Hölscheidt, Vorstandsmitglied der Volksbank Ochtrup-Laer, informierte: „Die anhaltende Unsicherheit aufgrund der politischen Situation stellt eine erhebliche Herausforderung für unsere Wirtschaft dar. Unternehmen und Verbraucher sind gleichermaßen betroffen, was zu Zurückhaltung bei Investitionen und Konsumausgaben führt. In diesen Zeiten ist es entscheidend, Vertrauen und Stabilität in den Staat zu fördern, um die wirtschaftliche Dynamik zu erhalten und die Grundlage für zukünftiges Wachstum zu sichern.“

 

Abschließend zog Landrat Dr. Martin Sommer ein positives Fazit: „Die wirtschaftliche Lage ist insgesamt besser als die Stimmung. Sicherlich sieht sich die mittelständische Wirtschaft besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt, im überregionalem Vergleich schneiden wir im Kreis Steinfurt in dieser Hinsicht jedoch gut ab. Der Kreis Steinfurt ist gut aufgestellt, um zukünftige wirtschaftliche Herausforderungen erfolgreich zu meistern und den Standort nachhaltig zu stärken.“


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Konjunkturgespräch im Kreis Steinfurt

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Konjunkturgespräch im Kreis Steinfurt

Diskutierten über die vielfältigen Herausforderungen für den Mittelstand im Kreis Steinfurt (v.l.n.r): Burkhard Kajüter (Volksbank Ochtrup-Laer), Alexander Kipp (Stadtsparkasse Rheine), Christian Holterhues (WESt mbH), Axel Pieper (Agentur für Arbeit Rheine), Christian Völler (Kreissparkasse Steinfurt), Ralf Hölscheidt (Volksbank Ochtrup-Laer), Philipp Heinisch (Stadtsparkasse Lengerich), Dr. Martin Sommer (Landrat), Heiner Hoffschroer (WVS), Stephan Blankmann (Volksbank Westerkappeln-Saerbeck), Philipp Schultejann (Referent des Landrates), Frank Tischner (Kreishandwerkerschaft ST WAF), Thomas Robert (Jobcenter), Joachim Brendel (IHK Nord Westfalen). Foto: Kreis Steinfurt.