Meldungsdatum: 30.07.2024
Münster (SMS) Die Suche der Stadt Münster nach dem historischen Sendschwert ist mühsam, aber nicht hoffnungslos. Zwar sind erst wenige und zum Teil auch diffuse Hinweise auf den Verbleib des im Jahr 2000 gestohlenen Schwertes eingegangen, die sich bislang nicht erhärten ließen. Aber aufgeben will die Stadt nicht. Stadthistorikerin Barbara Rommé verweist auf ähnliche Fälle, bei denen es auch gelungen ist, gestohlenen Schätze zurück zu bekommen. „Letztlich hat das Schwert ja in erster Linie einen unschätzbaren historischen Wert und nur einen geringen Marktwert. Und auch Diebe können ihre Meinung ändern – also hoffen wir, dass wir ähnliches Glück haben wie Köln, Dresden oder Borghorst.“
Wie in Münster wurde auch in diesen Städten wertvolles Kulturgut gestohlen, das aber zumindest teilweise wiederaufgetaucht ist. In anderen Fällen warten Städte allerdings noch immer vergebens auf die Rückkehr gestohlener Schätze.
Köln: Domschatz
Dieser Raub ging in die Geschichte ein: Am 3. November 1975 drangen drei Männer in den Kölner Dom ein und stahlen teils jahrhundertealte Stücke im Wert von mehreren Millionen D-Mark – darunter Kreuze, Monstranzen, Bischofsringe und eine Kusstafel. Der Einbruch folgte einem akribischen Plan. Die Täter gelangten mithilfe von Strickleitern und einer Bergsteigerausrüstung durch einen Lüftungsschacht in die Domschatzkammer. Erst zwei Jahre später gelang es der Polizei nach einem Tipp aus der Kölner Unterwelt, die Täter zu fassen. Teile ihrer Beute, wie die goldene Monstranz von 1657, hatten die Einbrecher zuvor eingeschmolzen. Der Goldschmied Peter Bolg rekonstruierte die Prunkmonstranz später mithilfe gefundener Teile und anhand detaillierter Fotos, sodass sie wieder in der Domschatzkammer zu sehen ist. Dennoch sind bis heute rund zehn Prozent der Beute nicht wiederaufgetaucht.
Steinfurt: Borghorster Stiftskreuz
In einem weniger lange zurückliegenden Fall hatte die Polizei in Steinfurt-Borghorst Ermittlungserfolg. Im Oktober 2015 und September 2016 wurden drei aus Bremen stammende Männer in Münster verhaftet bzw. verurteilt, die das wertvolle Borghorster Stiftskreuz aus der Kirche St. Nikomedes gestohlen hatten. Ein weiterer Beteiligter, der den entscheidenden Hinweis zur Wiederbeschaffung des Kreuzes gab, erhielt Strafnachlass. Seit Juni 2024 ist das Stiftskreuz, das mehrere Reliquien, Edelsteine und Perlen enthält, in einem Hochsicherheitsschrein wieder öffentlich ausgestellt. Sein Versicherungswert liegt nach Angaben des WDR bei sieben Millionen Euro.
Frankfurt: Reliquie der Heiligen Hedwig
Im April 2016 haben unbekannte Diebe eine Reliquie der Heiligen Hedwig aus dem Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus gestohlen. Bei der Reliquie – einer Dauerleihgabe des Bistums Görlitz – handelt es sich um einen Teil des Schädels der Herzogin von Schlesien (1174-1243), der in einer vergoldeten Sonnenmonstranz eingefasst war. Die Heilige Hedwig wird als Patronin der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen verehrt. Sie gilt als Trösterin der Heimatvertriebenen. Der materielle Wert war eher gering, jedoch ist die Reliquie für Gläubige von großer Bedeutung. Alle Appelle an die Täterinnen oder Täter sowie die polizeilichen Ermittlungen blieben ohne Ergebnis. Von dem Schädelfragment fehlt bis heute jede Spur. Immerhin: Seit 2018 liegt eine neue Reliquie der heiligen Hedwig – ebenfalls ein Knochensplitter – im Frankfurter Kaiserdom aus.
Dresden: Juwelen
International für Aufsehen sorgte der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss im November 2019. In dem Museum sind Juwelen und andere Kunstschätze zu sehen – es gilt als eine der reichsten Schatzkammern Europas. Bei dem Juwelendiebstahl entwendeten die Täter mehrere Kunstobjekte und 21 historisch wertvolle Schmuckstücke im Wert von über 100 Millionen Euro. Die Polizei ermittele in diesem Fall mit Erfolg: Im Dezember 2022 konnte sie einen großen Teil des Diebesgutes sicherstellen. Allerdings waren die Gegenstände teilweise beschädigt und einige Schmuckstücke sind bis heute nicht wiederaufgetaucht.
Rheinberg-Orsoy: Kupfer-Wappen
Erst im März dieses Jahres kam es zu einem Diebstahl am sogenannten Rheintor in Rheinberg-Orsoy im Kreis Wesel: Unbekannte Täter machten sich an dem Hochwasserschutztor in unmittelbarer Nähe des Rheins zu schaffen und entwendeten das Kupfer-Wappen von Orsoy, das dort befestigt war. Dazu sägten sie Teile des Geländers der darüber verlaufenden Brücke ab. Die Kreispolizeibehörde Wesel übernahm die Ermittlungen. Das Wappen – zu sehen waren darauf drei markante Pferdeköpfe – war ein Relief aus Kupfer mit einem Durchmesser von knapp einem Meter, das Schätzungen zufolge nach dem 2. Weltkrieg dort angebracht wurde. Die Stadt Rheinberg kündigte nach dem Diebstahl an, ein neues Wappen anfertigen zu lassen. Vom gestohlenen Exemplar fehlt bis heute jede Spur.
Bocholt: Reliquie Kardinal von Galens
Ein weiterer aktueller Tatort befindet sich in der katholischen Kirche Sankt Josef in Bocholt. Dort wurde im Mai dieses Jahres am helllichten Tag ein Kupferkästchen von der Größe einer Streichholzschachtel aus dem Altar gestohlen. Der Materialwert liegt nach Schätzung des Ortspfarrers bei wenigen Euro. Allerdings enthielt das Kästchen unter anderem eine Reliquie Kardinal Clemens August Graf von Galens, des seliggesprochenen früheren Bischofs von Münster – so klein, dass sie beim Öffnen vermutlich gleich herausfallen würde, vermutet der Pfarrer. Das Kriminalkommissariat in Bocholt hat den Fall übernommen.
Münster: Das Sendschwert
Seit dem 16. Jahrhundert wird ein Schwert während jeder Send-Veranstaltung am Historischen Rathaus befestigt. Während der vergangenen 24 Jahre allerdings nur noch in Form einer Kopie: Unbekannte haben das Stück Stadtgeschichte während des Herbstsendes 2000 gestohlen. Derzeit versucht die Stadt mit einer Kampagne, das Schwert wiederzufinden und bittet um Hinweise per E-Mail an Ordnungsamt@stadt-muenster.de oder unter der Telefonnummer 0251 492 3201. Der Schaustellerverband Münsterland e.V. unterstützt die Aktion und hat sogar eine Belohnung ausgesetzt: Wer durch einen Hinweis dafür sorgt, dass das gestohlen Schwert wieder in den Besitz der Stadt Münster zurückkehrt, bekommt 1.000 Euro und einen Bummelpass für den nächsten Send. Der Dieb hat wenig zu befürchten: Die Entwendung des Schwertes ist strafrechtlich längst verjährt. Weitere Infos zu der Kampagne gibt es auf der städtischen Website unter www.muenster.de/sendschwert.
Bild: Kölner Dom. Foto: Domradio/Johannes Schroeer. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Bild: Borghorster Stiftskreuz. Foto: Elke Wetzig. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Bild: Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus. Foto: Roland Meinecke. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Bild: Historische Grüne Gewölbe – Juwelenzimmer. Foto: David Brandt. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Bild: Altar der katholischen Kirche Sankt Josef in Bocholt – rechts unten war das Reliquienkästchen eingelassen. Foto: Pfarrei St. Josef Bocholt. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Bild: Kopie des Sendschwerts (2001). Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Altar der katholischen Kirche Sankt Josef in Bocholt – rechts unten war das Reliquienkästchen eingelassen.
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