Meldungsdatum: 02.08.2024
In Magdeburg werden am 8. August sechs neue Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Dafür hat die Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“ zwei Verlegungstermine, um 14.15 Uhr und gegen 15.00 Uhr, geplant. Mit der inzwischen 41. Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet wird an Ruchla Laja Sieradzki geb. Korpel und ihre Tochter Senta sowie an den jüdischen Religionslehrer Rudolf Rosenberg seine Frau Gerta und die Kinder John und Harry erinnert. Um 17.00 Uhr ist ein Zeitzeugengespräch in der Neuen Synagoge geplant, für das eine Voranmeldung erforderlich ist.
Die erste Stolpersteinverlegung zum Gedenken an Ruchla Laja Sieradzki und ihre Tochter Senta beginnt um 14.15 Uhr auf dem Heumarkt an der Einmündung zur Cracauer Straße. Die ehemalige Markthändlerin Ruchla Sieradzki, deren Tochter Senta 1924 in Magdeburg geboren wurde, wurde ab 1939 mehrfach verhaftet, am 11. Juni 1942 deportiert und vermutlich in Auschwitz ermordet. Ihre Tochter Senta Sieradzki vertraute sie 1939 einem Kindertransport nach England an, von wo sie es 1945 nach São Paulo (Brasilien) schaffte und überlebte. Dort heiratete sie Isaac Sendacz und bekam vier Kinder: Gerson, Nelson, Moshé und Beverly. Sie starb am 26. Mai 2021.
Im Anschluss, gegen 15.00 Uhr, werden am Synagogenmahnmal in der Julius-Bremer-Straße die Stolpersteine für den jüdischen Religionslehrer Rudolf Rosenberg, seine Frau Gerta und die Kinder Hans Meinhard (John) und Horst Michael (Harry) verlegt. Die Familie wohnte ab 1933 im jüdischen Gemeindehaus neben der Synagoge in Magdeburg. Der Vater Rudolf Rosenberg wurde 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Nach seiner Entlassung 1939 floh die Familie gemeinsam über die Niederlande in die USA. Rudolf Rosenberg starb 1988, seine Frau Gerta 2011. Die in Magdeburg geborenen Söhne Hans Meinhard (John) Rosenberg (geboren 1931) und Horst Michael (Harry) Rosenberg (geboren 1936) studierten und wurden Rechtsanwalt bzw. Demograph in den USA.
Zeitzeuge John Rosenberg spricht über Zerstörung der Synagoge
Zu der Stolpersteinverlegung für die Familie Rosenberg reisen sieben Angehörige aus den USA an. Einer von ihnen ist John Rosenberg, der sich noch gut an die Zerstörung der Synagoge 1938 und die Flucht danach erinnern kann. Als einer der letzten jüdischen Zeitzeugen wird er am 8. August um 17.00 Uhr im Kiddusch-Saal der Neuen Synagoge von der Zerstörung berichten und für Fragen zur Verfügung stehen. Dafür stehen nur noch wenige Plätze zur Verfügung. Aufgrund der Sicherheitsvorschriften ist eine vorherige Anmeldung per E-Mail an g@zachhuber-md.de oder telefonisch unter 0391/ 561 7170 erforderlich.
Bürgermeisterin empfängt Rosenbergs im Alten Rathaus
Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz wird die Angehörigen der Familie Rosenberg und deren Gäste aus den USA einen Tag später im Alten Rathaus empfangen und um die Eintragung in das Gästebuch der Landeshauptstadt Magdeburg bitten.
Stolpersteine in Magdeburg
Die Gedenksteine haben eine Messingoberfläche, auf der die Namen und biografischen Daten der Opfer, der Zeitpunkt der Deportation und der Deportationsort eingraviert sind. Seit 1997 setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig diese zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader mit eingelassener Messingplatte in den Boden vor ehemaligen Wohnhäusern und Wirkungsstätten von Opfern des Nationalsozialismus. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.
Die Landeshauptstadt und die Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“ danken allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrer finanziellen Unterstützung zur Verlegung der besonderen Gedenksteine beitragen. Insgesamt konnten bereits über 700 Stolpersteine im Magdeburger Stadtgebiet verlegt werden. Jeder Spender wird kontaktiert und zu den Verlegungen eingeladen.
Weitere Unterstützung bei der Finanzierung dieser Gedenksteine ist daher jederzeit willkommen. Wer spenden möchte, kann dafür die Bankverbindung der Landeshauptstadt Magdeburg bei der Sparkasse MagdeBurg, IBAN DE02 8105 3272 0014 0001 01 nutzen. Als Verwendungszweck ist bitte die Bezeichnung 37994311/Stolpersteine anzugeben. Wer darüber hinaus zusätzlich seine Adresse im Verwendungszweck vermerkt, erhält anschließend eine Spendenbescheinigung.
Für Fragen und weitere Informationen zu den Stolpersteinen stehen die Mitarbeitenden des Kulturbüros der Stadtverwaltung unter der Rufnummer 0391/5402134 zur Verfügung. Einen regelmäßig aktualisierten Stadtplan mit den Orten der Stolpersteine und weitere Informationen sind im Internet unter https://www.magdeburg.de/stolpersteine verfügbar.
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