Meldungsdatum: 02.09.2024
Bisame und Nutria gefährden kreisweit den Hochwasserschutz an Dämmen und Böschungen der Fließgewässer. Daher hat der Kreis Borken jetzt wieder Bisam- und Nutriafänger ausgebildet. Da das Interesse im Vorhinein für die Schulung groß war, wurden zwei Termine im Kreishaus in Borken angeboten. Insgesamt ließen sich 48 Interessierte schulen. Neben den Teilnehmenden aus dem Kreisgebiet reisten auch Mitarbeiter des „Muskusrattenbeherr/Waterschap Rivierenland“ aus den Niederlanden an, die im deutsch-niederländischen Pilotprojekt Nutriafang zum Einsatz kommen. Bei den Schulungen im Kreishaus ging es insbesondere um die Grundsätze der tierschutzgerechten Bekämpfung der Tiere. Außerdem gab es Informationen darüber, welche arten,- naturschutz- und wasserrechtlichen Belange zu beachten sind.
„Bisame und Nutrias können in der Natur großern Schaden anrichten. Sie sind nicht heimisch und haben keine natürlichen Fressfeinde. Deshalb müssen wir in diesem Fall in die Natur eingreifen und sie bekämpfen“, erläuterte Raghda Khalil, Wasserbauingenieurin im Fachbereich Natur und Umwelt der Kreisverwaltung Borken. Ohne Fressfeinde können sich solche sogenannten invasiven Arten ausbreiten. Sie gefährden dadurch die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und damit auch die heimischen Ökosysteme. Bisame und Nutrias graben Wohnhöhlen in den sandigen Untergrund an den Gewässern. Das kann dazu führen, dass Uferböschungen abrutschen und Hochwasserschutzdeiche instabil werden. Zudem können auf diese Weise auf landwirtschaftlichen Flächen in der Nähe der Fließgewässer schwere Mähgeräte absinken oder die Feldfrüchte von Nagetieren gefressen werden.
Julia Große-Kleimann vom Fachbereich Tiere und Lebensmittel des Kreises und Raghda Khalil vermittelten den Teilnehmern die Grundlagen des gesetzeskonformen Fangs der Tiere. Julia Große-Kleimann stellte heraus, dass die Fallen nur von geschulten Fachleuten aufgestellt werden dürfen. „Sie müssen in erster Linie das entsprechende Wissen und die notwendigen Fähigkeiten erlernen. Darüber hinaus müssen sie in einer schriftlichen Prüfung den Sachkundenachweis nach Tierschutzgesetz leisten“, betonte sie. Bisam- und Nutriafänger sollten zudem die Jagdpächter über das Aufstellen der Fallen zu informieren.
Der erfahrene Bisam & Nutria Fänger Antonius Brüning aus Gescher erklärte die Handhabung der zugelassenen Fallen und beschrieb, was bei der Aufstellung zu beachten ist. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin wird nach bestandener schriftlichen Prüfung noch zusätzlich einen erfahrenen Fänger begleiten, um die praktischen Sachkenntnisse zum Fangen vor Ort zu erlangen. Erst danach werden die amtlichen Ausweise durch den Kreis Borken ausgestellt. Die Fänger erhalten für jedes Tier eine Aufwandsentschädigung. Sie setzt sich zusammen aus einer tierbezogenen Fangprämie des jeweiligen Wasser- und Bodenverbandes sowie einem Zuschuss des Kreises Borken.
Gewässeranlieger, die auf ihren Grundstücken Bisame oder Nutrias bemerken, sollten sich an den zuständigen Wasser- und Bodenverband wenden. Spaziergängerinnen und Spaziergänger, die an einer Falle vorbeilaufen, werden gebeten, diese nicht anzufassen oder gar zu entfernen. Mehr Informationen und die Namen der Ansprechpersonen gibt es unter www.kreis-borken.de/wbv. Für weitere Schulungen können sich Interessierte bei Raghda Khalil vom Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises Borken unter der Telefonnummer 02861/681-7124 anmelden.
Zum Hintergrund:
Die Nutria, auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt, ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa weit verbreitete Nagetierart. In Deutschland gilt sie als etabliert. Sie kann über zehn Jahre alt, bis zu neun Kilo schwer und 65 cm lang werden. Hinzu kommt eine Schwanzlänge von ungefähr 45 cm. Der Bestand in Mitteleuropa ist auf entflohenen Tieren aus Pelztierfarmen sowie auch auf bewusste Auswilderungen zurückzuführen. Die genauen Zahlen sind nicht erfasst, doch der Bestand nimmt aufgrund der guten Lebensbedingungen, der fehlenden Fressfeinde und der milden Winter stetig zu.
Bisame oder auch Bisamratten stammen aus Nordamerika und gehören zur Familie der Wühlmäuse. Sie werden circa eineinhalb Kilo schwer. Damit sind sie deutlich kleiner als Nutria – etwa so groß wie ein Wildkaninchen. Ihr Schwanz ist seitlich zusammengedrückt. Fortpflanzungszeit ist in Mitteleuropa in der Regel von März bis September. Bei den Bisamen sind zwei Würfe während eines Jahres üblich.
Am 1. Januar 2015 trat eine EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten in Kraft. Die Bisam und Nutria wurden in die erste „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“ aufgenommen.
Beim grenzüberschreitenden Pilotprojekt fangen seit 2018 niederländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen Zwillbrocker Venn und Ahaus Alstätte auf deutschen Gebiet entlang der Grenze Bisame und Nutrias. Gemäß der Vereinbarung zwischen den Vertragspartnern ist das Erlangen des Sachkundenachweises eine von mehreren Voraussetzungen für das Projekt.
Pressekontakt: Fabienne Toholt (Volontärin) 02861 / 681-2428
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