Meldungsdatum: 20.09.2024
Oberbürgermeisterin Simone Borris hat heute vor dem Alten Rathaus 140 Schulkinder der 3. und 4. Klasse in Empfang genommen. Zum 12. Mal gab es im Rahmen des kulturellen Bildungsprojekts „Ein Kinderspiel auf dem Weg ins 21. Jahrhundert – Magdeburger Recht für Schülerinnen und Schüler“ die Möglichkeit, direkt im Alten Rathaus alles über das Magdeburger Recht zu erfahren.
Initiator ist der Offene Türen e.V. Jedes Jahr ist der Festumzug „Gang des Magdeburger Rechts“ Abschluss und Höhepunkt dieses besonderen Schulprojekts. Die Schulkinder werden in die historische Situation hineinversetzt, um auf künstlerisch-spielerische Weise ihre Heimatgeschichte zu erleben sowie gleichzeitig ihre Konfliktfähigkeitskompetenz zu stärken.
Im Rahmen des UN-Weltkindertag zogen sie, teilweise in originalhistorisch nachempfundenen Kostümen, vom Magdeburger Dom über den Breiten Weg zum Alten Rathaus. Die Kostüme waren u.a. polnischen, russischen, ungarischen und deutschen historischen Gewändern nachempfunden. Damit wurde auf die über 1.000 Städte Europas aufmerksam gemacht, die im Mittelalter das Magdeburger Recht als Rechtsprechung übernahmen. Den Kindern wird somit die europäische Bedeutung des Magdeburger Rechts verdeutlicht, welches den Bürgerinnen und Bürgern persönliche Freiheit, Ehre, Unantastbarkeit des Leibes und Lebens sowie ihr Recht auf Eigentum und ungestörte wirtschaftliche Tätigkeit garantiert hat.
Oberbürgermeisterin Simone Borris erklärte dazu: „Das Projekt zeigt sehr schön, welche Lehren wir aus unserer Historie ziehen können. Die Errungenschaften des Rechtsstaates und seine historischen Vorläuferstufen sind heute auch im Zusammenhang mit der EU und europäischer Gesetzgebung zu sehen. Dass Kinder in diesem Kontext lernen, wie ein friedliches Miteinander auch über kulturelle Unterschiede gestaltet werden kann, ist eine ungemeine Bereicherung für die Stadtgesellschaft.“
Die Kinder erfahren von vergangenen Konflikten und deren Lösungsvorgängen, was Rechtsprechung bedeutet, wie wichtig Deeskalation in Konfliktsituationen ist und welche Institutionen ihnen heute zu ihrem Recht verhelfen. Sie stärken gleichzeitig ihre Konfliktkompetenz. Ihnen wird Mut gemacht, sich bei für sie wichtigen Problemen ihres Schulalltags an ihre Stadtväter und -mütter zu wenden.
Hintergrund zum Magdeburger Recht
Das Magdeburger Recht war ein Schöffenrecht, das vom Magdeburger Schöffenstuhl gestaltet wurde. Durch diese Rechtsprechung blieb es elastisch und flexibel, denn die Fragen des Alltags konnten die Magdeburger Schöffen durch ihre langjährige Praxis lebensnah entscheiden.
Der Schöffenstuhl verlor aber seine Bedeutung, nachdem sich Magdeburg der Reformation angeschlossen hatte. Die katholischen Fürsten untersagten danach den Städten ihrer Territorien, sich weiterhin an den Schöffenstuhl der nunmehr protestantischen Stadt Magdeburg zu wenden.
Die Bedeutung des Schöffenstuhls endete gänzlich, als ein Stadtbrand ausbrach, verursacht durch die Besetzung Magdeburg mit kaiserlichen Truppen unter Tilly 1631. Dabei ging das gesamte Archivmaterial verloren, und nur ein kleiner Teil des Materials, das von den früheren Empfängerstädten der Schöffensprüche gesammelt wurde, ist heutzutage im Magdeburger Stadtarchiv zu finden.
Denkmal zu Ehren des Magdeburger Rechts
Mit einem symbolischen Spatenstich haben am 8. August 2024 offiziell die Bauarbeiten für das Denkmal begonnen. Im Rahmen des Ersatzneubaus des Strombrückenzugs wurde auf dem Kleinen Werder zwischen Strom- und Zollbrücke ein Platz gefunden, der für alle Menschen zugänglich und sichtbar ist. Die Fläche wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt, während die Kosten von rund 180.000 Euro durch Spenden finanziert und damit vom Verein Magdeburger Recht e.V. und allen Unterstützenden aufgebracht wurden. Ende November soll das Denkmal fertiggestellt sein und seiner Bestimmung übergeben werden.
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