Nr. 320 Kreis Steinfurt, 25. September 2024
Kreis Steinfurt/Rheine/Emsdetten. „Achtung, Achtung! In Deutschland findet heute der Warntag 2024 mit einer bundesweiten Probewarnung statt. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. Weitere Informationen finden Sie unter www.bundesweiter-warntag.de“, wer diese Durchsage beim bundesweiten Warntag vergangene Woche im Bereich der Dorfstraße in Rheine und in der Umgebung der Blumenstraße in Emsdetten unter freiem Himmel vernommen hat, wird sich vergeblich nach einem Lautsprecher-Wagen umgeschaut haben. Denn besagter Lautsprecher hing buchstäblich in der Luft. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Emsdetten und der Johanniter Unfallhilfe Rheine hat der Kreis Steinfurt erstmals den Einsatz von Drohnen zur Bevölkerungsinformation getestet. In dieser Woche fand nun die gemeinsame Nachbetrachtung der Übung statt.
Grundsätzlich verlief der Warntag im Kreis Steinfurt ohne besondere Vorkommnisse. „Es gab keine Störungen oder Ausfälle“, freut sich Landrat Dr. Martin Sommer über einen reibungslosen Ablauf. Vor allem vor dem Hintergrund multipler Krisen gewinne der Bevölkerungsschutz zunehmend an Bedeutung und sei deshalb ein von ihm erklärtes Schwerpunktthema der Kreisverwaltung. Umso wichtiger also, dass neue Techniken und Methoden zur Information der Bevölkerung im Krisenfall auf ihre Eignung getestet würden.
Am Warntag selbst waren die beteiligten Drohnen nach den notwendigen Anmeldungen und Absprachen pünktlich um 11 Uhr in die Luft aufgestiegen, um die ausgewählten Straßenzüge zu informieren. „Die eingesetzten Drohnen erfüllten unterschiedliche Leistungsparameter, um die für die künftige Einbindung in den Gefahrenabwehrplan ‚Warnung- und Information der Bevölkerung‘ des Kreises Steinfurt notwendigen Mindestanforderung an eine Drohne identifizieren zu können“, beschreibt Christian Spieske vom Amt für Bevölkerungsschutz das Vorgehen. Dies sei auch gelungen und mit Blick auf die im Kreis Steinfurt bei den örtlichen Feuerwehren und Hilfsorganisationen eingesetzten Drohnen könne festgestellt werden, dass eine Vielzahl von Drohnen, aber eben nicht alle, die Anforderungen erfüllten.
„Die Wahrnehmbarkeit der Durchsagen der Drohnen wurde trotz einiger Böen, entsprechender Vegetation und weiterer Umgebungsgeräusche durch beispielsweise vorbeifahrende Pkw für gut befunden“, fasst Bevölkerungsschutzdezernent Dr. Karlheinz Fuchs das Ergebnis der Übung zusammen. In Emsdetten war die Durchsage etwa 100 Dezibel laut, in Rheine kam der Lautsprecher der Drohne auf 130 Dezibel. Letztere konnte bis zu 50 Meter hoch aufsteigen. Das Einsatzgerät in Emsdetten flog auf einer Höhe von 15 Metern, war dabei aber mit 2,5 Metern pro Sekunde deutlich schneller unterwegs als das Pendant in Rheine (1 m/s). Allerdings seien die Durchsagen nur im Freien gut zu verstehen gewesen. „In Gebäuden waren die Durchsagen sehr viel schlechter beziehungsweise kaum zu hören“, schränkt Spieske ein.
Die weiteren konzeptionellen Planungen des Kreises Steinfurt beim Einsatz von Drohnen fokussieren sich damit auf den Bereich der Bevölkerungsinformation. Fuchs hält Einsätze der Drohnen in Überschwemmungsgebieten, um dort eingeschlossene Bevölkerungsteile mit Informationen zum Beispiel zu Evakuierungen versorgen zu können, für denkbar: „Grundsätzlich bietet sich der Einsatz immer dann an, wenn Areale gänzlich unzugänglich oder nur unter besonderem Aufwand zu erreichen sind.“
Wer nun denkt, für den Einsatz der Drohnen in den genannten Szenarien sei nur wenig Personal erforderlich, irrt. Bis zu vier Einsatzkräfte sind notwendig. Dazu zählen Piloten, Techniker und sogenannte Spotter, die immer direkten Sichtkontakt zum Fluggerät halten und die Aufgabe haben, den Piloten auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Um eine konstante und gleichwertige Einsatzfähigkeit der verschiedenen Drohnen im Kreis Steinfurt gewährleisten zu können, wird das Amt für Bevölkerungsschutz in Zusammenarbeit mit der Drohnengruppe des Kreises Steinfurt, in der alle Drohnen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr vernetzt sind, nun unterschiedliche Warntextdateien für denkbare Szenarien erarbeiten und vertonen. „Neben der Verwendung dieser Textbausteine werden die in das Konzept der Bevölkerungswarnung und -information eingebundenen Einsatzkräfte aber auch in der Lage sein, live vor Ort Nachrichten einzusprechen, um situationsgerecht und abgestimmt auf die jeweiligen Einsatzszenarien agieren zu können“, informiert der Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz, Theo Witte.
Insgesamt ziehen alle an der Übung Beteiligten ein positives Fazit. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun in die entsprechende Gefahrenabwehrplanung des Kreises Steinfurt aufgenommen, sodass der Warn- und Informationsmix im Kreis Steinfurt um ein weiteres Medium ergänzt werden kann.
Der Kreis Steinfurt hat seinen Warnmix erweitert. Nach dem erstmaligen Einsatz von Drohnen im Rahmen des bundesweiten Warntags zogen alle Beteiligten (v.l.) Christian Spieske (Amt für Bevölkerungsschutz), Maik Haerkötter, Bernd Wermers, Max Niemann (alle Feuerwehr Emsdetten), Marcus Hagedorn (Johanniter Unfallhilfe Rheine), Kreisbrandmeister Raphael-Ralph Meier, Anna-Lena Averbeck (Johanniter Unfallhilfe Rheine), Bevölkerungsschutzdezernent Dr. Karlheinz Fuchs, Julian Stief (Johanniter Unfallhilfe Rheine), Theo Witte (Leiter Amt für Bevölkerungsschutz) und Willi Kemper (Leiter Feuerwehr Emsdetten) ein positives Fazit.
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