Meldungsdatum: 29.11.2024
Serpil Unvar, Mutter des getöteten Ferhat Unvar und Gründerin der gleichnamigen Bildungsinitiative betonte beim Eröffnungsgespräch: “Liebe ist viel stärker als Hass. Dieser Kampf ist nicht für mich, denn ich habe schon verloren. Aber ich kämpfe für andere junge Menschen.“
„Der Tod meines Sohnes darf nicht umsonst gewesen sein.“
Im Zentrum der Konferenz standen Überlebende und Hinterbliebene von Hasskriminalität, Menschenfeindlichkeit und Terror. Zwei Reden aus der Betroffenenperspektive bildeten eine diskursive Klammer um die Tagung. Sudhesh Dahad, Überlebender der Bombenanschläge in London 2005, teilte seine Erfahrungen in einer eindringlichen Eröffnungsrede. Assa Traoré, bekannte französische Antirassismus-Aktivistin und Leiterin des Komitees „Wahrheit und Gerechtigkeit für Adama“, schloss die Veranstaltung mit einem emotionalen Aufruf zum Kampf gegen Ungerechtigkeit. Serpil Temiz Unvar erklärte eindringlich, dass der Kampf gegen das Vergessen eine gemeinsame Aufgabe sei: „Der Tod meines Sohnes darf nicht umsonst gewesen sein.“ Ihr Engagement und ihre Hartnäckigkeit wurden von Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky im Gespräch mit Unvar besonders gewürdigt, der ihre Arbeit als unverzichtbar für die Stadt und darüber hinaus bezeichnete: „Ich zolle Ihnen hohen Respekt und sage Danke für den eingeschlagenen Weg. Das Andenken an Ihren Sohn zu nutzen, um Gutes zu bewirken ist eine starke und sinnstiftende Leitplanke.“
„Thematische Schwerpunkte und Lösungsansätze“
Der Vormittag bot unter anderem einen Impulsvortrag von Dr. Reiner Becker und Gamze Damat, die über die Folgen der rassistischen und rechtsterroristischen Anschläge in Hanau und Halle sowie die Herausforderungen für Kommunen, Zivilgesellschaft und Pädagogik sprachen. Ihr Beitrag regte eine Diskussion im ersten Panelgespräch „Reaktionen sowie Herausforderungen nach Anschlägen und Fällen von Hasskriminalität“ darüber an, wie Städte und Bildungseinrichtungen auf Hassverbrechen reagieren können. Georges Salines von der französischen Vereinigung der Opfer des Terrorismus (AFVT), Zamran Butt vom Utøya Bildungszentrum, Espen Evjenth, Überlebender des Anschlags in Oslo 2022, und Reginie Sunder Raj von OPRA Berlin brachten unterschiedliche internationale Perspektiven ein. Ihre Diskussion zeigte die Dringlichkeit auf, sowohl direkte Hilfe für Betroffene als auch langfristige Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Am Nachmittag stellte Prof. Dr. Tore Bjørgo, Gründungsdirektor des Zentrums für Extremismusforschung (C-Rex) an der Universität Oslo, in seinem Vortrag „Preventing Hate Crime – A Holistic Approach“ einen umfassenden Ansatz zur Prävention von Hasskriminalität vor. Dabei betonte er die Bedeutung der Förderung von Mitgefühl, Toleranz, Empathie und Menschenrechtswerten als eine Art „Impfstoff“ gegen Hassverbrechen. Anschließend beleuchtete ein weiteres Panel die Potenziale von Institutionen und Bildung für die Prävention. Referenten wie Dr. Ana Milošević, Expertin für Extremismusprävention, und Saraya Gomis, Mitglied im Expertenrat Antirassismus, betonten die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Lisbeth Røyneland, Leiterin der Utøya-Unterstützungsgruppe, berichtete über die langfristigen Auswirkungen solcher Verbrechen auf Betroffene und die Gesellschaft.
Erstes Projekt für das entstehende Haus für Demokratie und Vielfalt
Die Konferenz war als erstes Pionierprojekt des entstehenden Hauses für Demokratie und Vielfalt der Beginn seiner Beta-Phase. In einem abschließenden Gespräch zwischen Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, sowie Serpil Unvar und Natalia Werbach von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar wurde die Ausrichtigung des Hauses skizziert. „Das Haus für Demokratie und Vielfalt gibt es wegen Hanau – dem 19. Februar – und es gibt es für Hanau und in Hanau. Es hat einen mahnenden Charakter und vermittelt auch eine positive Erzählung einer gemeinschaftlichen demokratischen Zukunft hier in Hanau“, so Bürgermeister Dr. Bieri.
Die Tagung wurde von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar in Kooperation mit dem Haus für Demokratie und Vielfalt der Stadt Hanau organisiert. Das Landesprogramm „Hessen aktiv für Demokratie und gegen Rassismus“ und DEXT „Fachstelle für Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention“ unterstützten das Projekt. Die Konferenz wurde in Deutsch und Englisch abgehalten. Neben einer traditionellen Übersetzungen mit Dolmetscherinnen konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Veranstaltung erstmals eine Liveübersetzung in verschiedene Sprachen mittels KI abrufen. Diese wurde bei Bedarf in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Norwegisch und Kurdisch auf dem Smartphone angezeigt.
Über die Bildungsinitiative Ferhat Unvar
Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar wurde von Serpil Temiz Unvar nach dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 ins Leben gerufen, um das Andenken an ihren Sohn zu bewahren und aktiv gegen rassistische Strukturen in der Gesellschaft vorzugehen. Im Fokus der Initiative stehen antirassistische Bildungsarbeit und Empowerment für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das Projekt setzt sich für die Entwicklung gesellschaftspolitischer Strategien ein, um sowohl in Hanau als auch deutschlandweit nachhaltige Veränderungen zu bewirken. In Zukunft soll die Bildungsarbeit der Initiative auch auf den internationalen Raum ausgeweitet werden.
Das entstehende Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau
Das Haus für Demokratie und Vielfalt wird am Kanaltorplatz entstehen, welcher zwischen den beiden Orten des rechtsterroristischen Anschlages vom 19. Februar 2020 liegt. Die Stadt Hanau hat dazu im Jahr 2021 das ehemalige Gebäude der Commerzbank erworben. Nach erfolgreicher Bewerbung der Stadt fördert das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Umgestaltung und Neukonzeption im Rahmen des Programms "Nationale Projekte des Städtebaus" mit 3,4 Millionen Euro.
In den Jahren 2025 und 2026 bis zur Fertigstellung des Gebäudekomplexes wird sich das Projekt in der so genannten Beta-Phase befinden. Die Beta-Phase des „Haus für Demokratie und Vielfalt“ ist eine Test- und Entwicklungsphase, in der Konzepte und Programme unter realen Bedingungen erprobt werden. Ziel ist es, durch Pionierprojekte gemeinsam mit der Bürgerschaft, zivilgesellschaftlichen Akteuren in Hanau und darüber hinaus, das zukünftige Angebot zu gestalten und zu optimieren. Die Internationale Konferenz „Gegen das Vergessen – Für das Leben“ leitete die Beta-Phase ein und war das erste Pionierprojekt des Hauses für Demokratie und Vielfalt.
Pressekontakt: Dominik Kuhn, Telefon 06181/ 18000 – 820
In Hanau diskutierten bei der internationale Konferenz „Gegen das Vergessen – für das Leben“ mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Europa.
In Hanau diskutierten bei der internationale Konferenz „Gegen das Vergessen – für das Leben“ mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Europa.
In Hanau diskutierten bei der internationale Konferenz „Gegen das Vergessen – für das Leben“ auch Serpil Unvar mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
In Hanau diskutierten mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der internationalen Konferenz „Gegen das Vergessen – für das Leben“, unter anderem auch Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri.
Bei der internationalen Konferenz „Gegen das Vergessen – für das Leben“ gab es verschiedene Diskussionsrunden.
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