Meldungsdatum: 04.12.2024
Im Gespräch berichtete Dr. Sprenger von der Arbeit der Stiftung, die sich insbesondere einer doppelten Prämisse verpflichtet sieht: „Auf der einen Seite verinnerlichen wir den Gedanken von „nie wieder“. Gemeint ist: Nie wieder Faschismus, nie wieder Shoa, nie wieder ein Unrechtsstaat wie die DDR. Auf der anderen Seite ist da aber auch der Gedanke „immer wieder“. Denn es ist wichtig, dass wir immer wieder wählen und die Demokratie verteidigen, für unsere Werte und Haltungen einstehen.“ Kaminsky pflichtete Sprenger bei, dass diese Verbindung von historischem Mahnen und aktivem demokratischen Engagement gerade aktuell wieder besonders wichtig sei: „Lange Zeit dachten wir ja, dass die Menschheit sich weiterentwickelt und bestimmte Überzeugungen hinter sich gelassen haben. Blicken wir aber in die Weltpolitik oder so manche Kommentarspalte im Internet, merken wir schnell, dass auch heute noch viel Arbeit vor uns liegt.“
Die Verbindung der Stadt Hanau zur Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ liegt nicht zuletzt in ihrer langen demokratischen Tradition begründet. So war Hanau bereits im 18. und 19. Jahrhundert Schauplatz bedeutender Ereignisse. 1782 fand in den historischen Kuranlagen Wilhelmsbad ein Freimaurerkongress statt, und 1832 wurde dort das Wilhelmsbader Fest abgehalten – eine der zentralen politischen Zusammenkünfte des Vormärz. Nicht zuletzt ehren das Nationaldenkmal der Brüder Grimm auf dem Marktplatz und die Anerkennung der Göttinger Sieben das Wirken zweier in Hanau geborener Gelehrter für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Das Neustädter Rathaus und die Wallonisch-Niederländische Kirche tragen seit Frühjahr 2024 offizielle Tafeln mit der Aufschrift „Orte der Demokratiegeschichte“, auch Wilhelmsbad wurde entsprechend ausgezeichnet.
Diese historische Kontinuität führt Hanau bis in die Gegenwart fort. Nach dem rassistischen Terroranschlag vom 19. Februar 2020 entsteht am Kanaltorplatz ein Zentrum für Demokratie und Vielfalt. „Dieser Ort soll nicht nur an die Opfer erinnern, sondern in Seminaren, Workshops und Veranstaltungen verdeutlichen, wie essenziell Demokratie, Zivilgesellschaft und Engagement für ein friedliches Miteinander sind“, unterstreicht Kaminsky. Dies könne auch aus Sicht der Stadt Hanau nur dann gelingen, wenn Menschen miteinander sprechen, Erfahrungen austauschen und die Sichtweise anderer verstehen lernen.
Im Gespräch kündigte Sprenger zudem an, ein neues Projekt initiieren zu wollen. Im Zuge des Jubiläums „200 Jahre Hambach und Wilhelmsbader Fest“ im Jahr 2032 solle zu eben diesen beiden wichtigen Ereignissen ein workshop auf den Weg gebracht werden. Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, signalisierten für die Stadt Hanau im Treffen schon jetzt das Interesse, daran mitzuwirken.
Pressekontakt: Sebastian Mack, oeffentlichkeitsarbeit@hanau.de
Oberbürgermeister Claus Kaminsky (links) empfing gemeinsam mit Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen (rechts) Dr. Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ (Mitte).
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