Bocholt, 03. April 2001
Betreuerschulung in einem vollen Ratssaal
Weiterhin werden Betreuer gesucht
Bocholt (pd).
85 ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen waren der Einladung der Betreuungsbehörde beim Fachbereich Soziales der Stadtverwaltung Bocholt und der Betreuungsvereine des Sozialdienstes Katholischer Frauen in Bocholt - SKF - und der Arbeiterwohlfahrt - AWO - zu einem Grundlagenseminar ins Rathaus der Stadtverwaltung Bocholt gefolgt. In drei Vormittags- bzw. Abendveranstaltungen wurde den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Seminars ein Einblick in die Grundzüge des Betreuungsrechts geboten. Die Diplom-Sozialarbeiterin Britta Diekjobst vom Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt in Bocholt referierte zunächst über die Entwicklung des Betreuungsrechts. In ihrem Vortrag sprach sie sehr deutlich die Verbesserung des rechtlichen Schutzes für Menschen an, die aufgrund einer psychischen, seelischen oder körperlichen Behinderung nicht in der Lage sind, die Dinge des täglichen Lebens alleinverantwortlich zu regeln. Ganz intensiv besprach sie die Gründe, die vorliegen müssen, damit ein Mensch eine rechtliche Betreuung erhalten kann. Alternativ zu einer möglichen Betreuerbestellung sprach die Referentin aber auch das Thema der Vorsorgeregelungen und hier insbesondere die Altersvorsorgevollmacht wie aber auch die Möglichkeit einer Patientenverfügung an. Nachfragen der Seminarteilnehmer und eine sehr rege Diskussion zeigten, dass die Referentin mit ihren Ausführungen genau den richtigen Ton getroffen hatte. Vom Betreuungsverein des Sozialdienstes Katholischer Frauen in Bocholt sprach dann in der nächsten Seminareinheit die Diplom-Sozialarbeiterin Evegret Kindermann. Themenschwerpunkt dieser Veranstaltungen war dann die rechtliche Stellung des Betreuers, seine Eignung und die Auswahl der Betreuungspersonen. Im nächsten Schritt ihres Referats sprach Kindermann dann aber über die Wünsche des Betreuten und vor allen Dingen über den Themenaspekt seiner Selbstbestimmung. Am Beispiel des Wahlrechts erläuterte sie, dass das Betreuungsrecht für die Würde und Ehre kranker Menschen Entscheidendes leistet. Im zweiten Teil ihres Vortrags sprach sie dann mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen über den Aufgabenkreis der Gesundheitsfürsorge und der damit verbundenen ärztlichen Maßnahmen. Gerade zu diesem Thema stellten etliche Seminarteilnehmer interessante Fragen, die alle von der Referentin beantwortet werden konnten. Am Beispiel einiger abstrakter Fallgestaltungen wurde der Seminarinhalt vertieft. Etliche Unterlagen wie z. B. organisatorische Arbeitshilfen wurden von den Teilnehmern rege nachgefragt.
Erfreulicherweise kamen auch am dritten Veranstaltungstag zur Morgenveranstaltung 52 ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen sowie 35 ehrenamtlich Tätige zur Abendveranstaltung. Somit haben 20 % aller ehrenamtlichen Betreuer in Bocholt an diesem Grundlagenseminar teilgenommen. Die Kontinuität der Teilnehmerzahlen zeigt einerseits das große Bedürfnis nach Information und Schulung sowie andererseits, dass die Veranstalter genau die Erwartungshaltung der Seminarteilnehmer richtig eingeschätzt hatten. Bei der Abschlussveranstaltung referierte dann der Leiter der Betreuungsbehörde bei der Stadtverwaltung Bocholt, Bernhard Kerkhoff, zu speziellen Fragen des Betreuungsrechts. Schwerpunkt seiner Ausführungen war das Thema einer möglichen Heimunterbringung wie aber auch die Themenbereiche der freiheitsentziehenden Unterbringung und unterbringungsähnliche Maßnahmen. Gerichtliche Genehmigungsvorbehalte und die Rehabilitation eines kranken Menschen waren weiterhin Themen seines Vortrags. Gerade am dritten Veranstaltungstag wurde sehr deutlich, dass den Bürgern und Bürgerinnen das Thema einer möglichen Heimunterbringung im Alter große Sorgen und Probleme bereitet. Allein schon aufgrund der demographischen Entwicklung der Bevölkerung ist dieses Thema in Gegenwart wie aber auch Zukunft von höchster Brisanz. Die Betreuer und Betreuerinnen berichteten zum Teil aus verständlichen Gründen sehr emotionsvoll über ihre Erfahrungen mit ihren Betreuten in Heimen und Krankenhäusern. Das Thema der Haftung eines Betreuers nahm naturgemäß ebenso einen großen Raum in der Veranstaltung ein. Die sogenannte Verrechtlichung unserer Gesellschaft schreitet immer weiter nach vorne mit der Folge, dass sich ein Betreuer ständig fragen muss, ob er richtig gehandelt hat oder nicht. In der Diskussion wurde angesprochen, dass etliche Menschen sich deshalb lieber in anderen Bereichen ehrenamtlich engagieren. Das Referententeam bat aber die Seminarteilnehmer, nicht zu resignieren und dieses sehr anspruchsvolle Ehrenamt auszuüben. Selbstverständlich boten alle drei Referenten Hilfe für den Einzelfall an.
Kerkhoff führte zum Schluss der Veranstaltung aus, dass im zweiten Halbjahr noch eine ganz besondere Veranstaltung zum Tag des Ehrenamtes unter dem Gesichtspunkt des Betreuungsrechts stattfinden wird. Am 14. Mai 2001 findet im Ratssaal der Stadtverwaltung Bocholt um 19 Uhr eine weitere Schulungsveranstaltung für ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen statt. Schuldnerberater Erwin Hegering von der Arbeiterwohlfahrt wird dann zum neuen Insolvenzrecht sprechen. In Kleingruppen wird darüber hinaus ab sofort dafür Sorge getragen, dass alle neuen Betreuer und Betreuerinnen geschult werden. Auch wird ein Stammtisch zum zwangslosen Gedankenaustausch angeboten. Wer gerne eine ehrenamtliche Betreuung übernehmen möchte oder auch sonst Fragen zum Betreuungsrecht in irgendeiner Form hat, möge sich bitte an die Stadtverwaltung Bocholt, Bernhard Kerkhoff, Telefon 02871/953-128, bzw. an den Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt - Britta Diekjobst -, Telefon 02871/17969, sowie an Evegret Kindermann vom Sozialdienst Katholischer Frauen in Bocholt, Telefon 02871/2518219, wenden.
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Betreuerschulung am 20. März 2001
Referenten der Betreuerschulung am 20. März 2001
Referentin Betreuerschulung am 20. März 2001
Zahlreich waren die Besucher der Betreuerschulung am 20. März 2001 im Ratssaal des Rathauses, Berliner Platz 1, 46395 Bocholt
Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt
Referenten der Betreuerschulung am 20. März 2001 (v.l.n.r.: Evegret Kindermann, Betreuungsverein SKF, Britt Dieckjobst, Betreuungsverein AWO und Bernhard Kerkhoff von der Betreuungsstelle im Fachbereich Soziales der Stadt Bocholt)
Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt
Britt Dieckjobst von Betreuungsverein der AWO referierte bei der Betreuerschulung am 20. MÄrz 2001
Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt