Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 10. Februar 2000

Symposion über Jeanette Wolff

Beitrag zur "Politischen Erinnerungskultur"

Bocholt (pd).

Als ein Beitrag zur "Politischen Erinnerungskultur" am Beispiel der in Bocholt geborenen Gewerkschafterin, Bundestagsabgeordneten (1952-1961), stellv. Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland (1965-1975) und Berliner Stadtältesten Jeanette Wolff versteht sich ein Symposion, das vom Donnerstag, 18. Mai 2000 (abends) bis Samstag, 20. Mai 2000 (mittags) in der Europäischen Staatsbürger-Akademie Bocholt stattfindet.

Das Symposion steht unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Ruhr-Universität Bochum. Im Symposion wirken u.a mit: Dr. Birgit Seemann vom Archiv Bibliographia Judaika e.V. in Frankfurt, Frau Prof. Dr. Susanne Miller aus Bonn, Herr Prof. Dr. Peter Steinbach von der Freien Universität Berlin, Herr Privatdozent Dr. habil. Ludger Heid von der Universität Duisburg, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Herr Dr. Andreas Nachama.

Das Symposion will deutlich werden lassen, dass Jeanette Wolff, eine engagierte Frau und Verfolgte des Nazi-Terrors wie auch (nach 1945 in Berlin) der Kommunisten in mehrfacher Hinsicht erinnerungswürdig und zugleich auch ein Vorbild für die Jugend ist. Am Beispiel dieser großartigen Persönlichkeit soll vermittelt werden, dass und weshalb man sich engagieren soll. Besondere Zielgruppe des Symposions sind Historiker der Universitäten (soweit sie im entsprechenden Forschungsgebiet für das 20. Jahrhundert interessiert sind), Politikwissenschaftler, Jüdische Gemeinden, Journalisten etc.

Nähere Auskünfte zu dem Symposion und ein genaues Programm sind ab 15. April 2000 erhältlich beim Kulturamt der Stadt Bocholt, Berliner Platz 1, 46395 Bocholt, Tel. 02871/953-337 bzw. der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, Neanderstr. 6, 40233 Düsseldorf, Tel. 0211/679-7722.

Zeittafel Jeanette Wolff:

1888 als Jeanette Cohen am 22. Juni in Bocholt geboren

1898 Stipendium für die höhere Schule

1904 Ausbildung zur Kindergärtnerin in Brüssel

1905 Tätigkeit als Kindergärtnerin in Brüssel, Eintritt in die sozialistische Jugend und in die Gewerkschaft

1910 Heirat mit dem Dortmunder Kaufmann Hermann Wolff, die Töchter wurden 1912, 1916 und 1920 geboren

1919 Wahl in die Stadtverordnetenversammlung in Bocholt

1932 Umzug nach Dinslaken

1933 Verhaftung nach der Wahl am 5. März

1935 Haftentlassung und Umzug nach Dortmund, Eröffnung einer Pension und des Mittagstischs für Juden

1938 in der sog. Reichskristallnacht wird die Wohnung demoliert und Hermann Wolff anch Sachsenhausen deportiert

1939 Einweisung in sogenannte Judenwohnungen

1942 Deportation der Familie in das Getto von Riga, KZ Kaiserwald und Stutthof

1945 Befreiung durch die Rote Armee in Koronowo

1946 Rückkehr nach Deutschland, bleibt in Berlin, engagiert sich gegen die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED, wird Vorstandsmitglied der neuen SPD und Stadtverordnete in Berlin, beteiligt sich am Aufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin

1948 bei Tumulten im Berliner Stadthaus wird Jeanette Wolff von Kommunisten geschlagen

1951 wird sie in den Hauptvorstand der Deutschen Angestellen Gewerkschaft gewählt, dem Führungsgremium gehört sie bis 1963 an

1952 - 1961 Mitglied des Deutschen Bundestages

1965 - 1975 war sie stellvertretende Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland

1968 Jeanette Wolff wird mit der Stadtältestenwürde in Berlin ausgezeichnet

1973 erhält sie die Ernst-Reuter-Plakette

1974 beteiligt sie sich an der Gründung des SPD Seniorenrates

1975 muss sie zwei schwere Augenoperationen überstehen

1976 starb sie am 19. Mai in Berlin

Zeittafel entnommen aus: Gunter Lange, Jeanette Wolff, 1888 bis 1976, Eine Biographie, Bonn 1988, ISBN 3-87831-468-X


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Jeanette Wolff
Jeanette Wolff, in Bochlt geboren und in Berlin 1976 verstorben, ist als engagierte Frau und Verfolgte des Naziterrors wie auch (nach 1945 in Berlin) der Kommunisten in mehrfacher Hinsicht erinnerungswürdig und zugleich auch ein Vorbild für die Jugend.