Pressedienst des Kreises Borken vom 31. 07. 2001

AIDS-Beraterin Jutta Bringmann: "Alle Gespräche werden vertraulich behandelt!"
Kleine Serie über Angebote der Borkener Kreisverwaltung - 1. Teil



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Kreis Borken. Die Borkener Kreisverwaltung versteht sich als Dienstleistungsunternehmen für die Bürgerinnen und Bürger im Westmünsterland. Die "Dienste", die sie anbietet, sind facettenreich und durchaus nicht allein auf "typische Verwaltungstätigkeiten" beschränkt. Sie ist vielmehr offen für verschiedene Anliegen der Menschen, bietet Beratung und Begleitung, lässt Ratsuchende in schwierigen Lebenssituationen nicht allein, knüpft Kontakte, kümmert sich um Tiere und Umwelt. In einer kleinen Serie stellt unsere Zeitung einige der breitgefächerten Angebote und Aufgaben dieser Verwaltung vor. Teil 1: AIDS-Beratungsstelle

"Sie sind HIV-positiv." Diese Mitteilung trifft Betroffene wie ein Schlag. Muss ich bald sterben? - Wie soll das Leben weitergehen? - Wie werden meine Angehörigen reagieren? Viele bedrückende Fragen stellen sich plötzlich, Angst und Verzweifelung sind die beherrschenden Gefühle. In dieser Situation tut zuverlässige und sachkundige Beratung Not. Diese bietet die AIDS-Beratungsstelle des Kreises Borken, die 1988 im Borkener Kreishaus eingerichtet wurde. Seit 1993 ist hier die Diplom-Sozialarbeiterin Jutta Bringmann Ansprechpartnerin für alle Bürgerinnen und Bürger, die sich über das Thema AIDS informieren möchten - weil sie gut aufgeklärt sein wollen, unsicher oder persönlich betroffen sind.

"Wer zu mir kommt, kann ganz sicher sein: Alles, was besprochen wird, behandele ich vertraulich", erklärt Jutta Bringmann, die der Schweigepflicht unterliegt. Wer es nicht möchte, muss der Sozialarbeiterin nicht einmal seinen Namen sagen. Neben Beratungsgesprächen bietet die AIDS-Beratung des Kreises Borken auch einen HIV-Test an - er ist für die Ratsuchenden kostenlos und bleibt anonym.

Aufklärung, Beratung und Begleitung sind die Arbeitsschwerpunkte von Jutta Bringmann. Die Anliegen, mit denen Bürgerinnen und Bürger zu ihr kommen, sind sehr unterschiedlich: Manche möchten sich über Ansteckungswege informieren. Andere wollen einen Test durchführen lassen, weil sie - etwa in einer neuen Partnerschaft - "ganz sicher" gehen wollen. Wieder andere suchen das Beratungsgespräch, weil sie beim letzten Urlaubsflirt leichtsinnig waren und nun Klarheit wünschen. "Die überwiegende Zahl der HIV-Tests, die ich durchführen lasse, ist negativ", betont Jutta Bringmann. Eine Nachricht, die bei den Ratsuchenden natürlich mit großer Erleichterung aufgenommen wird. Doch gelegentlich - im vergangenen Jahr waren es fünf Fälle - lautet das Ergebnis: "HIV-positiv". "Es zählt zu meiner schwersten Aufgabe, ein positives Test-Ergebnis mitzuteilen", gibt Jutta Bringmann zu. Sie führt das Gespräch einfühlsam, aber sachlich: "Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich." Manche fallen "aus allen Wolken", sind verzweifelt, andere wirken gefasst. Jutta Bringmann bespricht mit dem Betroffenen, wie die nächsten Wochen weitergehen könnten, welche Personen informiert werden, welche besser nicht. "Ganz wichtig ist auch zu klären, welcher Mensch den HIV-Positiven nun begleitet, denn Alleinsein ist in dieser Situation sehr schlimm", weiß die Sozialarbeiterin, die den Betroffenen, aber auch Angehörigen und Freunden selbstverständlich weitere Gespräche anbietet und Kontaktadressen weitergibt. Eng arbeitet Jutta Bringmann beispielsweise mit der AIDS-Hilfe Westmünsterland in Ahaus und mit verschiedenen HIV-Ambulanzen zusammen.

Sorge macht Jutta Bringmann, dass es in der vergangenen Zeit ein wenig still geworden ist um das Thema AIDS. "Dies vermittelt den trügerischen Eindruck, die Gefahr, sich anzustecken, sei geringer geworden", unterstreicht die Sozialarbeiterin. Dem ist natürlich nicht so. In Deutschland gibt es nach wie vor 2000 neue Ansteckungen pro Jahr. Jutta Bringmann weiß von rund 50 Menschen im Kreis Borken, dass sie HIV-positiv sind. Einige sind bereits an AIDS erkrankt. Immer mehr Menschen erfahren erst dann, wenn sie bereits Symptome haben, dass sie HIV-positiv sind.

Die Beraterin wird nicht müde zu betonen, dass AIDS keine Krankheit ist, die nur homosexuell orientierte Menschen und vor allem Männer betrifft: "70 Prozent der Betroffenen sind Männer", erklärt sie, doch der Anteil der Frauen steige langsam an. Die meisten Ansteckungen passieren über ungeschützten Geschlechtsverkehr. Jutta Bringmann rät deshalb nachdrücklich, verantwortungsvoll zu handeln und auch darauf zu achten, die eigene Gesundheit zu erhalten. In ihren Beratungsgesprächen geht es niemals um die Frage der Schuld: "Bei mir muss sich niemand für sein Verhalten rechtfertigen oder entschuldigen", betont sie. Ihr ist wichtig, dass die Menschen sich bewusst sind, wie sie sich selbst und andere anstecken können - und vor allem natürlich, wie sie es vermeiden.

Für sehr problematisch hält es die Sozialarbeiterin, wenn Menschen die Gefahr völlig verdrängen: "Menschen, die ein Urlaubs-Abenteuer ,ungeschützt’ erleben und zuhause nicht mit ihrem Partner darüber sprechen, handeln verantwortungslos. Es ist naiv zu denken, dass bestimmt nichts passiert sei."

Wer nicht sicher ist, ob der letzte Ferien-Flirt folgenlos bleibt, ist bei der AIDS-Beraterin des Kreises Borken gut aufgehoben. Sie spricht mit den Ratsuchenden in einer ruhigen Atmosphäre auch offen und sachlich über Sexualität und erleichtert es ihnen so, Scham abzubauen.

Jutta Bringmann ist telefonisch im Borkener Kreishaus unter 02861/ 82-1040 zu erreichen. Sie bietet hier nach Vereinbarung sowie jeden Montag von 9 bis 12 Uhr Sprechstunden an. Termine gibt es auch einmal im Monat in Ahaus, Bocholt und Gronau.

Rückfragen unter Telefon 02861/ 82-2109

Pressekontakt: Kreis Borken, Kirsten Weßling



     

Herausgeber:
Kreis Borken
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