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Münster, 18.04.2000

Ausstellung in Villa ten Hompel erschütterte die Besucher
4200 sahen "Verfolgung und Verwaltung" / Neue Präsentation "Bodenskulptur ‘Buchenwald’" ab Mai

Münster. (SMS) Irmgard Baer und ihr vierjähriger Sohn Heinz erhielten die lang ersehnte Freigabe ihres Gepäcks für die Auswanderung nach England am 31. August 1939. Doch der Stempelaufdruck der Devisenstelle bei der Finanzverwaltung Westfalens war vergebens. Am nächsten Morgen begann der Zweite Weltkrieg, England trat auf der Seite Polens in den Krieg ein. Damit scheiterten die Ausreisebemühungen der Familie Baer ein zweites Mal. 1938 war der Ausreiseversuch nach Australien fehlgeschlagen, weil der Ehemann und Vater Richard Baer nach seiner Verhaftung in der Reichsprogromnacht nach Buchenwald deportiert und dort eine Woche später ermordet worden war.

Irmgard Baer und ihren Sohn Heinz ereilte ein Schicksal, das nahezu alle Juden traf, die es nicht geschafft hatten, bis Kriegsausbruch Deutschland zu verlassen: Sie wurden deportiert und im Konzentrationslager ermordet. Ein tragisches Familienschicksal, das die Besucher der Ausstellung "Verfolgung und Verwaltung" in der Villa ten Hompel erschütterte. Andere Einzelbesucher wiederum waren konsterniert, wenn sie unter den Unterschriften einer Bittschrift, die sich für den Ausschluss eines jüdischen Beamten aus der Finanzverwaltung in Münster aussprach, die ihres Vaters entdeckten.

4200 Münsteraner und Gäste der Stadt haben die Ausstellung in dem Geschichtsort am Kaiser-Wilhelm-Ring bis zu ihrem Ende vor einigen Tagen besucht und sich in über 120 Gruppenführungen in die Dokumente und Inszenierungen vertieft. "Hätten wir zuvor um diese große Resonanz gewusst", so der Geschäftsführer der Villa ten Hompel, Dr. Alfons Kenkmann, "wäre sie nicht so zeitig auf Tournee in weitere Städte Nordrhein-Westfalens gegangen".

Insbesondere Schulen sowie Fort- und Ausbildungsseminare aus der Finanzverwaltung nahmen an Führungen und Seminaren der historisch-politischen Bildungsstätte teil. Klassen aller Schulstufen arbeiteten in der Villa ten Hompel ebenso wie Seminare der Universität, zu den Besuchern gehörten Parteien ebenso wie Vertreter von Kommune und Land. Allein 15 ganztägige Fortbildungsseminare buchten die Oberfinanzdirektion Münster und andere Finanzämter.

"Der Wunsch nach Führungen und Seminaren wurde so oft vorgetragen, dass das Haus in den letzten sechs Wochen der Ausstellung komplett ausgebucht war", zieht Dr. Kenkmann Bilanz. Zahlreiche Anfragen hat die Erinnerungs- und Forschungsstätte deshalb an die nächsten Ausstellungsorte Detmold, Siegen, Nordkirchen und Recklinghausen weitergeleitet.

Mit der Bodenskulptur "Buchenwald" des Xantener Künstlers Christoph Wilmsen-Wiegmann wird die Auseinandersetzung mit Verwaltung und Verwaltungshandeln im Dritten Reich in der Villa ten Hompel fortgesetzt - dieses Mal mit dem Versuch einer künstlerischen Inszenierung. Mit 45 überdimensionierten Stempeln, die die bürokratische Tötungsmaschinerie der Nazis in besonderer Weise symbolisieren, wird der Beitrag der Verwaltung zur Judenverfolgung thematisiert. Ausstellungseröffnung ist am 14. Mai.

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