Das Ziel heißt "Wertebewegung"

27.06.2002 | Herten

2. Hertener Werteforum findet großen Anklang

80 Teilnehmer befassten sich beim 2. Hertener Werteforum im Detail mit zentralen Fragen nach der Bedeutung von Werten in der heutigen Zeit. Auch die praktische Umsetzung von Werten und ihre Vermittlung standen im Mittelpunkt der Diskussionen, die auf sehr viel Anklang stießen.

Vertreter von Einrichtungen, Vereinen und Verbänden, aber auch Privatpersonen hatten sich am Dienstagabend im Hertener Schloss versammelt. Sie stellten die sechs Werte, die nach einer Umfrage der Stadt Herten den höchsten Stellenwert bei den Bürgern besitzen, ins Zentrum ihrer Gespräche: Gerechtigkeit, Menschenwürde, Frieden, Glaube/Vertrauen, Ehrlichkeit und Liebe.

"Eigentlich sind wir mit einem sechsten Platz in der Rangfolge gar nicht zufrieden", kommentierte Petra Decking, die die Gruppe "Liebe" moderierte. "Schließlich sei Liebe ein Basiswert, etwas sehr Elementares. Liebe ist der Motor der Erziehung, der Emotion und der Existenz, Liebe ist die Grundlage für all die anderen Werte."

Deshalb hat die Arbeitsgruppe auch gleich einige konkrete Vorschläge gemacht, wie man den "Wert Liebe" künftig stärker in den Vordergrund stellen kann. Sie regte hierbei unter anderem an, dass sich Kindergärten, Schulen, Gemeinden und andere Einrichtungen in Projekten mit der Werte-Thematik beschäftigen. Mit ihrer Ideenfindung hat die Gruppe aber erst begonnen. Gemeinsam will man sich um eine Fortsetzung der Gespräche und die Umsetzung der Ideen zu kümmern.

Zunächst aber werden die Moderatoren die Arbeit ihrer Gruppen auswerten. Danach sollen die praktischen Ideen, die am Dienstag entwickelt wurden, auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden. Denn in einem Punkt waren sich an diesem Abend alle Beteiligten einig: Das Thema "Werte" habe eine sehr große Bedeutung und biete viel Stoff für Diskussionen, wie in den einzelnen Gruppen deutlich wurde.

"Wir sind nicht fertig geworden", sagte Siegfried Abel, der die Gruppe "Gerechtigkeit" moderierte. "Alleine für das Thema ‚Herten und Gerechtigkeit‘ hätten wir die gleiche Zeit noch einmal gebraucht", so Abel. Immerhin kam die Gruppe zu dem Schluss, dass Gerechtigkeit immer am Einzelfall festgemacht werden müsse. "Es wäre gut, wenn man für Herten einen einheitlichen Maßstab für Gerechtigkeit festlegen könnte", sagte Siegfried Abel. Doch das ist gar nicht so einfach.

In einem Impuls-Referat hatte Elke Lübbermann-Landscheidt von der Psychologischen Beratungsstelle Recklinghausen das Problem erklärt: "Es gibt ein Modell, das sechs Stufen der moralischen Entwicklung festlegt", so die Referentin. Je nach Stufe betrachtet ein Mensch ganz unterschiedliche Dinge als "gerecht", so dass eine einheitliche Auffassung von Gerechtigkeit zwar wünschenswert, aber nicht realistisch ist. Wichtig sei vor allem, dass man sich einmischt, nicht einfach zusieht, wenn Werte missachtet werden. "Es heißt nicht umsonst, dass man ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen", erinnerte Elke Lübbermann-Landscheidt.

Genau daran wollen die Teilnehmer des 2. Hertener Werteforums in Zukunft arbeiten. Organisator Peter Brautmeier von der Stadt Herten sagte zu, dass es eine Dokumentation der Arbeitsergebnisse geben werde. "In einem Vorbereitungskreis werden wir anschließend überlegen, wie wir weiter verfahren können", so Brautmeier. Ziel sei es, die allgemeine Diskussion anzuregen und eine "Wertebewegung" anzustoßen.

"Gerade nach den fürchterlichen Ereignissen in Erfurt und nach den Diskussionen um die Pisa-Studie ist spürbar, dass wir wieder stärkere Gewichtung auf Werte legen müssen", sagte auch Bürgermeister Klaus Bechtel im Rahmen der Veranstaltung. Er ist sicher, dass die Stadt Herten gut daran getan hat, die Werte-Diskussion anzustoßen. "Nun müssen wir handeln und das ganze in praktische Arbeit umsetzen", so der Bürgermeister.

Pressekontakt: Pressestelle, Svenja Küchmeister, Telefon: 02366/303227



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