Bocholt, 04. Oktober 2002
Geistiges Training kann zur Vorsorge beitragen
Dr. Bosma referierte zum Thema "Alzheimer"/Rund 1 Million Erkrankte - mit steigender Tendenz
Bocholt (pd).
Von der "Alzheimer"-Krankheit sind in Deutschland derzeit rund 1 Million Menschen betroffen – und bis zum Jahre 2030 wird die Zahl auf rund 2,5 Mio. steigen. Das sagte Chefarzt Dr. med. Hans–Jürgen Bosma vom St. Willibrord-Krankenhaus in Rees, der Anfang der Woche im Rahmen der Bocholter Betreuungsrechtstage zum Thema "Die Alzheimer-Erkrankung – Altern zwischen Angst und Hoffnung" vor einem mit 100 Besuchern vollbesetzten Ratssaal referierte.
Die Krankheit, benannt nach Prof. Dr. Alois Alzheimer zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, zeigt sich in verschiedenen Symptomen wie Gedächtnis -, Denk-, Orientierungs-, Aufmerksamkeits- und Sprachstörungen, aber auch in Form von körperlichen Problemen wie z.B. Verwahrlosung, Inkontinenz und Stürzen.
Unter den über 80-jährigen Menschen sind etwa 20 % betroffen. "Obwohl", so Dr. Bosma, "Alter wohl ein Risikofaktor ist, so ist es für die Erkrankung aber nicht ursächlich."
Der "Alzheimer"–Erkrankung ginge vielmehr ein langwieriger Prozess voraus. 30 Jahre, bevor die ersten Symptome auftreten würden, begänne bereits das Zellsterben. Deshalb müsse zu einem frühen Zeitpunkt mit der Vorbeugung angesetzt werden. Obwohl es bis heute keine einheitliche Therapie von der Früherkennung bis zur Behandlung gebe, so ließe sich doch einiges tun, meinte der Referent. "Wichtig ist geistiges Training verbunden mit körperlicher Fitness, sowie einer Ernährung, die reich ist an Vitamin C und E." Auch sei es mittlerweile erwiesen, dass der Genuss von Rotwein - in Maßen - positiv wirken könne.
Daneben komme eine medikamentöse Behandlung in Betracht – die sei aber sehr kostspielig. Dr. Bosma: "Es gibt sehr gute Medikamente, die die Erkrankung zwar nicht heilen können, aber zumindest über mehrere Jahre hinweg einen Stopp der Entwicklung bewegen." Leider seien diese Medikamente sehr teuer, sodass etliche Ärzte diese wegen des von der Krankenkasse verordneten Arzneimittelbudets nicht verschreiben könnten.
Die häusliche Pflege von "Alzheimer"-Patienten ist für Angehörige nicht leicht. Oft seien Töchter und Schwiegertöchter im Einsatz. "Viele Pflegende vergessen sich dabei selbst", weiß Dr. Bosma aus Erfahrung. Er regte für Bocholt die Gründung einer Selbsthilfegruppe an, denn der gegenseitige Austausch der Familienangehörigen sei wichtig, da sie neben den körperlichen Problemen des "Alzheimer"-Patienten sehr stark an seinen wesensmäßigen Veränderungen leiden würden.
Am kommenden Montag, den 7. Oktober, wird im Ratssaal des Rathauses um 19 Uhr Vormundschaftsrichter Timo Kuhlmann vom Vormundschaftsgericht Bocholt im 2. Teil der Betreuungsrechtstage zur "Betreuertätigkeit bei Operationen gem. § 1904 BGB" sprechen. Hierzu sind alle Bocholter Bürger/innen herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltet werden die Fachseminare durch die Betreuungsvereine der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF) sowie von der Betreuungsbehörde des Fachbereiches Soziales der Stadtverwaltung Bocholt.
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Dr. Hans-Jürgen Bosma rät zu geistigem Training gegen "Alzheimer".