Bocholt, 31. März 2003
"Wer, wenn nicht wir" feierlich eröffnet
Jugendliche multimedial und kreativ gegen Gewalt und Rassismus
Bocholt (pd).
Tauben stiegen auf, eine Gedenkminute wurde eingelegt und mehrere hundert Luftballons mit Friedensbotschaften starteten in den Bocholter Himmel. Symbolträchtig begann die Ausstellungseröffnung von "Wer, wenn nicht wir?" in Bocholt. "Wir wollten ganz bewusst ein Zeichen gegen Gewalt und für Frieden setzen", erklärte Stadtjugendseelsorger Kai Kaczikowski.
Die Eröffnungszeremonie begann mit Grußworten der drei Schirmherren. Landrat Gerd Wiesmann und Bocholts Bürgermeister Klaus Ehling waren allerdings wegen eines plötzlichen Trauerfalls verhindert, so dass ihre Ansprachen verlesen wurden.
Landrat Wiesmann teilte mit: "Intoleranz und Aggressivität gegenüber anders Aussehenden, anders Denkenden, anders Sprechenden sind in unserer freiheitlichen Gesellschaft nicht hinnehmbar. Alle sind gefordert, in diesem Sinne deutlich Position zu beziehen."
"Bocholts Bürgerinnen und Bürger stehen voll hinter dieser Aktion", ließ Bürgermeister Ehling wissen. Die Beteiligung so vieler junger Menschen sei bemerkenswert. Er hoffe, dass durch dieses Projekt, bei dem übrigens auch der städtische Fachbereich Jugend, Familie und Sport beteiligt ist, mit gängigen Klischees aufgeräumt werde. Denn "Kulturelle Vielfalt bedeutet ein Mehr an Lebensqualität." Jeder sei aufgerufen, die eigene Haltung zu hinterfragen, "insbesondere danach, was er gegen Gewalt und Rassismus in seinem unmittelbaren Lebensumfeld tun kann".
Schirmherr und Diözesanjugendseelsorger Stefan Sühling betonte: "Wer Christ ist, muss sich auch gegen Gewalt wenden. Für Christen gilt: alle Menschen sind gleich – ohne Rücksicht auf Hautfarbe oder Rasse." Der Geistliche drückte seine Freude darüber aus, dass die Bocholter als erste in NRW bei dieser Aktion mitmachen. Dies könne eine Initial-zündung für "Wer, wenn nicht wir?" im Bistum sein, wenn auch viele katholische Jugendverbände und –gruppen sich bereits auf andere Art und Weise gegen Rassismus und Gewalt engagieren.
Die Ludwigshafener Künstlerin Silvia Izi, Initiatorin der Wanderausstellung, sagte, die Jugendlichen aus Bocholt und Rhede bestätigten durch ihre Beteiligung die andauernde Aktualität des bundesweiten Projektes: "Eure Kreativität hält die Idee am Leben und sorgt dafür, dass sie weitere Kreise ziehen kann." Viele der eingereichten Werke hätten natürlich Bezüge zum Irakkonflikt. Dennoch sei die häufigste Botschaft die einer rassen- und völkerüberschreitenden Solidarität, wie sie etwa in den vielen Darstellungen der ineinandergreifenden Hände sichtbar werde.
Koordinator Kai Kaczikowski nannte das Projekt eine "tolle Aktion", an der mehr als 300 Kinder und Jugendliche aus 12 Schulen, einem Jugendheim und einer Messdienerleiterrunde beteiligt waren. Er betonte die "offenen Türen", die er "einrannte", als er Kooperationspartner und Unter-stützer suchte: aus der Idee einer Schülerbilderausstellung sei eine multimediale Präsentation geworden.
Teile davon wurden bei der Eröffnung sicht- und hörbar: Videos mit Gewaltszenen und Streitschlichtungen, ein Musikvideo mit einem Song zur Aktion, ein live-Rap-Song mit dem Titel "Schwarzweißmalerei" – und natürlich die 262 eingereichten Bilder und Collagen. Sie waren von einer 10köpfigen Jury gesichtet und 50 Werke waren für die Wanderausstellung ausgewählt worden. In drei Altersgruppen wurden die jeweils drei besten Einreichungen prämiert. Alle Bilder und Collagen sind ab sofort und noch bis zum 11. April im Bocholter Rathausfoyer und in Schaufenstern in den City-Arkaden, im Einkaufszentrum Neutorplatz und in vielen Innenstadtgeschäften zu sehen.
Umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung musikalisch von der Gruppe Keyterms der Bocholter Musikschule und tänzerisch von einer Gruppe Dance-4-Fans der Bocholter Tanzschule Heitmann-Wels. Es moderierte Thomas Tangelder vom Rheder Jugendzentrum Bäkentreff.
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