Hochbegabung als Problem?

26.09.2003 | Herten

Jugendpsychater informiert über hochbegabte Kinder

Ist Hochbegabung ein Problem? Diese Frage stellte Dr. Rainer Diefenbach, Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln am gestrigen Donnerstag an den Anfang seines Vortrages. Vor über dreissig geladenen Zuhörern aus Kindergarten, Schule und Politik referierte er in der Grundschule am Wilhelmsplatz über das Thema kognitive Hochbegabung. Dazu zählt man Kinder, deren Intelligenz-Quotient über 130 liegt.

Hochbegabung kann vor allem dann zum Problem werden, wenn diese nicht erkannt wird. Hochbegabte Kinder sind oft anders als normal begabte Kinder. Erwachsenen erscheinen sie nervig. Oft haben sie Schwierigkeiten mit Eltern, Lehrern oder anderen Kindern. Gründe dafür sind ein ständiger Wissensdrang oder eine ständige Unterforderung. Deshalb können hochbegabte Kinder Symptome zeigen, die an HKS (Hyperaktivität) oder ADS (Aufmerksamkeitsdefizit) erinnern. Falsch wäre es, sie daraufhin z. B. medikamentös zu behandeln.

Allerdings wies Dr. Diefenbach auch darauf hin, dass nicht jeder „Zappelphillip“ oder „Hans-guck-in-die-Luft“ hochbegabt ist. Gewissheit darüber kann nur ein Test ergeben, der von einem seriösen Institut ausgeführt werden sollte. Tests führt auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Datteln durch. Ganz so selten ist das Phänomen der Hochbegabung nicht. Statistisch gesehen kommen auf 200 Kinder kommen nach Erfahrung der Fachleute drei hochbegabte Kinder. Bei 2800 Grundschülern in Herten sind das immerhin über 40 Kinder.

Auch wenn die Hochbegabung erkannt ist, sind nicht alle Probleme beseitigt. Es gibt einige Fördermöglichkeiten im Rahmen der Regelschule, die auf zwei Strategien beruhen: Die sog. „Akzeleration“ meint die zeitliche Beschleunigung der Schulzeit durch vorzeitige Einschulung, Verkürzung der Unterrichtszeit bzw. Schulzeit durch Überspringen von Klassen. Das „Enrichment“ bedeutet die Erweiterung der Lernangebote.

Dr. Diefenbach wies darauf hin, dass es ganz wichtig ist, bei der Förderung auf das Kind individuell einzugehen. So muss man ganz genau darauf achten, ob ein vierjähriges Kind schon eingeschult werden kann. Auch wenn es die Fähigkeiten eines Achtjährigen hat, bleibt es in seiner körperlichen und sozialen Entwicklung ein vierjähriges Kind.

Beratung und Hilfe brauchen vor allem die betroffenen Eltern. Diese bieten neben der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung an der Vestischen Kinderklinik in Datteln auch der kinder- und jugendpsychiatrische Dienst und die Erziehungsberatungsstellen des Kreises. Die Anschriften sind bei der Stadt Herten im Fachbereich Schule und Jugend (Ansprechpartner: Ralf Angrick, Telefon 02366-303629) erhältlich. Informationen gibt es auch beim Ministerium für Schule, Jugend und Kinder im Internet unter www.bildungsportal.nrw.de unter dem Suchbegriff „Hochbegabung“. Dort kann auch die kostenlose Broschüre „Chancen – Konzepte zur Begabtenförderung in Nordrhein-Westfalen“ bestellt werden.

Pressekontakt: Pressestelle, Norbert Johrendt, Telefon 02366-303551



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Hochbegabe 1 (09.03)

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