Schwimmbäder von heute müssen neue Wege gehen

Herten - Veränderte Rahmenbedingungen in der Gesellschaft erfordern einen Richtungswechsel im Denken vieler Badbetreiber - das ist das Fazit der 6. Hertener Bädertage, zu denen rund 140 Fachleute und Experten aus dem ganzen Bundesgebiet in der vergangenen Woche anreisten.

"Wir möchten Städten und Kommunen mit Rat und Tat zur Seite stehen", erklärte Tagungsleiter Gustav Keinemann und brachte damit das Anliegen aller Mitveranstalter auf einen Nenner. Leere Haushaltskassen in den Kommunen, die Überalterung der Gesellschaft und eine Veränderung des Freizeitverhaltens machen ein Umdenken vieler Badbetreiber unumgänglich. Bäder müssen einen neuen Weg gehen, um sich den veränderten Bedürfnissen der Besucher anzupassen. Großes Lob erntete dabei das Hertener Freizeitbad COPA CA BACKUM, das sich den neuen Herausforderungen schon frühzeitig stellte und seinen Gästen auch in Zukunft ein abwechslungsreiches Angebot bietet.

Auch für Dr. Rudolf Salmen, Vizepräsident des Schwimmverbandes NRW, hat der Austausch mit Kommunen und Vereinen allerhöchste Priorität: "Wir brauchen den Dialog und nicht das Diktat". In seinem Vortrag stellte er die Möglichkeiten eines "Bades in Vereinshand" vor. "Die Kommunen müssen mit den Vereinen ins Gespräch kommen", stellt Salmen klar. Durch die Beratung des Verbandes konnten in der Vergangenheit bereits 30 Bäder an Vereine übergeben werden. DLRG-Präsident Prof. Kurt Wilke betonte in diesem Zusammenhang auch die Wichtigkeit der Schwimmbäder für Kinder. Immer weniger Kinder, die die Grundschule verlassen, können schwimmen. Waren es im Jahr 1996 noch rund 93 Prozent, sind es heute nur noch 75 Prozent. "Seit drei Jahren steigt auch wieder die Zahl der Ertrunkenen", weiß Prof. Wilke zu berichten: In 2003 werden es 700 Menschen sein.

Neben zahlreichen weiteren Vorträgen zu rechtlichen Grundlagen der Vergabe und Finanzierung von Leistungen (VOF-Verfahren), zur allgemeinen Bädersituation im Ruhrgebiet oder auch zum Wasser-Recycling für Bäder, stand zudem eine ganz besondere Ehrung auf dem Programm. Der Erlös der 5. Hertener Bädertage 2002, der dem Deutschen Sportbund e.V. für den Behinderten-Jugendsport zufließt, wurde an zwei besonders erfolgreiche, gehörlose Schwimmerinnen übergeben. Schirmherrin Dr. Christa Thiel, Vizepräsidentin des Deutschen Sportbundes und Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes, überreichte den Erlös in Höhe von 3000 Euro an die Dresdnerin Victoria Zarn und die Essenerin Katrin Schliwa. Beide nahmen an den "Deaflympics", den Olympischen Spielen für Gehörlose, teil und erkämpften sich dort zahlreiche Medaillen. Mit der finanziellen Unterstützung soll der Gehörlosen-Sport gefördert und die Mädchen in ihrem Training unterstützt werden.

Neben dem Deutschen Schwimmverband e.V. und der Hertener Stadtwerke GmbH, die offiziell zu den 6. Bädertagen nach Herten einluden, beteiligten sich folgende Vereine und Institutionen als Mitveranstalter: Deutscher Sportbund e.V. (Frankfurt), Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Bonn), Landessportbund e.V. (Duisburg), Schwimmverband Nordrhein-Westfalen e.V. (Duisburg), Internationaler Arbeitskreis Sportstättenbau (Köln), Internationale Akademie für Bäder-, Sport- und Freizeitbauten e.V. (Hamm), Deutsches Institut für Bäder-, Sport- und Freizeitbauten e.V. (Hamm), Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e.V. (Essen), Kommunalverband Ruhrgebiet (Essen), Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter (Duisburg), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (Bad Nenndorf).