Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 30. Dezember 2003

Grüße vom "Seeadler"

Bocholter Patenschiff: Rückblick 2003 / Ausblick 2004

Bocholt (pd).

Grüße vom Kommandanten des Bocholter Patenschiffs S68 "Seeadler", Kapitänleutnant Michael Horsten, verbunden mit einem Bericht über die Aktivitäten an Bord, erreichten die Stadt Bocholt zum kommenden Jahreswechsel.

Michael Horsten schrieb:

 

 

"Das Jahr 2003 begann für den Seeadler mit einer vierwöchigen Integration in die SNFL (STANDING NAVAL FORCE ATLANTIC). In diesem ständigen Einsatzverband der NATO wurden zusammen mit Fregatten anderer Nationen sowie drei weiteren Booten des 7. Schnellbootgeschwaders zahlreiche gemeinsame Übungen durchgeführt. Der Verband hielt sich von Mitte Januar bis Mitte Februar in der westlichen Ostsee auf und besuchte dabei die Häfen Kiel und Gdingen (Polen).

Nach mehreren Tagen intensiver Einzelausbildung folgte im März eine dreitägige Prüfungsphase am Ausbildungszentrum für Schiffssicherung (AZS) in Neustadt/Holstein. Noch im gleichen Monat wurden im Rahmen einer zweiwöchigen Geschwaderausbildungsfahrt (SQUADEX) der kleine dänische Hafen Assens sowie Varberg in Schweden besucht.

Bereits kurz nach Ostern 2003 nahm der SEEADLER gemeinsam mit Booten des 2. Schnellbootgeschwaders an dem dreiwöchigen NATO-Manöver BLUE GAME teil – dies sollte dann für die Monate Mai bis November 2003 das zunächst letzte längere Seefahrtsvorhaben für das Boot gewesen sein.

Denn die Schnellbootflottille hatte zuvor entschieden, dass für die Bereitstellung von größeren personellen Kontingenten im Rahmen der Bewachung von US-Liegenschaften quartalsweise drei Schnellboote aus der Fahrbereitschaft zu nehmen waren. Für das dritte Quartal 2003 war somit auch der SEEADLER betroffen, der nun für den Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte Oktober etwa die Hälfte seiner Besatzung für die Bewachung der US-Liegenschaft in Hohenfels zur Verfügung stellte.

Nach Rückkehr der Soldaten aus Hohenfels bestand die Hauptaufgabe für den SEEADLER zunächst darin, im Rahmen verschiedener Seefahrtsvorhaben das alte Ausbildungsniveau wieder herzustellen. Ende November folgte ein SQUADEX in der westlichen Ostsee sowie in der dänischen Inselwelt, welches die Boote und den Tender über das Wochenende vom 21. bis zum 23. November nach Kopenhagen führte.

Die Woche vor Weihnachten hielt sich der SEEADLER wieder einmal am AZS in Neustadt/Holstein auf, um sich für die im Quartal I/2004 anstehenden Seefahrtsvorhaben abschließend vorzubereiten.

Das Jahr 2004 beginnt für den SEEADLER mit der Teilnahme an der Operation STROG (Strait of Gibraltar). Die Hintergründe für diesen Einsatz im Rahmen der Ausweitung der Operation ACTIVE ENDEAVOUR werden im Folgenden dargestellt:

Mit der Operation ACTIVE ENDEAVOUR im östlichen Mittelmeer begann bereits am 26.10.2001 der Beitrag der NATO zur Unterstützung des weltweiten Kampfes gegen den internationalen Terrorismus auf Basis des Artikels 5 des NATO-Vertrages. Am 04. Februar 2003 entschied der Nordatlantik-Rat die Ausweitung dieser Operation auf die Straße von Gibraltar. So begann am 10. März 2003 die Operation STROG, die seit dem 01. Oktober auch von deutschen Einheiten unterstützt wird.

Die Bundesregierung hat bisher einem Einsatz für den Zeitraum vom 01. Oktober 2003 bis zum 31. März 2004 zugestimmt. Drei Schnellboote sowie ein Tender werden dabei unter der Führung des NATO-Befehlshabers der Seestreitkräfte Südeuropa (COMNAVSOUTH) in der NATO OPERATION ACTIVE ENDEAVOUR – TASK GROUP STRAIT OF GIBRALTAR (OAE – TG STROG) im Rahmen von Begleitschutzoperationen eingesetzt.

Die TG STROG umfasst insgesamt eine (in der Regel spanische) Fregatte als Führungsschiff, eine "Escort Security Force" aus US-amerikanischen und spanischen "Marines" zur Einschiffung auf den zu eskortierenden Handelsschiffen, ein spanisches Patrouillenboot, einen spanischen Hubschrauber sowie die deutschen Schnellboote und den Tender. Die portugiesische Marine stellt zeitweilig einen Seefernaufklärer für die Einsätze ab. Auftrag der TG STROG ist es, alliierte nichtmilitärische Handelsschiffe durch die Straße von Gibraltar zu eskortieren, um die Passage zu sichern.

Den deutschen Einheiten dient als Ausgangsbasis der Hafen von Cadiz (im Bereich Puntales). Für Begleitschutzaufträge werden im Regelfall zwei deutsche Schnellboote eingesetzt, die dann im Rahmen der TG STROG den Konvoi durch die Straße von Gibraltar geleiten. Ein Rotationssystem sorgt dafür, die Auslastung der Schnellboote durch Begleitschutzaufträge und Bereitschaftsdienst sowie Hafenwache und Ausbildung gleichmäßig zu verteilen. Bei höherer Zahl von zu schützenden Fahrzeugen werden gegebenenfalls auch alle drei Schnellboote eingesetzt. Der Tender hält sich auf Abruf bereit, in See stehend den für den Begleitschutz ebenfalls eingesetzten Hubschrauber zu betanken. Außerhalb der Begleitschutzaufträge erfolgen Instandsetzungs-/Wartungsarbeiten und Ausbildungsvorhaben im Hafen sowie Übungsvorhaben in See, um die Einsatzfähigkeit des Verbandes zu erhalten.

Nachdem nun die NATO am 08. Dezember 2003 die Aussetzung des Begleitschutzauftrages in der STROG beschlossen hatte, traten die deutschen Einheiten – sie bildeten in diesem Quartal das erste Deutsche Kontingent – am 12. Dezember 2003 den Rücktransit an und sind am 20. Dezember in ihren Heimathafen (Warnemünde) zurückgekehrt.

Mit dem anschließenden Wechsel auf das zweite Kontingent werden dann die Schnellboote S 61 ALBATROS, S 62 FALKE, S 68 SEEADLER sowie der Tender ELBE der NATO unterstellt und befinden sich in Warnemünde in Bereitschaft (72 Std.). Dadurch wird eine Wiederaufnahme der Operation innerhalb von 14 Tagen gewährleistet, wenn in der Straße von Gibraltar die Gefährdungs- oder Auftragslage dies erforderlich machen."

Michael Horsten

Kapitänleutnant


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Schnellboot S 68 Seeadler
Das Schnellboot S 68 Seeadler ist seit 1968 das Patenschiff der Stadt Bocholt

PS Jubiläum Interview Kommandant Seeadler
Michael Horsten, neuer Kommandant des Bocholter Patenschiffs S 68 Seeadler wird hier gemeinsam mit Bocholts Bürgermeister Klaus Ehling von Martina Sandalls auf dem St. Georg Platz interviewt
Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt

7. Schnellbootgeschwader
In der Hohen Düne in Warnemünde liegt das 7. Schnellbootgeschwader mit dem "Seeadler"