"Hier kehrt ein Stück historisches Magdeburg in unsere Stadt zurück."
OB Trümper nahm kostbare Fayencen entgegen
Magdeburg.
Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat heute im Kulturhistorischen Museum der Landeshauptstadt die ersten Exemplare der Dr. Manfred Meinz und Jutta Schoeller-Meinz Stiftung entgegen genommen. Gleichzeitig unterzeichneten die Stifter und der Oberbürgermeister den Stiftungsvertrag, der der Landeshauptstadt eine wertvolle Fayencensammlung treuhänderisch übereignet.
"Ein so kostbares Geschenk zu erhalten, gehört zu den seltenen Glücksmomenten in der Geschichte einer Stadt", freute sich Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper, dass die private Sammlung edler Fayencen künftig Eigentum einer Stiftung sein wird, die die Stadt treuhänderisch verwaltet. "Vielen Magdeburgerinnen und Magdeburgern ist gar nicht bekannt, dass es in unserer Stadt einmal eine Fayence- und Steingutmanufaktur gab. Wenn die Einzelstücke künftig im Museum gezeigt werden, wird damit auch eine Episode Magdeburger Geschichte erlebbar."
Die Eheleute Herr Dr. Manfred Meinz und Frau Jutta Schoeller-Meinz, wohnhaft in Bad Iburg, sind Eigentümer einer umfangreichen, sehr bedeutenden und einzigartigen Sammlung Magdeburger Fayencen. Diese Sammlung umfasst 68 nummerierte Objekte mit einem geschätzten Gesamtwert in Höhe von etwa 360.000,00 EUR, darunter kostbare Teller und Platten, Vasen und Krüge, Körbe und Kännchen.
Alle Objekte sind Einzelstücke, die in Magdeburg hergestellt wurden. Das Stifter-Ehepaar hat die Stücke über Jahre zusammengetragen und sie teilweise bei Kunstauktionen erworben. Die Sammlung wird mit dem heutigen Gründungsakt schrittweise in das Vermögen der Dr. Manfred Meinz und Jutta Schoeller-Meinz-Stiftung überführt, die der Landeshauptstadt Magdeburg als deren Eigentum zur treuhänderischen Verwaltung übertragen wird.
Zweck der Stiftung ist die Förderung der Kunst und Kultur. "Dazu wollen wir die Sammlung öffentlich ausstellen und auch für wissenschaftliche Forschungen zugänglich machen", so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper.
Die Sammlung soll nach wissenschaftlichen und museumspädagogischen Gesichtspunkten präsentiert werden, wobei eine Bezugnahme zur Konzeption und zu den Inhalten des Kulturhistorischen Museums Magdeburg angestrebt wird. Im Rahmen der Sonderausstellung zum Stadtjubiläum "Magdeburg 1200 - Mittelalterliche Metropole, Preußische Festung, Landeshauptstadt. Die Geschichte der Stadt von 805 bis 2005" werden die Fayencen im kommenden Jahr erstmals in einer Ausstellung des Kulturhistorischen Museums gezeigt werden.
Der Stiftungszweck wird auch dadurch verwirklicht, dass die Sammlung oder Teile derselben als Leihgaben für Ausstellungen anderer Museen zur Verfügung gestellt werden. Der Stiftungszweck wird weiterhin dadurch gefördert, dass die Sammlung für wissenschaftliche Forschungen und daraus resultierende Veröffentlichungen zugänglich gemacht wird.
Anlässlich der heutigen Vertragsunterzeichnung übergab das Stifter-Ehepaar dem Oberbürgermeister 16 Objekte der Sammlung mit einem Gesamtwert von 79.000,00 EUR. Die Stifter erklärten, das Stiftungskapital schrittweise um weitere 42 Exponate zu erweitern, bis zu einem Gesamtwert von geschätzten 360.000,00 EUR. "Als Magdeburg am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer zerstört wurde, gingen auch viele Kunstschätze und historische Dokumente unwiederbringlich verloren", erinnerte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper in der "Geburtsstunde" der Stiftung an ein trauriges Kapitel Magdeburger Geschichte. Bei der Zerstörung Magdeburgs waren auch Kunstschätze aus dem Bestand des Kaiser Friedrich Museums verloren gegangen, darunter Fayencen der Magdeburger Manufaktur Guischard. "Deshalb freue ich mich umso mehr, dass am Vorabend unserer 12hundert Jahrfeier Originale aus aller Welt, die einst hier angefertigt wurden, in unsere Stadt zurück kehren. Wir werden die Sammlung bewahren und pflegen."
Hintergrund
Dr. Meinz-Stiftung
Bei der Dr. Manfred Meinz und Jutta Schoeller-Meinz Stiftung handelt es sich um eine unselbständige, nicht rechtsfähige Stiftung, die aufgrund der Unselbständigkeit unter der Trägerschaft der Landeshauptstadt Magdeburg in Form eines Treuhandverhältnisses geführt wird. Die Landeshauptstadt Magdeburg handelt im Rechtsverkehr für die Stiftung. Eine unselbständige Stiftung charakterisiert sich dadurch, dass der Stifter ein bestimmtes Vermögen von ihm gesetzten Zwecken auf Dauer widmet. Da die nichtrechtsfähige Stiftung einen Träger benötigt, der das Vermögen annimmt und entsprechend verwaltet, ist das Stiftungsgeschäft zur Errichtung einer nichtrechtsfähigen Stiftung von der Annahme durch den vorgesehenen Träger, im Fall der kommunalen Stiftung der Kommune, abhängig.
Die zu gründende Stiftung plant, die Sammlung dauerhaft dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu übertragen, um sie so der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Zweck der Stiftung liegt in der Förderung von Kunst und Kultur. Gleichzeitig soll mit den Exponaten eine Verbundenheit zur Geschichte der Landeshauptstadt Magdeburg geschaffen werden. Publikationen sowie Leihgaben für Ausstellungen anderer Museen sollen den Stiftungszweck fördern.
Der Stiftungsträger soll das Stiftungsvermögen unter Beachtung des Stiftungszweckes über den Tod der Stifter hinaus unentgeltlich verwalten, erhalten und gegebenenfalls ergänzen sowie für die Anerkennung und Aufrechterhaltung der Gemeinnützigkeit der Stiftung sorgen. Alle Aufwendungen für die Verwaltung der Stiftung werden ausschließlich aus den Stiftungserträgen gedeckt.
Magdeburger Fayencen
Der Oberbegriff "Keramik" unterteilt sich in Porzellan, Fayence, Steingut und Steinzeug (Unterschiede erklären sich aus der Materialzusammensetzung, Brenntemperatur etc.). Bei den Stücke der Dr. Meinz-Stiftung handelt es sich ausschließlich um Fayencen aus der Magdeburger Fayence- und Steingutmanufaktur Guischard. Die Manufaktur gab es von 1756 bis 1839 in der Braunehirschstraße (heute etwa Krökentor). Die französische Einwandererfamilie Guischard produzierte zunächst kostbare Fayencen und erst etwa 3 Jahrzehnte später auch das preiswertere Steingutgeschirr.
Die Sammlung der Familie Meinz, die jetzt als Stiftung in das Museum gelangt, besteht aus den frühen hochwertigen Fayencen. Solche attraktiven Stücke wie zum Beispiel Netzvasen, Zierkörbe, Platten u. ä. sind im Zweiten Weltkrieg dem damaligen Kaiser Friedrich Museum verloren gegangen.
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