Gute Neuigkeiten vom Blauen Turm

28.06.2004 | Herten

Bewilligungsbescheid liegt vor - Einsatzmaterial ausschließlich Biomasse

Es gibt viele Neuigkeiten vom Blauen Turm. Otto Lerchenmüller, Pressesprecher und Gesellschafter der H2Herten GmbH, hatte am Montag gleich neun neue Informationen. Die wichtigsten: Der Bewilligungsbescheid aus Düsseldorf für den Blauen Turm liegt vor, durch eine Änderung der Gesetzeslage wird nur noch Biomasse als Material eingesetzt und im Falle des positiven Ratsbeschlusses am kommenden Mittwoch ist der Weg für den Blauen Turm auf Ewald geebnet.

Die Punkte präsentierte Otto Lerchenmüller im Einzelnen:

1. "Die Antragsunterlagen wurden bis 31.12.2003 bei der Bezirksregierung in Münster eingereicht, damit bis 28.6.2004 die Genehmigung vorliegen kann. Also am heutigen Montag. Beantragt war das Einsatzmaterial Holz aus der haushaltsnahen Sperrmüllsammlung aus den umliegenden Gemeinden und Kreisen. Durch Vertragspartner wurde in Aussicht gestellt, die erforderlichen Mengen auf 15 Jahre zu sichern, eine absolute Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage. Auf diese Einsatzstoffe war die Anlagentechnik mit den Erfordernissen der 17. BImSchV ausgerichtet, das heißt u. a. auch eine aufwändige Produkt- und Rauchgasreinigung, um die geforderten Abluftwerte erreichen zu können. Die ursprüngliche Anlagenkonzeption sah etwas anders aus: Als Einsatzmaterial waren ursprünglich unbehandelte nachwachsende Rohstoffe wie z. B. Holz, Straßenbegleitgrün, Grünschnitt geplant. Die Probleme 2002/2003 waren: Es schienen nicht genügende Mengen an Inputmaterial vertraglich auf 15 Jahre gesichert werden zu können. Eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit, bezogen auf die Investkosten, war somit nicht gegeben. Daher im Herbst 2003 das Umschwenken auf den oben beschriebenen Einsatzstoff.

2. Änderung der Gesetzeslage Vor wenigen Wochen wurde das Erneuerbare-Energieen-Gesetz, EEG, durch Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat neu gefasst. Am 17.6. erfolgte die Zustimmung des Bundestages zum Ergebnis des Vermittlungsausschusses. Das Inkrafttreten dieses novellierten EEG-Gesetzes wird für den 2.8.2004 erwartet. Aufgrund dieser neuen Gesetzesänderung haben sich die ökonomischen Rahmenbedingen gänzlich geändert. Schon erste Nachrechnungen ergaben, dass sich nur noch das Einsatzmaterial Biomasse rechnet. Also das Material, das ursprünglich für den Blauen Turm AufEwald geplant war. Die gesetzlich festgelegten Erlöse betragen nun durchschnittlich bis zu 17 Cent pro kWh. In den letzen zwei Monaten haben wir auch durch Gespräche und Verhandlungen erreicht, dass die notwenigen Mengen an Biomasse aus der Region zur Verfügung stehen werden. Der Jahresbedarf für den Blauen Turm beträgt ca. 35.000 t (roh), d. h. frische Biomasse. Daraus können in der Stunde 3.400 kW Strom gewonnen werden. Im Jahr also mehr als 25.000 MW.

3. Sowohl die Teilnehmer der Projektgruppe Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum und Blauer Turm AufEwald als auch die Gesellschafter der H2Herten GmbH kamen zum einmütigen Ergebnis, aufgrund dieser neuen Gesetzeslage das Einsatzmaterial zu ändern. Die Bezirksregierung wurde umgehend informiert. Denn es gibt ja wenig Sinn eine Genehmigung zu erarbeiten, deren Ergebnis dann vom Antragsteller nicht realisiert wird. Bis hierher eine sehr erfreuliche Entwicklung: - Die Realisierungsmöglichkeit des ursprünglichen Konzeptes bezüglich des Einsatzmaterials ist gegeben, - die Bedenken der kritischen Bürger und Initiativen bezüglich des Einsatzmaterials sind gegenstandslos.

4. Ein Wehrmutstropfen: die Genehmigung wird nicht heute (28.6.2004) an uns übergeben, wie ursprünglich geplant, das Genehmigungsverfahren wird noch 6-8 Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Da aber die vorliegende Genehmigung wiederum Voraussetzung für die Freigabe der Fördergelder und für die Entscheidungen der Projektpartner über ihre weitere Mitwirkung und den Beitritt zur H2Herten GmbH ist, können diese Entscheidungen erst dann - also ab Mitte August - getroffen werden.

5. Eine sehr erfreuliche Mitteilung: Der Bewilligungsbescheid aus Düsseldorf für den Blauen Turm AufEwald liegt seit Mai vor. Die Höhe des Zuschusses beträgt € 6,27 Mio, das sind 45 % der technischen, förderfähigen Gesamtkosten. Die Gesamtkosten für den Blauen Turm AufEwald (Technik, Baukosten und ein Jahr Demonstrationsbetrieb) betragen aus heutiger Sicht: ca. € 18,8 Mio D. h. die Höhe des Eigenkapitals, das von der H2Herten GmbH bereitgestellt werden muss, beträgt: ca. € 12,53 Mio. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Meilensteinkonzeptes, das von der H2Herten GmbH, der Projektgruppe, dem Anlagenbauer und dem Lizenzgeber erarbeitet wurde und in den nächsten Wochen endgültig abgestimmt wird, d. h. nach Vorliegen

  • der Genehmigung
  • der Gesamtkosten und der Wirtschaftlichkeitsberechnung
  • des Generalunternehmervertrages mit den entsprechenden Garantien
  • des Bewilligungsbescheides
  • der Planungssicherheit für das Grundstück
  • eines belastbaren Realisierungszeitplans
können nun alle Beteiligten und werden die Entscheidungsgremien der Stadtwerke und der AGR ihr weiteres Vorgehen beraten und zeitnah beschließen (so die Beschlusslage). Verschiedene Beteiligungsformen und Finanzierungskonzepte werden derzeit von der H2Herten GmbH geprüft, um auf alle Entscheidungen reagieren zu können.

6. Weiter erfreulich: der Bebauungsplan wurde vom zuständigen Ausschuss der Stadt Herten letzte Woche mit überwältigender Mehrheit, insbesondere mit Unterstützung der beiden großen Parteien, beschlossen. Am Mittwoch folgt die abschließende Beschlussfassung durch den Rat. Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Rechtssicherheit und eine entscheidende Vorraussetzung, das Interesse von Investoren und Firmen für das Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum gewinnen zu können. Jetzt steht durch Stadtratsbeschluss fest, dass an diesem Standort, auf dem ehemaligen Zechengelände, der Blaue Turm gebaut werden kann. Am Standort des "schwarzen Goldes" wurde über hundert Jahre Kohle gefördert. Jetzt soll dort Energie aus Biomasse gewonnen werden. Also "blaues Gold".

7. Zur Anlagentechnik noch eine Bemerkung: Wir haben keine Änderung der Anlagentechnik beantragt. Trotz des geänderten Einsatzmaterials, das eigentlich eine weniger aufwändige Gasreinigungstechnik erforderlich machen würde. Eine Genehmigung auf der Grundlage der 4. BImSchV würde genügen. Wir werden aber auch weiterhin die Anforderungen der weit strengeren 17. BImSchV planerisch verfolgen und erfüllen. Diese Entscheidung wurde vor allem auch deshalb getroffen, weil die gesamte Anlage technisch durchgeplant ist und eine Änderung der Technik zu erheblichen Planungsmehrkosten führen würde. Der Abschlußbericht über die gesamte Anlagentechnik, erstellt von ThyssenKrupp (TKPS), liegt vor. Der Generalunternehmervertrag wird in den kommenden Wochen endverhandelt. Deshalb wurde sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen keine Änderung der Anlagen-technik vorgenommen und beantragt.

8. Der Zeitplan für die Realisierung des Blauen Turms AufEwald stellt sich aus heutiger Sicht für mich wie folgt dar:

  • erwartete Genehmigung des Vorhabens aus Münster: ab Mitte August
  • Feststellung der definitiven Gesamtkosten bis Ende August (oder früher)
  • Entscheidung der Projekt-Partner (AGR und Stadtwerke) über den Beitritt zur H2Herten und/oder alternative Finanzierungskonzepte bis Mitte/Ende September
  • Baubeginn - erster Spatenstich ca. Ende 2004/Anfang 2005
  • Fertigstellung der gesamten Anlage, Probe- und Demonstrationsbetrieb Ende 2006
  • parallel Entwicklung des Wasserstoff-Kompetenz-Zentrums mit Ansiedlung von Firmen wie z. B. Masterflex
  • parallel Entwicklung eines Qualifizierungszentrums für diese neuen Wasserstofftechnologien
  • Für diesen Gesamtbereich Wasserstofftechnologie Schaffung von ca.100 Arbeitsplätzen bis 2006 AufEwald

9. Der Blaue Turm in der aktuellen Kunst: Der Künstler Wolfgang Nocke, hat die Edition "Zauberberg Herten" herausgegeben. Das Motiv zeigt unter anderem den Blauen Turm und den "Zauberberg" mit Windrad und vielen Mountainbikes."

Pressekontakt: Pressestelle, Svenja Küchmeister, Telefon: 02366-303227, eMail: s.kuechmeister@herten.de



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Wolfgang Nocke - Zauberberg (06.04)